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Rheinland-Pfalz

„Das ist ein Horror“ – Ausmaß der Katastrophe wird deutlich

Die Wassermassen gehen allmählich im Land zurück. Nur nach und nach wird so das Ausmaß der unvorstellbaren Zerstörung deutlich.

Zahl der Toten wird noch steigen

Die Hochwasserkatastrophe an Ahr und Mosel hat mindestens 90 Menschen das Leben gekostet; die Zahl werde aber vermutlich noch steigen, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Freitag nach einer Sondersitzung des Kabinetts in Mainz. Eine nicht genau bekannte Zahl von Menschen wird noch vermisst. Die Lage hierzu ist nach wie vor unübersichtlich. 

„Das Leid nimmt auch gar kein Ende“, sagte Dreyer bei einem Besuch der Berufsfeuerwehr in Trier. Überall gehe jetzt das Wasser zurück, daher würden nun Menschen gefunden, die bei der Katastrophe ertrunken seien. “Und da könnte man eigentlich nur noch weinen. Das ist ein Horror.“

Für Menschen in Einrichtung kam jede Hilfe zu spät

Unter den Toten sind unter anderem zwölf Bewohner*innen einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung in Sinzig, die an der Mündung der Ahr in den Rhein liegt. „Das Wasser drang innerhalb einer Minute bis an die Decke des Erdgeschosses“, zitiert die dpa den Geschäftsführer des Landesverbands der Lebenshilfe Rheinland-Pfalz, Matthias Mandos. Die Nachtwache habe es noch geschafft, einige Bewohner*innen in den ersten Stock des an der Ahr gelegenen Wohnheims zu bringen. „Als er die nächsten holen wollte, kam er schon zu spät.“ Am Freitag, als die Flut vorüber war, war an dem Gebäude eine etwa drei Meter hoch reichende Schlammschicht zu sehen, die über die Fenster des Erdgeschosses reichte.

320 Menschen mit Hubschrauber gerettet

Bei der Rettung von Menschen hätten die Einsatzkräfte Unglaubliches geleistet, so Dreyer. Am Donnerstag konnten nach ihren Angaben elf Hubschrauber 320 Menschen retten, die von den Fluten eingeschlossen waren. Die Zerstörung sei „einfach immens“. Menschen stünden jetzt komplett vor dem Nichts. Ohne Hab und Gut. Auch sei die Infrastruktur vielerorts zerstört.

Aufräumarbeiten in Prüm und Kordel

In Prüm in der Westeifel beteiligten sich am Freitag viele Bewohner*innen am Beseitigen der Hochwasserspuren. „Das Wasser ist soweit abgeflossen“, sagte Bürgermeister Aloysius Söhngen. „Die Leute packen an, helfen sich.“

Erste Aufräumarbeiten gab es auch in Kordel im Landkreis Trier-Saarburg. Auch wenn die Pegel sinken: Die Lage sei nach wie vor kritisch, sagte ein Sprecher der Kreisverwaltung. Noch gebe es Bereiche in dem Ort mit 2.000 Einwohner*innen, die nicht erreichbar seien. Kordel ist wegen überschwemmter Zufahrtswege weiter zum Großteil abgeschnitten. In weiten Teilen gebe es nach wie vor Stromausfall.

Am Freitag waren weiter noch zahlreiche Straßen und Bahnstrecken gesperrt oder nur eingeschränkt zu befahren. In Sinzig wurde eine Brücke über der Ahr beschädigt, die Teil der B 9 ist, die Bundesstraße entlang des Rheins ist dort gesperrt.

Die Landesregierung beschloss die Einrichtung einer Stabsstelle Wiederaufbau. Die Bundesregierung will in der kommenden Woche über Aufbauhilfen für Bürger*innen und Kommunen in den Überschwemmungsgebieten entscheiden.

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Quelle: dpa