Erhöhte Bedrohungslage der Cybersicherheit
Wegen des Ukraine-Krieges ist nach Einschätzung der Landesregierung auch in Rheinland-Pfalz von einer «erhöhten abstrakten Gefährdungslage» der Cybersicherheit auszugehen.
Wegen des Ukraine-Krieges ist nach Einschätzung der Landesregierung auch in Rheinland-Pfalz von einer «erhöhten abstrakten Gefährdungslage» der Cybersicherheit auszugehen.
Digitalminister Alexander Schweitzer (SPD) forderte Unternehmen und Organisationen der kritischen Infrastruktur am Mittwoch in Mainz auf, Warnungen und Empfehlungen der Sicherheitsbehörden etwa auf den Webseiten der Allianz für Cyber-Sicherheit aufmerksam zu verfolgen. «Dieser Krieg findet auch im Cyberraum statt.» Die Firmen seien höchst sensibilisiert, müssten sich aber selbst schützen.
Zur kritischen Infrastruktur gehören nach den Worten von Innenminister Roger Lewentz (SPD) neun Sektoren: Energie, Gesundheit, IT/Telekommunikation, Transport/Verkehr, Medien/Kultur, Wasserversorgung, Finanzen/Versicherungen, Ernährung sowie Staat/Verwaltung. Einige davon seien in kommunaler Hand. Betroffene Verwaltungen, Unternehmen und Institutionen könnten die neusten Informationen des Verfassungsschutzes tagesaktuell abrufen, sagte Lewentz. Dafür gebe es eine landeseigene Cloud, die in dieser Form bundesweit einmalig sei.
Die Landesregierung habe ihre Sicherheitsmaßnahmen seit Ausbruch des Krieges ebenfalls hoch gefahren. «Wir wissen, wie verwundbar wir sein können in Deutschland», sagte Schweitzer. Dazu gehöre unter anderem eine engere Zusammenarbeit von Wirtschafts- und Verfassungsschutz, Kriminalprävention, Krisenmanagement und dem Landeskriminalamt. Es werde auch mehr dafür getan, Angriffserkennungssysteme zu verbessern. «Die Lage kann sich minütlich verändern», sagte Schweitzer. «Wir sind weder mut- noch machtlos», betonte Lewentz. «Wir können schnell
reagieren und uns auf die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen einstellen.»
«Immer wieder rückt auch die cybergestützte Desinformation in den Fokus», berichtete Lewentz. Getarnt als Pressemitteilungen offizieller Stellen, Korrespondenz von Regierungen oder als erfundene Zitate politischer Amtsträger. So habe die Russland zugeordnete Cybergruppierung «Ghostwriter» E-Mail-Adressen aus dem politischen Raum auch in Rheinland-Pfalz mit dem Ziel angegriffen, über diese Mailkonten Falschinformationen in den sozialen Medien zu platzieren.
Es sei aber noch keine Person des öffentlichen Lebens damit erfolgreich angegriffen worden.
Der Präsident des Landeskriminalamts, Johannes Kunz, sagte: «Die Grenzen zwischen unpolitischen und politischen Hackerangriffen verschwimmen im Moment.» So gebe es einige Hackergruppen, die sich erst in den letzten vier Wochen als politisch motivierte Gruppen herausgestellt hätten. Der russischen Seite gehe es vorrangig darum, wirtschaftliche Schäden anzurichten, etwa bei für Lieferketten wichtige Firmen.
Private Nutzer stehen nach Einschätzung Schweitzers nicht im Fokus. Dennoch gelte weiterhin Wachsamkeit und etwa keine SMS oder Mail anzuklicken, deren Absender man nicht kenne. Lewentz warnte vor unseriösen Spendenaufrufen im Netz, die Menschen im Rahmen des Krieges um ihr Erspartes bringen wollten.
Quelle: dpa