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Düsseldorf/Mainz

Toilettenpapierhersteller Hakle wird zum Sanierungsfall

Im Frühjahr 2020, zu Beginn der Pandemie, galt Toilettenpapier fast als Luxusartikel. Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Nachfrage haben Firmen wie Hakle hohe Gewinne erzielen können. Jetzt hat Hakle, einer der größten Hersteller, Insolvenz angemeldet.

Sanierungsfall durch gestiegene Kosten

Der Düsseldorfer Hygienepapierhersteller Hakle GmbH ist durch die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten zum Sanierungsfall geworden. Das Unternehmen habe ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt, sagte eine Sprecherin des Düsseldorfer Amtsgerichts am Montag. Die „massiv gestiegenen Kosten für Material- und Energiebeschaffung sowie der Transporte“ hätten bislang nicht in hinreichendem Umfang an die Kunden im Lebensmitteleinzelhandel und den Drogeriesektor weitergegeben werden können, klagte das Unternehmen. Zuvor hatte die „Lebensmittel Zeitung“ darüber berichtet.

Standort und Arbeitsplätze

Im Insolvenzverfahren soll der Geschäftsbetrieb des mittelständischen Unternehmens in vollem Umfang fortgeführt werden. „Die Eigenverwaltung bietet uns die notwendige Flexibilität und Geschwindigkeit, um unseren Betrieb nachhaltig zu sanieren“, sagte der Geschäftsführer Volker Jung. „Wir sind zuversichtlich, dass diese Neuaufstellung in dieser herausfordernden Lage einer als historisch zu bezeichnenden Energiekrise gelingt.“ Es gehe um den Erhalt des Standortes und seiner Arbeitsplätze.

Unterstützung durch Kunden und Partner

Es seien bereits erste Schritte zur Stabilisierung des Unternehmens eingeleitet worden, sagte Jung. Löhne und Gehälter seien durch das Insolvenzausfallgeld der Bundesagentur für Arbeit für die Monate September bis einschließlich November 2022 gesichert. Wichtige Kunden und Partner des Unternehmens hätten bereits ihre Unterstützung signalisiert.

Hakle will Geschäfte weiterführen

Beim dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung des Hygienepapierherstellers um Volker Jung weiter für das operative Geschäft zuständig. Dem Geschäftsführer wurde vom Amtsgericht der Restrukturierungsspezialist Jan-Philipp Hoos als vorläufiger Sachwalter zur Seite gestellt.

650 000 Euro Überschuss in 2020

Im Geschäftsjahr 2020 hatte die Hakle GmbH nach dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschluss bei einem Umsatz von knapp 80 Millionen Euro noch einen Jahresüberschuss von rund 650 000 Euro ausgewiesen. Das Unternehmen Hakle hatte seit 1954 seinen Unternehmenssitz in Mainz, bis 1999 die Herstellung nach Düsseldorf verlegt wurde.

Quelle: dpa/lrs