IV Boyd
IV Boyd
Fußball

"Man fühlt sich wie ein Gladiator" - Boyd im Interview

Er ist Torjäger, Wahlpfälzer und absoluter Publikumsliebling: Im RPR1.Interview spricht Terrence Boyd vom 1. FC Kaiserslautern über die Magie des Betzenbergs und Authentizität im Profifußball.

Fünf Spiele, drei Siege und Platz Sechs in der Tabelle der Zweiten Bundesliga - die Roten Teufel sind gut in die neue Saison gestartet. Für Terrence Boyd selbst ist die Spielzeit noch nicht vom größten persönlichen Erfolg geprägt. Nach einem Doppelpack im Pokal folgte eine Knieverletzung und nur 110 Minuten auf dem Feld. Beim Interview im RPR1.Studio mit Ben Salzner zeigt der Stürmer, warum er trotzdem absoluter Sympathieträger ist. 

Boyd IV
Boyd IV

Terrence, 7:30 oder 8:00: ist das für dich eine normale Zeit als Fußballprofi? Ich meine, du hast ja auch Familie. Wie ist es bei dir zu Hause im Privatleben?

Heute trainieren wir um 10:00, dann müssen wir um 9:00 in der Kabine sein. Also fahre ich meistens um 7:30 los, weil ich da ungefähr so eine Stunde brauche, um zum Stadion zu fahren, aber ich rechne immer noch ein bisschen Verkehr mit ein. Deswegen habe ich eine halbe Stunde Puffer. Ich komme mal gerne zu früh. Außerdem hab wir seit kurzen noch einen Hund und seit wir zwei Kinder haben, kann man Ausschlafen sowieso vergessen. 

Im Amateurfußball ist man fünf Minuten vorher da, zieht seine Schuhe an, trinkt noch mal einen Schluck Bier, dann geht's raus auf den Platz. Ihr dagegen müsst eine Stunde vor dem Training schon in der Kabine sein - warum? 

Vorbereitung. Jeder hat dafür eigentlich so sein eigenes Programm. Mit den Jahren merkst du, was dir nochmal guttut, um kurz darauf volle Leistung auf dem Platz zeigen zu können. Es geht immer darum, den Körper voranzubringen. Und es geht nach dem Training genauso weiter: Behandlungen, Sauna, Kälte-Becken. Letzteres ist nicht unbedingt mein Favorit. Aber es ist wichtig, seinen Körper regenerieren zu lassen, um dann am nächsten Tag gleich wieder ready zu sein.
 

 

Boyd Fankurve
picture alliance / Eibner-Pressefoto | Neis /Eibner-Pressefoto
Boyd Fankurve

Terrence Boyd vom 1. FC Kaiserslautern im RPR1.Interview: „Das ist hier eine Hochburg, eine Festung!"

„Weiter geht der Lachs“. Das ist dein Satz, der wird von allen FCK Fans immer geposted. Aber woher kommt es eigentlich?

Ich bin mir nicht mehr sicher, wie das entstanden ist, aber bei mir in der Kabine gibt es einfach schon seit Jahren diese Insider Jokes, die einfach so benutzt werden. „Du bist ein richtig geiler Lachs“, weißt du was ich meine? Das Ganze wurde dann immer weiter aufgebaut und wurde schließlich bei mir auf Instagram populär und irgendwann kam ich auf „Weiter geht der Lachs“. Meine Frau war da zuerst sehr skeptisch: „Hä, das geht gar nicht!“, woraufhin ich nur sage „nein, man, das ist geil!“. Und mit dem Wechsel zum FCK, kam auch der Lachs mit. Ich fand es lustig, weil so viele Leute das adaptiert haben. Und irgendwann bin ich dann natürlich zu meiner Frau gegangen: „Siehste? So lustig bin ich doch!“.

Als du damals zum FCK gewechselt bist: Hast du dir das genauso vorgestellt? Genauso erträumt? Ich bin mir sicher, dass schon sehr viel Positives passiert ist.

