Archäologen haben eine spektakuläre Entdeckung in den Ur-Rhein-Ablagerungen bei Eppelsheim gemacht. Sie fanden die Zähne von Menschenaffen. Die Fossilien seien vergleichbar mit Funden in Afrika, doch sind sie mit fast zehn Millionen Jahren fast doppelt so alt wie die afrikanischen. Jetzt muss das Rätsel gelöst werden.
Am Mittwoch stellten Wissenschaftler des Naturhistorischen Museums Mainz den Sensationsfund der Öffentlichkeit vor. Bei den neu entdeckten Fossilien handelt es sich um zwei außergewöhnliche Zähne, einem Backen- und einem Eckzahn von Menschenaffen.
Der Fund sei 9,7 Millionen Jahre alt und sei vergleichbar mit Zähnen von Menschenaffen, die vor 2,9 bis 4,4 Millionen Jahren in Afrika gelebt hätten, sagte Herbert Lutz, Leiter eines Forschungsprojekts in Eppelsheim während der Vorstellung und sieht darin ein großes Rätsel.
Außerdem ähneln die Fossilien keinem der bislang bekannten Funden aus Europa und Asien und seien deshalb einmalig.
Die größte Ähnlichkeit hätten die Zähne, die im Ur-Rhein gefunden wurden, mit der berühmten Lucy (Australopithecus afarensis) und Ardi (Ardipithecus ramidus) aus Äthiopien. Das sei aber der falsche Ort und die falsche Zeit für einen Vergleich. Die eigentliche Forschungsarbeit beginne jetzt erst, denn die Fossilien können bislang nicht zugeordnet werden, so Herbert Lutz. Die Wissenschaftler sind sich jedoch sicher, dass die Zähne von einer neuen Art Menschenaffe stammen.
In unmittelbarer Nähe der Primatenzähne fanden die Forscher den Zahn eines Urpferdes, der ihnen half das Alter der Fossilien zu bestimmen. Der Fund sei in einem fantastischen Zustand. Man sehe sogar die Wachstumssteifen im Zahnschmelz, so Lutz.
Ab Ende Oktober werden die Fossilien in der rheinland-pfälzischen Landesausstellung „vorZEITEN“ ausgestellt. Danach werden sie im Naturhistorischen Museum Mainz präsentiert.
Im Ur-Rhein bei Eppelsheim wurde bereits 1820 der erste Fund eines fossilen Menschenaffen gemacht. Außerdem fand man den Kiefer eines zehn Millionen Jahre alten Elefanten und von einem Verwandten des Roten Panda. Seit 2001 graben sich Archäologen durch die Dinotheriensande des Ur-Rheins und entdeckten bisher 25 Arten.
Quelle: Welt, Wormser Zeitung