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Rheinland-Pfalz: Ludwigshafen

Gasmangel mit Folgen für Arme und Alte: Wärmestuben in der Kritik

Angesichts der dramatisch gestiegenen Energiekosten wollen Kommunen wenigstens für die Ärmsten Vorsorge treffen. Wärmestuben könnten eine Lösung sein. Kritik von der Liga der freien Wohlfahrtspflege.

Wärmestuben als Lösung?

Gemeinden in Rheinland-Pfalz beschäftigen sich zunehmend mit dem drohenden Gasmangel im kommenden Herbst und Winter, sowie den Folgen für Menschen mit geringem Einkommen. Die Stadt Ludwigshafen denkt über die Einrichtung von Wärmestuben nach. Landau plant ein ähnliches Angebot. In Neustadt an der Weinstraße diskutiert man über diese Maßnahme für soziale Härtefälle.

Wärmestuben: Ein Herumdoktern an Symptomen

Kritik kommt von der Liga der freien Wohlfahrtspflege, einem Zusammenschluss von fünf freigemeinnützigen Verbänden, darunter Diakonie und Arbeiterwohlfahrt. Solche Wärmestuben seien zwar gut gemeint, seien jedoch keine ernstzunehmende Antwort auf die Energiekrise, sondern ein Herumdoktern an Symptomen, heißt es. Der Gemeinde- und Städtebund begrüßt hingegen die Initiativen. „Mann muss sich gedanklich mit solchen Szenarien auseinandersetzen“, sagte Verbandssprecherin Agneta Psczolla.

Zuschüsse und Preisdeckelungen nicht für alle

Albrecht Bähr vom Vorstand der Liga schaut skeptisch auf die kommenden Monate: „Wir gehen einem schwierigen Herbst und einem bitteren Winter für Menschen in prekären Verhältnissen entgegen.“ Anstatt sie in Wärmestuben zu schicken, müssten sie in die Lage versetzt werden, ihre eigenen vier Wände zu heizen. „Zuschüsse und Preisdeckelungen darf es aber nicht für alle geben wie den Tankrabatt, das können wir uns nicht leisten.“ Die Hilfen müssten sich an der Grundsicherung orientieren.

Auswirkungen für Kinder

Bähr ist auch Sprecher der Landesarmutskonferenz und warnt auch vor etwaigen coronabedingten erneuten Schulschließungen. Dort seien die Kinder im Warmen und bekämen teilweise auch eine warme Mahlzeit.

Was passiert, wenn es gar kein Gas mehr gibt?

Psczolla hält der Kritik entgegen: Die geforderten Zuschüsse seien zwar eine hehre Idee. „Doch was, wenn gar kein Gas mehr geliefert wird, wenn keine Heizoption besteht?“ Wärmestuben seien eine Option, bräuchten aber geeignete Immobilien.

Folgen für Menschen und Familien mit geringem Einkommen

Liga-Geschäftsführerin Sylvia Fink sieht auch etwas Gutes an der Diskussion, da sich der Blick der Kommunen auf den Bedarf der gesamten Gesellschaft weite. „Das Thema betrifft jetzt nicht mehr nur Obdachlose, sondern auch alte Menschen und Familien mit geringem Einkommen, die gerade noch unter den Nachzahlungen wegen des erhöhten Strom- und Gasverbrauchs während der Corona-Lockdowns leiden.“ Ganz wichtig sei, dass Energieversorger auf Gas- und Stromsperren verzichteten, wenn Verbraucher in Rückstand geraten.

Quelle: dpa