Wildschwein Tier Natur Wald
picture alliance / SchwabenPress | Guenter Hofer
Wildschwein Tier Natur Wald
Rheinland-Pfalz

Wildschweine nerven Kommunen in Rheinland-Pfalz

Wegen der eingeschränkten Möglichkeit der Jagd in bebauten Gebieten hätten die Wildschweine die Scheu vor Menschen verloren.

Etliche Kommunen haben Probleme mit Schwarzwild

Wildschweine sind Kulturfolger: Laut dem Landesjagdverband Rheinland-Pfalz häufen sich die Beschwerden über umgewühlte Gärten und Wiesen in äußeren Ortslagen. In Boppard am Rhein berichteten Anwohner bereits davon, dass sie ihre Kinder nicht mehr zum Spielen in den Garten lassen, da sie Angst vor Wildschweinen hätten, berichtet Verbandssprecher Ron Lux. Wegen der eingeschränkten Möglichkeit der Jagd in befriedeten und bebauten Gebieten hätten die Wildschweine tatsächlich zunehmend die Scheu vor Menschen verloren».

Essensreste, die in Komposthaufen in Gärten landen oder gar über Zäune geworfen werden, können Schwarzkittel anlocken. Auch vermehrter Maisanbau und milde Winter können zu ihrer Vermehrung beitragen. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in Rheinland-Pfalz zeigt: Etliche Kommunen haben Probleme mit Schwarzwild.

Doch wer bedrängt wen? Der Sprecher der Stadt Trier, Michael Schmitz, verweist auf das Heranrücken des Menschen mit Bebauung und Freizeitaktivitäten an die Natur. «Die Menschen dringen seit Jahrzehnten immer mehr in den Lebensraum der Wildtiere ein, nicht umgekehrt.»

In fast allen Außenbereichen einer der ältesten Städte Deutschlands gebe es gelegentlich Probleme, ergänzt Schmitz. Essensreste gehörten nicht in den Gartenabfall, sondern in den Biomüll - darauf würden Bürger häufig aufmerksam gemacht. Andernfalls könnten auch Füchse und Waschbären angelockt werden.

Ralf Kerber, einer der beiden Stadtförster von Boppard, sagt: «Schwarzwild hat in den letzten 20 Jahren schon stark zugenommen.» In der Kommune gebe es nun sogar den Plan, einen sogenannten Stadtjäger zu bestimmen, der mit einer Ausnahmegenehmigung und genug Vorsicht auch in befriedeten Gebieten Wildschweine erlegen dürfe. Die Untere Jagdbehörde müsse noch zustimmen.

Auch in Neustadt an der Weinstraße berichtet Revierförster Jens Bramenkamp von dem Eindringen der Wildschweine etwa in private Gärten. Zudem graben sie Rasen, Beete und Sportplätze um. Menschen berichten auch von Schäden in der Landwirtschaft - vor allem bei Maisfeldern. Viele hätten Angst, auf Wildschweine zu treffen. Schwarzkittel seien sehr lernfähig: «Sie wissen, dass von Menschen, die an Waldrändern wohnen, keine Gefahr ausgeht.» Auch weiter weg von Ortschaften ist Wild laut Bramenkamp schwerer zu jagen, da in Wäldern mit Wanderern, Joggern, Radfahrern und Waldarbeitern fast den ganzen Tag Menschen unterwegs seien.

Schwarzkittel wagen sich auch an ungewöhnliche Orte. Die Stadt Speyer beispielsweise berichtet von der Sichtung eines Wildschweins auf ihrem Flugplatz. Hier gebe es eine besondere Erlaubnis der Unteren Jagdbehörde für den Beschuss von Schwarzwild. Den Betreibern des Flugplatzes seien dafür die örtlichen Jagdpächter empfohlen worden.

Die Großstadt Ludwigshafen hat nach eigenen Angaben schon Wildschweine auf dem Gelände des Chemieriesen BASF erlebt. Zudem sei nach entsprechenden Hinweisen von Bürgern ein Stadtpark zeitweise für Besucher gesperrt worden, «bis sichergestellt war, dass sich dort kein Wildschwein aufhält».

Kaum ein Thema ist das in der Landeshauptstadt Mainz. Sie teilt lediglich mit: «Probleme bestehen vor allem im Herbst durch Wild beziehungsweise Wildwechsel im Allgemeinen in Folge von vermehrten Wildunfällen in den Außenbereichen.»

Zugenommen haben Beschwerden über Schwarzkittel in bestimmten Wohngebieten von Idar-Oberstein. «Wenn unser Ordnungsamt feststellt, dass Gartenabfälle oder Ähnliches die Wildschweine anlocken, erfolgt eine Ansprache der Anlieger. In der Regel sind diese verständig und ändern ihr Verhalten», erläutert Stadtsprecher Michael Brill.

Die Stadt Koblenz verweist auch auf die Verantwortung von Gartenbesitzern in gefährdeten Außenbereichen: «Um die Wildtiere dauerhaft von den Grundstücken fernzuhalten, wird die Errichtung eines massiven Zauns, optimalerweise eines Elektrozauns empfohlen.» Die zuständigen Jagdpächter gäben hierfür bei Bedarf Ratschläge.

Die Stadt Landau hat nach eigenen Angaben in einem Gebiet Brombeerdickicht entfernen lassen, um die Wildschweine ihrer «Versteckmöglichkeiten» zu berauben. So seien sie vertrieben worden.

Im flutgeschädigten Kreis Ahrweiler erklärt Ralf Schmidt, Vorsitzender des regionalen Jagdverbands: «Immer und überall dort, wo Wildschweine nicht bejagt werden können, verlieren sie ihre natürliche Scheu.» Also auch in Wohngebieten, wo Schüsse nur mit Ausnahmegenehmigungen möglich sind.

Der Bopparder Stadtförster Kerber kann sich an eine solche Situation erinnern: Vor etwa zwei Jahren habe er auf einem Schulhof ein wohl angefahrenes Wildschwein erlösen müssen. «Ich habe vorher den Hausmeister gebeten, die Jalousien runter zu lassen, um den Kindern den Anblick zu ersparen.»

 

Quelle: dpa