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Rheinland-Pfalz: Ahrtal

Kreistag Ahrweiler stimmt einstimmig für Rückzug von Landrat Pföhler

Der CDU-Landrat im Katastrophengebiet Ahrtal hat auch das Vertrauen seiner eigenen Partei verloren. Er soll in der Flutnacht zu zögerlich gehandelt haben. Wie es mit ihm weitergeht, bleibt zunächst unklar.

Kreistag stimmt einstimmig für Rückzug

Der Kreistag im von der Flutkatastrophe schwer getroffenen Kreis Ahrweiler fordert fraktionsübergreifend einen personellen Neustart im Amt des in die Kritik geratenen Landrats Jürgen Pföhler (CDU). Eine SPD-Resolution, die verlangt, „den Weg für einen Neuanfang frei zu machen“, wurde in einer Kreistagssitzung am Mittwoch in Grafschaft einstimmig bei drei Enthaltungen angenommen - auch von seiner eigenen Partei, der CDU.

Der inzwischen krankgeschriebene Landrat will nach Angaben seiner Verwaltung indessen im Amt bleiben. Tritt er selbst zurück, verlöre er seine Beamten-Pension. Anders wäre es, wenn er abgewählt würde – dann könnte er seine Pension behalten. Sie wäre lediglich etwas geringer - aufgrund seines vorzeitigen Ausscheidens aus dem Amt.

Zu zögerlich am Katastrophenabend gehandelt?

Die Staatsanwaltschaft Koblenz ermittelt gegen ihn und ein weiteres Mitglied des Krisenstabes. Dabei geht es um den Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen am Katastrophenabend des 14. Juli. Pföhler wird vorgeworfen, damals zu zögerlich und zu spät gehandelt zu haben. Nach seinen Worten war auch sein eigenes Haus von der Katastrophe betroffen. Bei der verheerenden Starkregenkatastrophe waren bei einer Sturzflut im Ahrtal 133 Menschen ums Leben gekommen und 766 verletzt worden.

Grünen-Sprecherin Birgit Stupp sagte, am 14. Juli habe sich aufgrund behördlicher Warnungen schon nachmittags abgezeichnet, dass die sogenannte Jahrhundertflut von 2016 an der Ahr noch übertroffen werde. Dennoch sei im Tal erst um 23.09 Uhr Katastrophenalarm ausgelöst worden. Bei frühzeitigeren Evakuierungen hätten laut Stupp wohl viele Todesfälle und Verletzungen verhindert werden können. Der krankgeschriebene Landrat war nicht in der Kreistagssitzung. Er hatte appelliert, die Ereignisse während der Flut besonnen zu beurteilen.

Quelle: dpa