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Familienerbstücke und Wertgegenstände nicht gleich entsorgen!

Tipps zum Schutz und Rettung von flutgeschädigten Gegenständen

Nicht einfach auf den Sperrmüll schmeißen! Auch wenn nach der Flutkatastrophe alles verloren scheint, gibt es Empfehlungen und Tipps wie Familienerbstücke, Möbel und andere Wertgegenstände gerettet werden können.

Erster Umgang mit flutgeschädigten Erinnerungsstücken

Das American Institute of Conservation (AIC), das sich mit der Restaurierung von historischen Objekten, Gebäuden und Museensammlungen nach Naturkatastrophen wie Hurricanes beschäftigt, gibt wichtige Tipps und Empfehlungen für Haus- und Eigentumsbesitzer, deren Familienerbstücke sowie andere Wertgegenstände vom Hochwasser beschädigt wurden.  

Flutbeschädigte Gegenstände müssen nicht direkt entsorgt werden, mit den folgenden Tipps können diese gesäubert und gerettet werden. Je nach Verschmutzungsgrad und Beschädigung empfiehlt es sich laut AIC jedoch professionelle Beratung einzuholen. 

Weiche Bürste gegen Schlamm

Noch feuchte Gegenstände können mit sauberem Wasser abgespült oder mit einem leichten Wasserstrahl abgesprüht werden. Getrockneter Schlamm und Schutt kann mit einer weichen Bürste oder durch Tupfen mit einem feuchten Tuch entfernt werden. Wenn möglich, Druck auf die Objektoberfläche vermeiden, denn zu starkes Reiben erzeugt Kratzer. Zum Trocknen einen sauberen, weichen Stofflappen benutzen. Es empfiehlt sich Gummi- oder Latexhandschuhe zu tragen. 

Sonne und Hitze können Materialien schädigen

Die verschmutzten Objekte möglichst drinnen oder geschützt von der Außenwelt lufttrocknen lassen. Sonnenlicht und Hitze können bestimmte Materialien zu schnell austrocknen, was Verzerrungen oder Risse sowie Wölbungen im Material zur Folge haben kann. Wenn möglich sollten nasse Objekte und Möbel vor dem Trocknen ausgeräumt sein. Das Lagern von feuchten Gegenständen in Plastiktüten erzeugt Schimmel; wenn Objekte mit Plastiktüten transportiert werden müssen, brauchen sie Luftzirkulation, die Tüte sollte dann geöffnet bleiben.

Luftfeuchtigkeit verringern

Reduzierte Luftfeuchtigkeit verhindert Schimmelbildung: Die Luftzirkulation kann mithilfe von Ventilatoren, geöffneten Fenstern, Klimaanlagen oder Luftentfeuchern verstärkt werden. Begrenzter Lichteinfall (wie offene Jalousien, Kellerlicht usw.) kann Schimmel weiterhin reduzieren.

Desinfektionsmittel gegen Schimmel

Zur Entfernung von starken Schimmelflächen von Wänden, Fußleisten, Fußböden und anderen Oberflächen im Haushalt ist die Benutzung von kommerziellen Desinfektionsmitteln empfohlen. Desinfektionsmittel sollten nicht auf historischen Tapetenmaterialien angewandt werden. Die Anleitung vom Hersteller des Reinigungsmittels sollte beachtet werden, Spritzer sowie Kontakt des Mittels mit dem beschädigten Objekt sollte verhindert werden. Desinfektionsmittel können das Objekt oder die Tapete unnötig beschädigen. Wichtig: Kontakt mit Schimmel kann gesundheitliche Folgen haben, wie Atembeschwerden, Haut- und Augenreize und Infektionen. Der Gebrauch von Schutzkleidung wie Atemmaske, Filter, Einweghandschuhe, Sicherheitsbrille, Arbeitsanzug, ist daher unbedingt notwendig.

Gegenstände vollständig austrocknen lassen

Sollten Objekte kaputt sein oder beginnen, sich aufzulösen, sollten alle Bruchstücke sowie Furnierteile in einen beschrifteten, offenen Behälter gelegt werden. Reparaturversuche sollten erst unternommen werden, wenn alle Teile vollständig trocken sind. Im Falle von besonders wichtigen Materialien sollte mit der Reparatur bis zur Rücksprache mit einer professionellen Restaurationsfachkraft gewartet werden.

Bücher und Fotos von Schlamm befreien

Papierdokumente, Bücher, Fotografien und weitere Kunstgegenstände aus Papier können nach Wasserschäden extrem zerbrechlich und brüchig sein - beim Handhaben ist daher absolute Vorsicht geboten. Wenn möglich, sollten die Ecken eines Bilddruckes von dem Rahmenmaterial entfernt werden. Papierobjekte sollten an der Luft trocknen. Schlammige Fotografien können mit klarem Wasser sanft abgespült werden. Die Oberfläche sollte dabei nicht mit den Fingern berührt werden. Aufgeweichte Bücher und Papiere werden am besten von professionellen Restaurateuren behandelt.

Zusätzliches Trockenmaterial verwenden

Textilien, Leder und andere „organische“ Materialien sind oft ebenfalls schwer von Wasserschäden betroffen und sollten als erstes an der Luft trocknen. Objekte mit einer bestimmten Form wie Kleidungsstücke oder Körbe sollten während des Trocknens mit Frottiermaterial oder saugfähigem Papier zusätzlich abgestützt werden. Durchfeuchtetes Trockenmaterial sollte gegen neues, trockenes getauscht werden. Das weitere Säubern von Textilien und Teppichen kann nach dem Trocknen wie unter normalen Umständen von chemischen oder organischen Reinigungsfirmen durchgeführt werden.

Gemälde retten

Nasse oder feuchte Gemälde sollten aus dem Rahmen genommen werden - dabei die Leinwand nicht vom Spanner abheben! Die Gemälde sollten an der Luft mit der Farbseite nach oben trocknen. Direktes Sonnenlicht sollte dabei vermieden werden. 

Professionelle Hilfe bei weißlichem Flaum auf Möbel

Der Kontakt mit Wasser oder Feuchtigkeit kann bei Möbellasuren und Gemäldeoberflächen zu einem weißlichen Schimmer oder Flaum führen. Dieses Problem braucht aber keine sofortige Hilfe. Professionelle Restaurateur*innen können weitere Behandlungen empfehlen.

Stark beschädigte Metallgegenstände trocknen lassen

Metallene Objekte, die Flutwasser, Schlamm oder Schlick ausgesetzt waren, sofort mit sauberem Wasser abspülen und mit sauberen Stofftüchern abtrocknen. Metallgegenstände und Skulpturen, die besonders schwere Schlammablagerungen aufweisen, sollten möglichst unangetastet trocknen. Verkrustete Ablagerungen können dann zu einem späteren Zeitpunkt entfernt werden. Eine Beratung durch Restaurateur*innen wird empfohlen.