Abneigung? Claudia Neumann mit Vermutung
Kurz vor der Frauen-WM äußert ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann einen Verdacht, woran es liegen könnte, dass Männer noch immer nicht von Fußball-Kommentatorinnen begeistert sind.
Kurz vor der Frauen-WM äußert ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann einen Verdacht, woran es liegen könnte, dass Männer noch immer nicht von Fußball-Kommentatorinnen begeistert sind.
Am Donnerstag, 20. Juli, beginnt in Australien und Neuseeland die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen. Millionen Fans werden dann wieder am TV verfolgen, wie DFB-Kapitänin Alexandra Popp und ihre Mitspielerinnen nach dem Titel greifen.
Am Mikrofon sitzen wird dann auch wieder Claudia Neumann. Die ZDF-Kommentatorin war bei der EM 2016 die erste Frau, die ein Spiel der Männer im TV kommentierte. Seitdem sieht sich die 59-Jährige immer wieder Anfeindungen im Internet ausgesetzt. Auch nach ihrem jüngsten Einsatz, dem Finale der Champions League zwischen Manchester City und Inter Mailand, gab es neben sachlicher Kritik auch zahlreiche Beleidigungen in den sozialen Medien.
In einem Interview mit „teleschau“ äußerte Neumann nun einen Verdacht, warum bei den männlichen Zuschauern inzwischen zwar zahlreiche Expertinnen und Moderatorinnen, allerdings kaum Kommentatorinnen akzeptiert sind: „Vielleicht sehen sie den Kommentar als Kern der Deutungshoheit über Fußball, über die sich ja trefflich streiten lässt. Aber ungern mit einer Frau, so denken offenbar einige immer noch.
Am Ende ginge es Neumann darum, Frauenfeindlichkeit „an sich“ zu überwinden. Dafür gebe es unter anderem Initiativen wie „Fußball kann mehr“, bei dem die ZDF-Kommentatorin selbst auch aktiv ist und künftige Kolleginnen ausbildet.
Die Anfeindungen gegen ihre eigene Person möchte sie nicht mehr auf der persönlichen Ebene diskutieren. Natürlich mache es „keinen Spaß, permanent beleidigt zu werden. Aber ich weiß die Vorgänge einzuordnen. Wir reden hier über gesellschaftliche Probleme: Hass im Netz, Frauenfeindlichkeit, der aggressive Umgang miteinander, an den wir uns fast schon gewöhnt haben. Viele in unserer Gesellschaft fühlen sich nicht mehr mitgenommen. Das ist für mich der Hauptgrund, warum wir mittlerweile so schlecht miteinander umgehen.“
Auch über das deutsche Team äußerte sich die Kommentatorin. Für sie gehöre die DFB-Elf zu den Favoriten. Allerdings stehe die Mannschaft wegen der seit der EM im vergangenen Jahr gestiegenen Aufmerksamkeit unter Riesendruck: „Deutschland hat eine leichte Vorrundengruppe (Marokko, Kolumbien, Südkorea, Anm. d. Red.) und muss darin einfach weiterkommen.“
Im Achtelfinale könnten mit Frankreich oder Brasilien schon zwei Top-Teams als Gegner warten. Neumann: „Gegen beide Teams kann man verlieren. Dann fährt man nach dem Achtelfinale nach Hause und kann in Bezug auf den deutschen Fußball wieder Trübsal blasen.“
Neben Deutschland zählen für die ZDF-Frau die USA sowie Brasilien, Australien, England, Frankreich und Spanien zu den Titelanwärtern.