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Baden-Württemberg: Jestetten

Eltern lassen Kind für Einkaufstour im überhitzten Auto

Unfassbarer Vorfall in Baden-Württemberg: Weil ihr siebenjähriger Sohn nicht mit in den Supermarkt wollte, hat eine Familie ihn in der brütenden Hitze im verschlossenen Auto zurückgelassen. Passanten alarmierten sofort die Polizei.

Unglaubliche Begründung der Eltern

Bei einer Außentemperatur von 34 Grad Celsius stand das Auto am Mittwoch auf dem Parkplatz eines Lebensmittel-Discounters in Jestetten nahe der deutsch-schweizerischen Grenze in der prallen Sonne, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Kein Fenster war geöffnet, der Siebenjährige war völlig nassgeschwitzt und verzweifelt, weil er die verschlossene Autotür nicht öffnen konnte. Passanten bemerkten das schlimme Szenario und riefen die Polizei. Gerade als die Beamten eine Seitenscheibe einschlagen wollten, kamen die Eltern von ihrem Einkauf zurück und öffneten das Fahrzeug.

Das Kind war den Angaben zufolge dehydriert, litt also unter Flüssigkeitsmangel und Kreislaufschwäche.

Die Eltern sagten, ihr Sohn habe zum Einkaufen nicht mitkommen wollen, weshalb sie ihn allein im Auto gelassen hatten. Die Polizei prüft den Angaben zufolge nun Ermittlungen gegen die Eltern wegen Missachten der Sorgfaltspflicht.

Darum Kinder niemals im Sommer im Auto lassen

„Ich bin doch nur zehn Minuten weg“: Auch wenn es nur ein schneller Einkauf werden soll, sollte man sein Kind oder sein Haustier bei hohen Temperaturen niemals im Auto zurücklassen. Bei einer Außentemperatur von 35° C genügt bereits eine viertel Stunde im Fahrzeug, um sich kritischen Zuständen auszusetzen. Steigt die Fahrzeuginnentemperatur auf über 46° C, wird es besonders für die Jüngsten unserer Gesellschaft extrem gefährlich.

  • Wieso ist das für Kinder so extrem gefährlich?

Insgesamt produzieren Kinder bis zur Pubertät weniger Schweiß, so dass sie deutlich weniger Wärme abgeben. Gerade unter physischer Anstrengung wird allerdings gleichzeitig mehr Stoffwechselwärme hervorgebracht. Zudem verfügen Kinder über eine geringere Körperoberfläche, um sich darüber abzukühlen. In der Folge ist der kleine Körper bei Hitze und geringer Luftzirkulation häufig nicht mehr dazu in der Lage, die eigene Temperatur zu senken.
 

  • Auch Tiere gefährdet

Auch Vierbeiner sind besonders gefährdet: Nur mit Schweißdrüsen an den Pfoten ausgestattet, geht der Hund stattdessen zum Hecheln über, wenn es in seinem Körperkern zu heiß wird. Vielfach wird der Vorgang der Hitzeentwicklung unterschätzt. Schon frühlingshafte 20° C können das Fahrzeug innen so heiß werden lassen, dass ein Hitzetod nicht ausgeschlossen ist.

Sofort handeln: Was im Notfall zu tun ist

Wer ein Tier oder ein kleines Kind zur warmen Jahreszeit in einem geschlossenen Fahrzeug vorfindet, muss differenzieren: Solange (noch) kein Risiko des Hitzetods zu verzeichnen ist und Kind bzw. Tier körperlich aktiv wirken, wäre ein Einschlagen der Scheibe nicht angemessen. Nichtsdestotrotz sollte man die Situation weiter beobachten und das Kind oder Tier im Autoinneren nicht aus den Augen lassen.

  • Grundsätzlich sollte wie folgt vorgegangen werden:
  • Gegen die Scheibe klopfen um festzustellen, ob das Kind oder das Tier noch munter ist
  • Umstehende Passanten zur Hilfe holen (steht das Auto beispielsweise vor dem Supermarkt, so lässt sich der Fahrzeughalter ggf. an der Kasse ausrufen)
  • Steht nach eigener Einschätzung ein Hitzetod bevor – wenn das Kind etwa keine Reaktion auf das Klopfen hin zeigt –, sollte der Notruf kontaktiert werden
  • Benötigt die Polizei zu lange und steht es kritisch um den Fahrzeuginsassen, so darf man die Dinge selbst in die Hand nehmen und die Scheibe einschlagen
  • Im Fall der Fälle schützt der Notwehrparagraph des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB). Fremdes Eigentum kann demnach zum Schutze Dritter beschädigt werden.