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Tierheime am Limit: Aufnahmestopp in Rheinland-Pfalz

Welpen mit großen Knopfaugen, tapsige kleine Katzenbabys und knuddelige Kaninchen verdrehen vielen den Kopf. Schnell ist dann ein Tier gekauft doch dann passt es oft einfach nicht. Es gibt viele Gründe, weshalb Besitzer*innen ihr Haustier nicht mehr haben möchten und es abgeben wollen. Das macht sich besonders in den Tierheimen bemerkbar, die schlicht keine Kapazitäten mehr haben, um neue Tiere aufnahmen können.

Wenn der beste Freund des Menschen zur Belastung wird

Wenn die Welpen klein sind, dann sind sie einfach süß. Doch Hundebabys werden auch einmal „erwachsen“. Wenn sie größer geworden sind, können Hunde und andere Vierbeiner zur Belastung werden. Bald wird eine unüberlegte Anschaffung bereut und die Tierhalter möchten sie los werden. Daher haben zahlreiche Tierheime in Rheinland-Pfalz ihre Kapazitäten erreicht. Die Folge sind Aufnahmestopps.

Wartelisten und tierische Notfälle

Das Tierheim in Ludwigshafen ist aktuell mit 31 Hunden, 44 Katzen und 37 Kleintieren an seine Grenzen gelangt. Derzeit können sie nur an andere Tierheime verweisen, doch deren Situation sieht meist genauso aus. Gerade bei Hunden seien viele Aufnahmestellen ausgelastet und die Wartelisten voll. Es seien nur wenige frei Plätze für Notfälle wie Fundtiere reserviert.

Keine Verantwortung übernehmen- ab ins Tierheim?

Im Tierheim Koblenz spiegelt sich das Szenario. Hier wurde ebenfalls ein Aufnahmestopp verhängt. Es habe kürzlich an einem Tag gleich vier Anfragen gegen, ob sie ihren Hund abgeben könnten. „Die Tiere werden schwierig und dann will man sie abgeben. Der einfachste Weg, sich dann seiner Verantwortung zu entledigen, ist natürlich meistens das Tierheim,“ wie die stellvertretende Tierheimleiterin, Christina Zersass erklärt.

Um ihre Tiere wieder loszuwerden, lassen sich viele die „skurrilsten Gründe“ einfallen, sagt Simone Jurijiw vom Tierschutzverein Frankenthal. Von plötzlich auftretenden Allergien bis zu neuen Familienkonstellationen, ist alles dabei. Wenn kein Platz frei ist, um das Tier aufzunehmen, dann komme es schon mal zu Beleidigungen gegenüber den Tierheimmitarbeiter*innen.

Seit Corona der „blanke Horror“ bei Nagetieren

Das Frankenthaler Tierheim erlebe seit dem Beginn der Corona-Pandemie bei Nagetieren den „blanken Horror“, sagt Jurijiw. Viele Eltern haben im Lockdown Kaninchen und Meerschweinchen für die Kinder gekauft, um ihnen eine Freude zu machen. Allerdings seien nur wenige Nager kastriert worden, weshalb sie sich unkontrolliert vermehrt hätten, erklärt die Tierschützerin. Es kann sein, das auch das Frankenthaler Tierheim bald einen Aufnahmestopp verhängen muss. Wobei dies auch keine dauerhafte Lösung sein kann, da verzweifelte Tierhalter auf die Idee kämen, die Tiere einfach auszusetzen, sagt Jurijiw.

Fehlendes Verantwortungsbewusstsein

Den Leuten müsse bewusst sein, dass sie Verantwortung für ihr Haustier übernehmen müssen. Daher müsse es strengere Regeln für Halter geben, sagt Jurijiw. Sie tritt auch für dafür ein, den Welpenhandel aus dem Ausland einzudämmen, um Tierheime zu entlasten.

„Die Leute können nicht einfach ihr Problem weiterschieben. Sie haben Verantwortung übernommen, sie müssen sich kümmern und im Zweifelsfall eben Trainings und Unterstützung in Anspruch nehmen“, meint auch Tierärztin Anne Knauber in Kaiserslautern.

Quelle: dpa