Schiersteiner Brücke begleitet von Protest eingeweiht
Nach zehn Jahren der Bauarbeiten ist die neue Schiersteiner Brücke der A643 zwischen Wiesbaden und Mainz eingeweiht worden.
Nach zehn Jahren der Bauarbeiten ist die neue Schiersteiner Brücke der A643 zwischen Wiesbaden und Mainz eingeweiht worden.
Immer wieder dringen einzelne Buhrufe und Pfiffe von unterhalb der Brücke nach oben. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und sein hessischer Amtskollege Tarek Al-Wazir (Grüne) lassen sich dadurch von ihren Reden jedoch nicht abbringen. «Hier wurde ein Bauwerk auf technisch höchstem Stand geschaffen, das den Verkehr sicher und zuverlässig meistern wird», sagt Wissing bei der Einweihungsfeier der Autobahnbrücke am Sonntag. Nach der Zeremonie mit Banddurchschnitt fließt der Verkehr ab Montag nach zehn Jahren der Bauarbeiten erstmals komplett über die sechsspurige Rheinbrücke.
Der Protest von etwa 200 Menschen richtet sich derweil nicht gegen das Brückenprojekt selbst, sondern die umstrittene geplante Erweiterung der A643 um zwei Spuren durch das Naturschutzgebiet Mainzer Sand und den Lennebergwald. Auf einem Schild prangt der Slogan «Wald statt Asphalt», andere Transparente üben grundsätzlichere Kritik an Wissings Verkehrspolitik oder fordern einen Stopp aller neuen Autobahn-Neubauprojekte.
Nach den Plänen zum Ausbau der A643 durch das Naturschutzgebiet gefragt, sagt Wissing: «Auch dort wollen wir sechsspurig bauen, weil der entsprechende Bedarf vorhanden ist». Da es sich um ein Natura-2000-Schutzgebiet handelt, prüft die EU-Kommission die Planungen. Das Umweltbündnis «Nix in den (Mainzer) Sand setzen», Veranstalter der Kundgebung, zu dem auch die Stadt Mainz gehört, ist für eine «4+2-Lösung» - dabei sollen die Standstreifen der bislang vierspurigen Autobahn bei hohem Verkehrsaufkommen befahrbar werden.
Der Neubau der Schiersteiner Brücke mit sechs Fahrstreifen begann 2013 und wurde in zwei Abschnitten errichtet. Wie bei vielen anderen Großprojekten kostet die Brücke letztlich mehr als zunächst veranschlagt. Die Autobahn GmbH beziffert die Kosten auf rund 252 Millionen Euro. Zu Baubeginn waren die Kosten noch auf 216 Millionen Euro taxiert worden.
«Wir müssen am Ende, gerade was Erhalt und Sanierung unserer Infrastruktur in Deutschland angeht, schneller werden», sagte der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne), angesichts der langen Planungs- und Bauzeit der Schiersteiner Brücke. Al-Wazir hob wie auch Wissing hervor, dass die neue Brücke drei Rad- und Gehwege
bietet. Der zweite ist ab Montag befahrbar, der dritte angehängte Geh- und Radweg, der zur Rettbergsaue führt, soll nach dem Ende der letzten Brückenarbeiten freigegeben werden.
Im Verlauf des Großbauprojekts hatte die Schiersteiner Brücke auch 2015 für Schlagzeilen gesorgt, als ein Element an der Brücke nach einem Bauunfall abgesackt war. Sie musste sofort gesperrt werden und war wochenlang überhaupt nicht befahrbar, was für große Verkehrsprobleme in der Region sorgte.
Die ursprüngliche Schiersteiner Autobahnbrücke war 1960 gebaut und für 20 000 Fahrzeuge am Tag ausgelegt worden. Zu Beginn des Neubaus im Jahr 2013 passierten bis zu 90 000 Autos und Lkw täglich die Verbindung über den Rhein zwischen Wiesbaden und Mainz.
Erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen gibt es unweit der Schiersteiner Brücke derweil weiterhin durch ein weiteres großes Brückenbauprojekt - der Salzbachtalbrücke der A66 in Wiesbaden. Die marode Brücke wurde im November 2021 gesprengt, nachdem sie aus Sicherheitsgründen gesperrt worden war. Der Bund investiert rund 150 Millionen Euro in den Ersatzneubau. Der südliche Brückenteil in Fahrtrichtung Frankfurt soll Ende 2023 fertig werden, der nördliche Teil bis Mitte 2025 folgen.
Quelle: dpa