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Rheinland-Pfalz: Heltersberg

Schulwegüberwachung: Kinder stellen Raser in Heltersberg zur Rede

Grund für viele Unfälle im Straßenverkehr ist oft überhöhte Geschwindigkeit. An vielen Stellen wird daher auch geblitzt und als Verkehrsteilnehmer weiß man auch: Wer zu schnell fährt, der wird geblitzt. Wer am 06.09.2022 in Heltersberg geblitzt wurde, der hatte sich nicht nur der Polizei gegenüber zu verantworten, sondern auch einer ganzen Grundschulklasse.

Temposünder aufgepasst!

Der 6. September ist ein ganz besonderer Tag, denn es war für die Erstklässler der erste Schultag an der Grundschule Heltersberg. Anlässlich diesen besonderen Tages, hat sich die Polizei Kaiserslautern etwas besonderes einfallen lassen und zwar eine Schulwegüberwachung der besonderen Art. Oliver Becker, Polizeihauptkommissar und stellvertretender Leiter der Geschwindigkeits- und Abstandsüberwachung der Polizeidirektion Kaiserslautern, hat uns von dieser außergewöhnlichen Aktion berichtet.

Wer zu schnell unterwegs war und dabei geblitzt wurde, wird in der Regel von Polizisten und Polizistinnen angehalten und von ihnen befragt. An diesem Tag standen die Temposünder den Kindern Rede und Antwort.
 

Schulklasse fragt nach

Nachdem die Polizei den Verstoß festgestellt hatte wurde dieser gemeldet wurde, haben die Polizisten das Auto rausgezogen und sich mit dem Verkehrsteilnehmer unterhalten. Dabei haben sie ihn gefragt, ob sie damit einverstanden wären, sich den Fragen der Kinder zu stellen. Diejenigen, die sich darauf eingelassen haben, wurden dann zu den Kindern vorgelassen. Dort konnte einer nach dem anderen seine Frage stellen. Dabei haben die Kinder brav ihre Finger gehoben und durften nacheinander die Fragen an den Geblitzten stellen. Es wurde beispielsweise gefragt:

  • Wie schnell warst du?
  • Fährst du hier immer zu schnell?
  • Wirst du in Zukunft weiterhin zu schnell fahren?
  • Wie viele Verstöße hast du schon?

Die Autofahrer waren dabei alle freundlich und haben alles positiv aufgenommen, sich anständig den Fragen der Kinder gestellt und diese auch schön beantwortet, einer nach der anderen. Durch die Aktion erhofft sich die Polizei einen Lerneffekt bei den Autofahrern, dass sie nicht mehr so schnell unterwegs sind.

Herausreden? Keine Chance!

Für die Verkehrsteilnehmer war es einfach überraschend. „Bei Sachen, womit man nicht rechnet, die bleiben eher im Gedächtnis. Das hat sicherlich mehr Nachhalt als eine Verwarnung“, erklärt Becker. Dass die Temposünder von zwanzig Kindern angeschaut und befragt werden, ist wirklich überraschend.

Rausreden wollte sich auch niemand. Das wäre vor einer kompletten Schulklasse, die einen mit Fragen bombardieren, eher schwierig geworden. Wie Polizeihauptkommissar Becker berichtet, waren sie auch eher in der Defensive als in der Offensive. „Das hat sich keiner getraut.“

„Kinder hatten es echt drauf“

Auch für die Polizisten war es eine interessante Aktion. Wenn man, wie Becker erzählte, seit Jahrzehnten die Gespräche mit Fahrzeugführern führt, kommt es oft zu Diskussionen. Dies war hier nicht der Fall. „Die Kinder hatten es echt drauf. Die Verkehrsteilnehmer waren in der Defensive und hatten sich erklärt. Das war interessant mitanzusehen“, berichtet der Polizeihauptkommissar.

Die Schüler und Schülerinnen hatten auch großes Interesse am Messgerät gezeigt. Teilweise haben sie sich um das Messgerät versammelt, was dazu führte, dass bei Auslösung der Bauch eines Schülers drauf war, anstelle des Fahrzeugs.

Die Schulwegüberwachung hat den Kindern viel Spaß gemacht. Vielleicht wird der ein oder andere später auch mal Polizist oder Polizistin.

Quelle: Interview von RPR1.Reporterin Lea Wegerle mit Polizeihauptkommissar Oliver Becker