Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio
Rheinland-Pfalz: Mainz/Neustadt

Nagetier-Invasion am Rhein: Gefahr für Kinder

Die aus Südamerika stammenden Nutrias (biberähnliche Nagetiere) breiten sich hierzulande immer mehr aus und sorgen derzeit für ernste Probleme in den Rhein-Regionen von RLP. Wichtige Deiche werden zerfressen und es besteht die Gefahr, dass Salmonellen und Parasiten auf Menschen übertragen werden.

Nager beißen und übertragen Salmonellen und Trichinen

Nutrias sehen auf den ersten Blick aus wie Biber und leben in Wassernähe. Nun hat es den Rhein im Land erwischt. Die Nager buddeln sich durch Deiche und fressen die Ufervegetation. Die Deichmeisterei Speyer berichtet laut Umweltministerium in Mainz, dass die Stabilität der direkt am Fluss liegenden Deiche durch die Erdhöhlen der Nagetiere gemindert sein kann. In Neustadt an der Weinstraße ist die Stadtverwaltung besorgt, weil sich in einer Gasse gleich 14 Nutrias angesiedelt haben. Sie fürchtet, dass Kinder gebissen und mit Salmonellen und Trichinen infiziert werden könnten.

Milder Winter begünstigt Verbreitung

Die Nager haben sich in den vergangenen Jahren in Rheinland-Pfalz erheblich ausgebreitet. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes sind die anhaltend milden Winter einer der Gründe dafür. Nach Deutschland kamen sie, weil sie seit den 20er Jahren in Pelztierfarmen gehalten wurden.

In Koblenz wurde beobachtet, wie Nutrias Möhrenstücke aus den Händen von Spaziergängern fraßen. In Ludwigshafen, Trier und Mainz reden die Stadtverwaltungen von Einzelbeobachtungen; eine größere Zahl sei noch nicht gemeldet worden. „Die Stadt Mainz empfiehlt generell, Wildtiere nicht zu füttern - auch Nutrias nicht“, erklärte ein Sprecher.

In RLP wird nicht auf die Nutrias geschossen

Was aber tun? Nutrias werden nicht im Bundesjagdgesetz aufgeführt, das heißt sie können eigentlich nicht geschossen werden. Aufgrund ihrer Verbreitung werden sie aber in einigen Bundesländern bejagt, darunter Baden-Württemberg, Hessen und dem Saarland, nicht aber in Rheinland-Pfalz.

In einer Umfrage wollten die Struktur- und Genehmigungsdirektionen wissen, ob schon Probleme aufgetreten sind. Am Lingenfelder Altrhein, in Budenheim/Heidesheim und Oppenheim/Guntersblum wurden die Tiere demnach gesehen, Schäden seien dort aber nicht bekannt geworden, erklärte das Umweltministerium. Nur in Speyer seien „Probleme in der Unterhaltung von Hochwasserschutzanlagen oder Gewässern durch Nutria aufgetreten“.

Lebendfallen nicht besonders effektiv

Das Ministerium empfiehlt, in besonders zu schützenden Bereichen Lebendfallen aufzustellen. Genau das wurde in Neustadt an der Weinstraße probiert. Neben Schildern mit der Bitte, die Tiere nicht zu füttern, wurden große Käfige mit Sellerie und Möhren bestückt. Aber die Nutrias tappten nicht in die Falle. „Die Tiere sind zu schlau“, berichtete Stadtsprecherin Dagmar Staab. Dabei liebten sie das Gemüse eigentlich. „Vielleicht hätte man doch eine Rieslingschorle nehmen sollen…“

Quelle: dpa