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Erneuter Vorfall in Rheinland-Pfalz

Flugzeug lässt 30 Tonnen Kerosin über der Pfalz ab

Schon wieder: Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat ein Flugzeug größere Mengen Treibstoff über der Pfalz abgelassen.

Gesamte Pfalz betroffen

Wie die Deutsche Flugsicherung in Langen bestätigte, ereignete sich der Vorfall bereits am Montag. Eine Boeing der moldawischen Fluglinie Aerotrans Cargo war gegen 21 Uhr vom Flughafen Hahn in Richtung Aserbaidschan aufgebrochen, habe jedoch kurz nach dem Start im Hunsrück einen technischen Defekt gehabt. Der Pilot meldete die Unregelmäßigkeiten der Flugsicherung und habe den Angaben zufolge in einer Flughöhe von etwa 23.000 Fuß, also rund 7000 Meter, 30 Tonnen Kerosin abgelassen. Dafür flog die Maschine eine große Runde, die von Saarlouis im Westen bis über die gesamte Pfalz reichte.

Es ist bereits der zweite Fall in diesem Jahr, in dem Treibstoff über der Pfalz freigelassen wurde. Beide Male handelte es sich um eine Frachtmaschine der moldawischen Airline.

Warum wird überhaupt Kerosin abgelassen?

Das Ablassen von Treibstoff („Fuel Dumping“) bezeichnen Flugsicherung und Regierung als „ein Notverfahren sowohl für zivile als auch militärische Luftfahrzeuge, um aus Gründen der Flugsicherheit eine sichere Kontrolle und Landung des Flugfahrzeuges zu ermöglichen“. Muss eine Maschine etwa die Route vorzeitig abbrechen und außerplanmäßig umkehren, kommt es in einigen Fällen vor, dass der Tank zu voll ist, um sicher zu landen. Piloten geben dann die überschüssige Menge Kerosin frei.

Rheinland-Pfalz ist „Spitzenreiter“

Auch im letzten Jahr war es immer wieder zu Zwischenfällen im Flugraum über RLP gekommen. Hierzulande wird statistisch am meisten Kerosin abgelassen.

Diese Regionen sind besonders betroffen

Ist „Fuel Dumping“ unbedenklich für Mensch und Natur?

Das Wirtschaftsministerium sieht hierbei keine Umweltgefahr. Es beruft sich auf eine 25 Jahre alte Studie, in der von einer „vernachlässigbaren Kontamination des Bodens“ die Rede ist. Auch das Bundesamt für Zivilluftfahrt und der TÜV Rheinland sehen keinen Grund zur Sorge. Der Großteil des abgelassenen Kraftstoffes verdampfe ohnehin in der Atmosphäre und es lande nur eine verschwindend geringe Menge am Boden (0,02 Gramm je Quadratmeter). „Das ist so viel wie ein Schnapsglas Kerosin verteilt auf 1000 Quadratmeter“, heißt es seitens der Lufthansa.

Umweltschützer, wie etwa der Blog „Ecowoman“ aus Mainz, kritisieren das Verhalten der Behörden. Es sei bewiesen, dass Kerosin ein starkes Kontaktgift ist, das eine akute oder chronische Vergiftung verursachen kann, wenn es oral eingenommen, inhaliert oder mit der Haut in Kontakt kommt. Eine neue Studie, die die Gefährdung durch „Fuel Dumping“ weiter beleuchtet, sei unabdingbar. Dabei heißt es: „Wer Benzin illegal in der Natur entsorgt, wird zu recht mit hohen Geldbußen bestraft. Wenn Flugzeuge jedoch ihren Tank völlig legal über Wälder und Städte entleeren, gilt das plötzlich als unschädlich und interessiert niemanden.“

Quelle: Südwestdeutsche Zeitung / Welt / Ecowoman