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Rheinland-Pfalz: Pirmasens

Fallzahlen nehmen stark zu: Krätze auf dem Vormarsch in der Südwestpfalz

Wie das Gesundheitsamt Pirmasens mitteilt, ist die Krätze nicht nur bundesweit auf dem Vormarsch, auch in der Südwestpfalz sind die gemeldeten Fälle deutlich gestiegen. Waren es 2015 noch acht Erkrankte, stieg die Zahl 2018 auf 78 an. In diesem Jahr gebe es bereits 29 bekannte Fälle.

Immer mehr Krätzeerkrankungen

„Krätze ist deutlich auf dem Vormarsch“, sagt Thorsten Höh, Sprecher der Kreisverwaltung gegenüber der Rheinpfalz und verweist auf die gemeldeten Fälle für den Kreis sowie die Städte Pirmasens und Zweibrücken. Eine genaue Aufschlüsselung der Fallzahlen für die Städte kann nicht gegeben werden.

Während es 2015 noch acht Erkrankte waren, stieg die Zahl bereits ein Jahr später auf 65 an. 2017 sank die Zahl auf 37, bevor 2018 78 Fälle verzeichnet wurden. Seit Beginn des Jahres wurden bereits 29 Fälle von Krätze mitgeteilt. Die Dunkelziffer könnte höher liegen, da die Krankheit nicht meldepflichtig sei, eine Mitteilungspflicht bestehe jedoch. Diese betrifft laut Rheinpfalz vor allem Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Jugendheime. Ist beispielsweise ein Kind an Krätze erkrankt, darf es die Einrichtung aufgrund der Ansteckungsgefahr nicht besuchen.

Mangelnde Hygiene nicht Grund für Ansteckung

Im Krankenhaus in Pirmasens sei die Krankheit kein Thema. Sybille Eibel, die Hygiene Verantwortliche betonte gegenüber der Zeitung, dass es nur Einzelfälle gebe. In Gemeinschaftseinrichtungen der Jugendhilfe würde Krätze eher auftreten, da es dort häufiger zu engeren körperlichen Kontakten kommt. Die Hygiene-Expertin klärt zudem darüber auf, dass mangelnde Hygiene nicht verantwortlich für eine Ansteckung sei. Die Krätzmilbe wird über engen Haut-zu-Haut Kontakt sowie beim Sex übertragen. In wenigen Fällen kommt es zur Erkrankung durch kontaminierte Handtücher oder Kleidung.

Würde eine befallene Körperstelle zehn Minuten lang berührt werden, können sich auch sehr gepflegte Menschen anstecken. Dies bestätigte auch der Sprecher der Pirmasenser Kreisverwaltung. Gerade bei besonders sauberen Menschen sei der Befall oft schlechter zu erkennen. Hier bestehe eine höhere Gefahr der Ansteckung auf andere Menschen.

Flüchtlinge nicht vor Anstieg verantwortlich

Hartnäckig halten sich die Gerüchte, Geflüchtete wären die Ursache für die steigende Zahl der Fälle. Höh betont laut Rheinpfalz jedoch, dass sie nicht mehr von Krätze betroffen seien als alle anderen Bevölkerungsgruppen. Werden sie in einer Einrichtung aufgenommen, werden sie immer gleich auf die Krankheit untersucht. Dabei wurden nur sehr selten Erkrankungen nachgewiesen.

Desinfektion reicht nicht

Behandelt werden muss die Krankheit mit einem speziellen Wirkstoff, da sich die Krätzmilbe nicht mit Desinfektion und Händewaschen  bekämpfen lässt. Meist wird äußerlich eine Salbe, Creme oder Lotion mit dem Wirkstoff Ivermectin aufgetragen. Neuerdings gebe es aber auch Tabletten mit dem Wirkstoff.