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Nordrhein-Westfalen: Krefeld

Frau fast von Ast aufgespießt: Gaffer machen Fotos, statt zu helfen!

Eine 22-jährige Krankenschwester war mit ihrem Auto unterwegs, als plötzlich ein Baum vor ihren Wagen stürzte. Obwohl sie selbst verletzt und ihr Pkw völlig zerstört wurde, kam ihr niemand zu Hilfe. Stattdessen zückten mehrere Gaffer ihre Handys.

Unfall wegen Orkan „Friederike“

Orkan „Friederike“ sorgte in der vergangenen Woche in weiten Teilen Deutschlands für Verwüstung. Auch die 22 Jahre alte Krankenschwester Linda Estella Ellerbrock aus Krefeld hat die Auswirkungen des Sturmtiefs bei einem heftigen Unfall zu spüren bekommen. Die junge Frau war gerade mit ihrem Auto unterwegs, als vor ihr plötzlich ein Baum auf die Straße stürzte. Sie hatte keine Chance mehr auszuweichen und prallte bei  voller Fahrt in das dichte Geäst.

Linda Estella Ellerbrock Ich bin unter anderem für die Sperrung des Frankenrings heute vormittag verantwortlich. Ein ganz großes Dankeschön an all die ,die hinter mir angehalten haben und einfach umgedreht haben ohne sich zu...

Ein großer Ast des Baumes bohrte sich durch die Windschutzscheibe – und verfehlte die Krankenschwester um Haaresbreite. „Ich hatte unglaubliches Glück“, so die junge Frau.

Wie durch ein Wunder nur leicht verletzt

Beinahe noch dramatischer als der Unfall selbst, waren jedoch die Reaktionen anderer Autofahrer und diverser Passanten. Obwohl mehrere Pkws hinter der 22-Jährigen unterwegs waren, hielt keiner der Verkehrsteilnehmer an, um zu helfen oder einen Krankenwagen zu rufen.

Unter starken Schmerzen schaffte es Linda Estella Ellerbrock schließlich selbst, sich aus dem Fahrzeugwrack zu befreien und Hilfe zu rufen. Nach wie vor hatte niemand angehalten und sich nach dem Zustand der Frau erkundigt. Glücklicherweise trafen die Rettungskräfte schnell am Unfallort ein und leisteten erste Hilfe. Ellerbrock erlitt wie durch ein Wunder „nur“ einige Prellungen.

Linda Estella Ellerbrock Ich bin unter anderem für die Sperrung des Frankenrings heute vormittag verantwortlich. Ein ganz großes Dankeschön an all die ,die hinter mir angehalten haben und einfach umgedreht haben ohne sich zu...

Gaffer fotografierten die Verletzte

Als die 22-Jährige gerade von einem Notarzt versorgt wurde, sammelten sich immer mehr Personen um das Wrack und begannen Bilder des Geschehens zu schießen. „Wenn man erst keine Hilfe bekommt und dann von Handykameras fotografiert wird, fühlt sich das schon ziemlich mies an“, sagt die Krankenschwester.

In der Facebook-Gruppe „NETT-WERK Krefeld“ machte die Linda Estella Ellerbrock ihr schockierendes Erlebnis öffentlich. Neben Bildern ihres zerstörten Autos schreibt sie:

„ […]Ein ganz großes Dankeschön an all die ,die hinter mir angehalten haben und einfach umgedreht haben ohne sich zu vergewissern wie es mir geht. Hätte ich nicht dezent unter Schock gestanden hätte ich mir gerne die Kennzeichen notiert!! Außerdem vielen Dank an die ganzen Gaffer!!Dank eurer Fotosession entstehen weitere Unfälle und es bildet sich noch mehr Stau! Wurde nur knapp aufgespießt, wären dann vielleicht ein paar spektakulärere Bilder geworden. Ich frage mich nur was gewesen wäre,wenn ich nicht in der Lage gewesen wäre das Auto zu verlassen. Wärt ihr dann auch weiter gefahren? […] Keiner der Einsatzkräfte konnte glauben das ich noch stehe und mir so gut wie gar nichts passiert ist. Ich hatte mehr als nur Glück!“ [sic]

Schon mehr als 100 Mal wurde der Beitrag geteilt. Viele andere Facebook-User können nicht glaube, was die Krankenschwester erlebt hat. Bleibt zu hoffen, dass Ellerbrocks Kommentar auch genau jene Gaffer erreicht, die bei dem Unfall tatenlos blieben.

Quelle: Express