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Zu große Leistungsspannen bei Fünftklässlern

Verbindliche Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg wird eine verbindliche Grundschulempfehlung eingeführt. Hintergrund sind die teils zu großen Leistungsspannen in den fünften Klassen der weiterführenden Schulen.

Kritische Rückfragen bei der Schulwahl möglich

Bisher gab es für alle Kinder zum Ende der vierten Klasse eine Empfehlung für eine weiterführende Schule. Nichtsdestotrotz bleib es am Ende den Eltern überlassen, ob ihr Kind nun die fünfte Klasse an einem Gymnasium oder einer Realschule besuchen sollte. Die Folge: Teils sehr große Leistungsunterschiede im Unterricht.

Ab dem kommenden Frühjahr wird nun aber (nach Bayern, Berlin, Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt) auch in Baden-Württemberg eine sogenannte verbindliche Grundschulempfehlung abgegeben. Das bedeutet, Eltern können ihr Kind dann nicht mehr einfach nach Belieben an einer weiterführenden Schule anmelden, sondern müssen die Empfehlung dort vorlegen.  Womöglich kommt es hier seitens des gewählten Gymnasiums oder der Realschule zu kritischen Rückfragen.

„Ziel ist es, die Eltern bei der Entscheidung für eine passende Schule für ihr Kind zu beraten und sie dabei auf mögliche unrealistische Erwartungshaltungen hinzuweisen“, erklärte  Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) schon vor einiger Zeit zu dem Thema.

Hochbegabte und Förderschüler in einer Klasse

Bis heute sind viele Gymnasien überfordert, da sie Schüler mit einem schwächeren Leistungsniveau nicht mehr halten können. Im Gegenzug ist die Frustration bei Kindern auf einem entsprechend höheren Level hoch. Ähnlich verhält es sich an Realschulen.

„Zu oft landen Kinder nach der Grundschule auf einer Schulform, die nicht zu ihrem Leistungsvermögen oder ihren Neigungen passt“, heißt es seitens des nordrhein-westfälischen Verbands „lehrer nrw“.  Karin Broszat, Vorsitzende des baden-württembergischen Realschullehrerverbands, berichtet:  „Bei uns sitzen inzwischen Hochbegabte und Förderschüler in einer Klasse.“

Lehrer können individuelle Förderung nicht gewährleisten

Auch Lehrer fühlen sich teilweise durch ihre ignorierten Empfehlungen nicht mehr ernstgenommen. „Wir haben den Auftrag, jedes Kind individuell zu fördern. Wie sollen wir das gewährleisten, wenn wir keine Ahnung haben, auf welchem Leistungsstand die Kinder sind, wenn sie zu uns kommen?“,  fragt Peter Silbernagel, Vorsitzender des nordrhein-westfälischen Philologenverbands und Vertreter der Gymnasiallehrer.

Von ersten Erfolgen der verbindlichen Grundschulempfehlung berichten Bildungsforscher aus Bayern.  Hier nähern sich die Leistungsunterschiede von Gymnasiasten sich immer mehr an.

Der Deutschen Philologenverband hat noch einen weiteren Reformvorschlag. Zusätzlich zu einer verbindlichen Empfehlung der Grundschule,  sollen Viertklässler Tests absolvieren, die darüber entscheiden, welche weiterführende Schulform die richtige für das Kind ist. Der Vorschlag soll nun geprüft werden.

Quelle: Wunderweib