Anfangs bestand natürlich etwas Unsicherheit, weil mit einem Wechsel nun mal ein großes neues Kapitel ansteht. Aber ich bin einfach nur mega glücklich, dass ich das getan habe. Bis jetzt geht es eigentlich nur bergauf mit dem Club. Wir haben den Aufstieg in die zweite Bundesliga geschafft und haben im letzten Jahr souverän die Liga gehalten, was genauso wichtig ist. Da siehst du einfach auch, wie wir qualitativ einfach mit jedem Jahr, mit jeder Saison dazugewinnen. Und selbst wenn du jetzt mal verlierst, ist jetzt nicht gleich hier schlechte Stimmung. Verlieren kann passieren und wenn man sich da zu viel Druck macht, führt das nur dazu, dass du nicht mehr kreativ bist und dass du nicht mehr mit Spaß auf den Platz gehst. Eigentlich sind wir wirklich schon so ein kleines bisschen abgeschottet und machen unser eigenes Ding, als wären wir hier so ein kleiner Dorfclub. Es ist schön einfach, was ich jetzt erleben durfte, was ich alles miterleben durfte. Wenn du vor dieser riesigen Fußball-Welt stehst, fühlt es sich an, als wärst du ein Gladiator. Bei Heimspielen weißt du, dass du hier einfach eine Armee von Leuten hinter dir stehen hast. Das beflügelt einfach. Und das ist einfach geil. Durch die Atmosphäre beim FCK denken sich unsere Gäste „Alter, das ist hier eine Hochburg, eine Festung“.

 

Boyd Mikrofon
picture alliance / Eibner-Pressefoto | Eibner-Pressefoto/Florian Wiegand
Boyd Mikrofon

Terrence Boyd vom 1. FC Kaiserslautern im RPR1.Interview: "Ich fände es zum Beispiel besser, wenn viel mehr Profis einfach das sagen, was sie denken."

Ja, das ist für die Fans sehr schön, was ihr in den letzten Jahren wieder geschafft habt. Einfach, dass das Stadion wieder voll wird. Jetzt gibt es wieder einen Rekord an verkauften Dauerkarten. Vor sechs, sieben Jahren war das ja nicht so, da war haben viele gehadert. Das ist dann sicherlich, auch ein geiles Gefühl Teil der Mannschaft zu sein, die es geschafft hat, wieder da eine Einheit aus Region und Verein zu machen?

Genau da bin ich auch stolz drauf. Den Aufstieg kann mir keiner mehr wegnehmen und ich bin 100 % davon überzeugt, dass er FCK mittel bis langfristig in der ersten Liga sein wird und nicht für eine Saison, sondern dauerhaft. Ich weiß nicht, ob ich dann noch dabei sein werde, aber was ich weiß, ich habe meinen Baustein oder ich habe meinen Teil dafür geleistet, dass wir den Weg dahin wiedergefunden haben. Und das ist einfach schön.

Hier brauchen wir nicht zu streiten, dass du einer der - vielleicht sogar der - Publikumsliebling auf dem Betze bist. Was glaubst du, warum du so gut eingeschlagen bist? Beim FCK und bei uns in der Pfalz?

Man kann es auf Interviews herunterbrechen. Ich hatte diese Medienschulung nicht, weil ich erst spät dazu kam. Das finde ich aber auch irgendwie gut. Ich fände es zum Beispiel besser, wenn viel mehr Profis einfach das sagen, was sie denken. Man sollte sich im Endeffekt als Fußballprofi jetzt nicht zu ernst nehmen und zu wichtig nehmen. Ich habe das große Glück, Fußballprofi zu sein. Aber ich bin genauso auch Familienvater, der nach Hause kommt. Also ich habe ja auch noch ganz andere Probleme und am Ende des Tages bin ich ja einfach nur der Papa, der halt Fußball spielt und danach geht es auf den Spielplatz.

Aber natürlich, neben deinen sportlichen Leistungen ist, glaube ich das wirklich das Ding, dass du einfach ein Typ bist und jeder das Gefühl hat: Der Terrence Boyd ist einfach der echte Terrence Boyd.

Einfach authentisch sein. Ich nehme das hier nicht zu ernst mit Fußballprofi sein, weil des Tages handele ich, wie hoffentlich viele andere auch, nach gesundem Menschenverstand. Fertig.

Jetzt reinhören: Die perfekte Musik für euer Workout

MAJESTIC & BONEY M. mit RASPUTIN

Sport Radio

Sport Radio


Es läuft:
MAJESTIC & BONEY M. mit RASPUTIN