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Sicherer unterwegs mit diesen Tipps

So schützt du dein Kind auf dem Schulweg

Es ist nahezu unmöglich, dass Eltern ihre Kinder rund um die Uhr bewachen und beschützen können. Mit ein paar einfachen Maßnahmen, wie zum Beispiel sinnvollen Notfall-Apps auf dem Smartphone der Kinder, können Eltern aber dafür sorgen, dass ihre Sprösslinge sicherer unterwegs sind.

Kinder über Gefahr aufklären

Es war eine schreckliche Situation, die ein Mädchen im vergangenen Sommer erleben musste. Auf dem Schulweg wurde das 12-jährige Kind von einem unbekannten Mann in einen Transporter gezerrt und missbraucht (wir berichteten). Mit seinem Handy konnte das Mädchen die Polizei verständigen und den Lieferwagen genau beschreiben, so dass sie gefunden und befreit werden konnte.

Dieser Vorfall löste viele Reaktionen bei Eltern aus. Viele sind verunsichert und verängstigt. Sie fragen sich, wie sie ihre Kinder vor solch einem Überfall schützen können. Was können sie ihren Kindern mit auf den Weg geben, damit sie sich verteidigen können und wie kann ein Smartphone hier im Notfall helfen?

Notruf per WhatsApp?

Da bereits viele junge Kinder ein Smartphone besitzen, kann dies in einer Notlage natürlich sehr hilfreich sein. Sie können ihre Familie oder gleich die Polizei kontaktieren.

Achtung: Wird WhatsApp nicht nur zum Chatten, sondern auch zum Telefonieren benutzt, sollte das Kind wissen, dass man die Polizei und Feuerwehr nur über einen normalen Anruf erreichen kann.

Apps, die Kinder schützen können

Echo112

Gerät ein Kind in eine Notlage und braucht schnell die Polizei, Feuerwehr oder einen Arzt, kann die Gratis-App „Echo112“  (für iOS und Android) helfen. Diese verfügt über eine schnelle Notruf-Option. Wird der entsprechende Button gedrückt, ortet die Anwendung die Position des Handybesitzers und sendet diese automatisch per SMS an den Rettungsdienst.

Tabaluga SOS

Einen großen SOS-Knopf hat auch die App „Tabaluga SOS“ (für iOS und Android), mit dem schnell und unkompliziert Hilfe gerufen werden kann. Nach dem Drücken des Knopfes ortet das System das Smartphone und sendet die GPS-Koordinaten sowie ein medizinisches Notfall-Profil des Kindes, das beim Einrichten der Anwendung erstellt wurde, an die 24 Stunden besetze Notfallzentrale, die daraufhin sofort zurückruft.

Kann das Kind nicht erreicht werden, wird umgehend die Polizei und der Rettungsdienst verständigt. Die kostenpflichtige App (ab 5,95 Euro pro Monat mit 12 Monaten Laufzeit) sendet aber auch eine Nachricht an die Eltern, wenn das Kind an einem bestimmten Ort, zum Beispiel der Schule, eintrifft.

Familonet

Mit der App „Familonet“ (für iOS und Android) kann durch einfaches Tippen der Standort mitgeteilt und in Echtzeit aktualisiert werden. Zudem können bestimmte Orte wie die Schule, die Sporthalle oder das Zuhause per GPS definiert werden. Erreicht das Kind einen dieser Plätze, wird eine Benachrichtigung verschickt. Die App verfügt ebenfalls über einen Hilferuf und man wird mit einem Familienmitglied oder direkt mit dem Notruf verbunden.

Das sollte dein Kind wissen

Smartphone-Apps können zwar eine sinnvolle Hilfe sein, doch besteht keine Netzverbindung, sind auch diese nutzlos. Eltern sollten ihren Kindern daher wichtige Informationen mit auf den Weg geben, damit sie sich in einer Notsituation auch selbst zu helfen wissen.

  • Ein Kind sollte wissen, dass es die Polizei unter der Nummer 110 jederzeit kontaktieren kann.
  • Im Notfall sollte sich das Kind an andere Erwachsene wenden und um Hilfe bitten. Eltern sollten diese Gespräche immer wieder gemeinsam üben.
  • Kindern Zufluchtorte zeigen, wie zum Beispiel ein Supermarkt oder Friseur, zu denen sie gehen können, wenn sie in Bedrängnis kommen.
  • Kinder sollten häufig genutzte Fallen kennen: Täter locken Kinder mit Süßigkeiten, Tierbabys oder Spielzeug.
  • Eltern sollten ihre Kinder nicht alleine und vor allem nicht im Dunkeln lange Strecken laufen lassen. Darauf achten, dass ein Kind nicht auf abgelegenen Wegen läuft, sondern dort, wo auch andere Menschen unterwegs sind.
  • Kinder nicht alleine zur Schule laufen lassen, in einer Gruppe ist es unterwegs sicherer.
  • Dem Kind eine Trillerpfeife mitgeben, damit es auf sich aufmerksam machen kann, wenn es in Bedrängnis gerät.
  • Wird das Kind bedroht, sollte es laut schreien, um auf sich aufmerksam zu machen.
  • Den Namen des Kindes nicht sichtbar auf Schulranzen oder Sporttasche schreiben, damit ihn Fremde nicht lesen können. Kinder haben schneller Vertrauen, wenn sie mit ihrem Vornamen angesprochen werden.  

Kindern keine Angst machen

Es ist wichtig, dass Eltern ihre Kinder auf mögliche Situationen vorbereiten und sie über die Angst aufklären, doch das WIE ist entscheidend, weiß Diplom-Psychologe Norbert Terstegen von Neuhland, einem Krisendienst für Kinder und Jugendliche. Besonders wichtig ist, dass Kinder nicht in Panik und Schrecken versetzt werden. Das verunsichert sie nur. 

„Kinder, die nicht selbstbewusst auftreten, werden häufiger gemobbt oder Opfer als psychisch stabile Kinder. Sie strahlen unbewusst ein anderes Signal an den Täter aus“, weiß Terstegen. Eltern sollten daher die Selbstständigkeit und Bewegungsfreiheit des Nachwuchses nicht einschränken.

Sätze wie „Rede mit keinem Fremden“ bringen nichts. Besser wäre, zu erklären, was passieren kann, wenn man zum Beispiel in das Auto eines Fremden einsteigt.

Eltern sollten ihren Kindern zudem signalisieren, dass sie ihnen vertrauen. Psychologe Norbert Terstegen rät dazu, Folgendes zu sagen: „Lauf weg, wenn du Angst hast. Ich vertraue dir, dass du in dem Moment das Richtige tun wirst.“  

Quelle: Bild