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Saarland: Homburg

Saarländischer Arzt soll zahlreiche Kinder sexuell missbraucht haben

Am saarländischen Universitätsklinikum in Homburg soll ein Arzt etliche Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren missbraucht haben. Gegenüber den Eltern wurden die schrecklichen Handlungen offenbar jahrelang geheim gehalten.

Klinik informierte Opfer und Eltern nicht

Das ARD-Magazin MONITOR, dem umfangreiche Dokumente zu dem Fall vorliegen, hat den Fall nun öffentlich gemacht. Demnach soll ein Assistenzarzt, der zwischen 2010 und 2014 am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg tätig war, in einer Vielzahl von Fällen intime Behandlungen an Kindern vorgenommen haben, die medizinisch nicht erforderlich waren. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, lagen der Klinik dabei schon früh Hinweise auf eine pädophile Neigung des Mediziners vor. Doch die möglichen Opfer und deren Eltern wurden selbst dann noch nicht in Kenntnis gesetzt, als die Uniklinik Ende 2014 Strafanzeige gegen den Arzt stellte und die Staatsanwaltschaft Saarbrücken wenig später ein Ermittlungsverfahren einleitete.

Behandlung intimer Körperzonen

Der Assistenzarzt hatte laut dpa an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie praktiziert und in den vier Jahren hunderte von Kindern behandelt. Die Behandlung intimer Körperzonen gehörte eigentlich nicht zu seinen Aufgaben. Nach Recherchen des Magazins MONITOR ergab eine stichprobenartige Überprüfung der Behandlungsakten durch den Klinikdirektor, dass 95 Prozent der Behandlungen des Assistenzarztes medizinisch nicht nötig waren.

Unklar ist, wie viele Minderjährige betroffen sind. Außerhalb des Klinikums war der Tatverdächtige in der Jugendarbeit tätig.

Klinik schwieg über Fälle

Der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums hatte das Verhalten des Arztes damals zur Anzeige gebracht und der Staatsanwaltschaft Saarbrücken Patientendaten von mutmaßlichen Opfern zur Verfügung gestellt. Dabei soll es die Klinik unterlassen haben, die Betroffenen zu informieren, selbst in den Fällen, bei denen die Patientenakten der Staatsanwaltschaft als Beweismittel zur Verfügung gestellt wurden.

Fragen der MONITOR-Redaktion ließ die Klinik in Homburg bisher unbeantwortet.

Assistenzarzt 2016 verstorben

Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat im Zuge ihrer Ermittlungen nach eigenen Angaben in drei Fällen die Eltern der Betroffenen in Kenntnis gesetzt, bei denen sich "ein Tatverdacht betreffend Straftaten zu ihrem Nachteil konkretisiert hatte". Nach Recherchen von MONITOR betreffen diese Fälle allerdings nicht das Universitätsklinikum. In den übrigen Fällen sei "nach damaligem Ermittlungsstand ein Verdachtsgrad nicht erreicht, der es zulässig hätte erscheinen lassen, diese nach den (...) maßgeblichen Vorschriften der Strafprozessordnung als Verletzte zu informieren", so die Behörde gegenüber MONITOR.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Saarbrücken wurden eingestellt, da der Assistenzarzt 2016 plötzlich verstorben ist. Auch in der Folge wurden andere mögliche Opfer offenbar nicht informiert.

Saarländische Landesregierung eingeschaltet

Eine Anwältin betroffener Eltern, die durch Zufall von den Vorkommnissen erfahren hatten, hatte sich im April 2019 an den Ministerpräsidenten des Saarlandes gewandt, dessen Staatskanzlei als Aufsichtsbehörde für das Universitätsklinikum fungiert. Dort kam man daraufhin zu der Entscheidung, einen Teil der betroffenen Eltern über die Missbrauchsvorwürfe in Kenntnis zu setzen.

Quelle: dpa