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Rheinland-Pfalz: Laacher See/Mendig

Studie: Magmabewegungen lösten wohl Erdbeben in Vulkaneifel aus

Wie aus einer offiziellen Studie hervorgeht, könnte sich unter dem Laacher See in der Eifel tatsächlich Magma bewegen. Zahlreiche Mikroerdbeben in den vergangenen Jahren hatten auf die magmatische Aktivität hingedeutet.

Studie bringt Erstaunliches zutage

Der Zusammenschluss der seismischen Observatorien der Länder Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, der Universität Köln, des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), des Geoforschungszentrums Potsdam und des deutschen Regionalnetzes der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) erlaubte in den letzten fünf Jahren eine neue, intensive Überwachung der Erdbeben in der Eifel, wie das Portal Erdbebennews.de berichtet. Nun wurden die erstaunlichen Ergebnisse im Geophysical Journal International veröffentlicht. Demnach konnten seit 2013 immer wieder tiefe, niedrigfrequentierte Erdbeben (DLF) in der Osteifel in Tiefen von 8 bis 45 Kilometern registriert werden (wir berichteten).

Um „normale“ Erdbeben handelt es sich dabei offenbar nicht: Die Entstehung tektonischer Erdbeben in Tiefen von über 40 Kilometern ist aufgrund von physikalischen Bedingungen nämlich auszuschließen. Deshalb wurde ein Zusammenhang mit magmatischen Aktivitäten gemutmaßt.

Bewegung in der Magmakammer unter dem Laacher See

Das Auftreten der DLF-Erdbeben wiederholte sich in den Jahren 2015, 2017 und 2018 in der Osteifel immer wieder. Sie unterscheiden sich von tektonischen Beben durch die Art der freigesetzten Energie und weisen wegen ihrer Entstehungsprozesse nur sehr geringe Magnituden auf.
In insgesamt vier räumlich verteilten Clustern wurden die leichten, nicht spürbaren Beben in Rheinland-Pfalz registriert. Der Studie zufolge lassen die Charakteristiken des seismischen Signals daraufhin schließen, dass eine Interaktion magmatischer Fluide mit dem umgebenen Gestein in der Eifel zu den Mikroerschütterungen geführt hat. Dies sei nur möglich, wenn das Magma in Bewegung ist. Demnach stellt sich nun die Frage: Füllt sich die Magmakammer unter dem Laacher See derzeit wieder langsam?

Kleine, aktive Magmakörper unter der Osteifel

Die räumliche Verteilung der Erdbebenherde (2013-2018) folgt in etwa dem Verlauf der Ochtendung-Störungszone (Linie ‚Glees – Ochtendung‘), einer tektonischen Bruchkante, die als Auslöser für die häufig auftretenden, tektonischen Erdbeben in der Osteifel angenommen wird. Ebendiese Gruppierungen lassen laut den Forschern auf verschiedene kleine Magmakörper in der Erdkruste schließen, die episodisch in Bewegung sind.

Es sind die ersten Studienergebnisse, die die seismischen Aktivitäten am Osteifel-Vulkanfeld wissenschaftlich belegen. Da diese Überwachung erst seit 2013 stattfindet, sei nicht klar, ob es sich um neue Prozesse handele, oder ob diese bereits seit langer Zeit auftreten.

Kommt es bald zu einem Vulkanausbruch in der Eifel?

Die Ergebnisse lassen dennoch aufhorchen: DLF-Erdbeben wurden in den letzten Jahren an zahlreichen aktiven Vulkanen, unter anderen in Russland und auf Island, aufgezeichnet. Sie treten als Nebenprodukt magmatischer Aktivität auf, die in Vulkangebieten normal ist. Keinesfalls gelten sie als Warnzeichen bevorstehender Vulkanausbrüche. Darüber hinaus wurde keine konstante Abnahme der Tiefe der Erdbeben beobachtet, was auf einen Zustrom in eine Magmakammer hindeuten würde. Demnach könne laut den Forschern ein erhöhtes Risiko eines Vulkanausbruchs ausgeschlossen werden.

Da die Studienergebnisse dennoch eine eindeutige seismische Aktivität aufdecken, fordern die Autoren für die Zukunft eine bessere geophysikalische, geochemische und geodätische Überwachung des Gebietes, um zukünftige Bedrohungen durch Vulkanausbrüche besser einschätzen zu können.

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