Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio
Wir erklären den ersten Winter-Trend

Bekommen wir einen herben Winter 19/20?

Kalt ist es geworden in Rheinland-Pfalz. In der Eifel ist in der vergangenen Nacht sogar der erste Schnee gefallen, im ganzen Land mussten Autofahrer mit glatten Straßen rechnen. Was viele nun interessiert: Bekommen wir einen herben Winter? Oder deutet alles auf milde kommende Monate hin? RPR1.Wetterexperte Kai Zorn lehnt sich mal aus dem Fenster – und erklärt, was die aktuelle Großwetterlage für den kommenden Winter bedeuten könnte.

Großes Hochdruck-System über uns

„Derzeit lungert ein riesiges Hochdruck-System über Eurasien“, erklärt RPR1.Wetterexperte Kai Zorn beim Blick auf die aktuelle Großwetterlage. Das Hoch geht mit seinen westlichsten Ausläufern bei uns los und endet auf der anderen Seite der Welt – am Pazifik. Unter diesem System hat sich ein großer Kaltluftpol gebildet. Dabei handelt es sich um ein völlig normales Szenario in der Wetterküche, so Zorn.

Schaut man auf die sogenannten „Stockwerke“ – also das Wetter in Bodennähe, in 1500 Meter Höhe, 3 Kilometer Höhe etc. – erkennt man derzeit auch, dass sich dort eine rote Linie durchzieht und wir es mit einer stabilen Wetterlage zu tun haben.

Und was bedeutet das jetzt für den kommenden Winter?

Aus diesen Strukturen an sich könnte man ableiten, dass es durchaus kalt werden kann, wenn sich die Kälte über den Ural nach Westen begibt und mit Hilfe des riesigen Hochs bodennah nach Westen fließt. „So begannen in früherer Zeit übrigens die richtig strengen Winter“, so Zorn. Liegt der größte Kaltluft-Knubbel hingegen zwischen Ostsibirien und Kanada und liegt über Eurasien eher tiefer Druck, sind das Voraussetzungen für einen eher milden Winter.

Stehen die Zeichen nun eher auf einen milden oder herben Winter? „Milchmädchenrechnung-haft zusammen gerechnet können wir hier schon mal festhalten: Die Voraussetzungen der Großwetterlage für einen auf Dauer eher nicht so milden Winter – um mich mal ganz vorsichtig auszudrücken – sind hoch.“

Polarwirbel als möglicher Taktgeber

Wichtig für die „Berechnung“ des Wettertrends ist auch der Polarwirbel in 30 Kilometern Höhe, sagt Kai Zorn. „Dieser kann, muss aber nicht, der Taktgeber des „Wetterhochhauses“ sein. Oft machen die Stockwerke unten drunter das nach. Bis das im Erdgeschoss (am Boden bei uns) ankommt, kann das zwei bis drei Wochen dauern. Ende November plus 15 bis 20 Tage wäre dann das Wetter kurz vor Weihnachten.“

Zwei Szenarien nun möglich

Kai Zorn schmeißt nun den Spekulations-Modus an: „Schauen wir uns die Konstellation auf den beiden Karten an, kann zweierlei passieren – das habe ich mit den Pfeilen eingezeichnet.“

Variante 1 (milder Winter):

Die Kaltluft in der Nordhemisphäre kommt ziemlich weit über den Nordpol voran und fließt westlich von Grönland auf den Atlantik und facht hier ein riesiges Islandtief an. Damit kämen wir im Laufe des Dezembers in einer satte Westströmung, die uns einen wechselhaften Witterungsabschnitt bringen würde. Zwar würden immer wieder heftige Polarluftvorstöße Winter bis ins Flachland bringen, aber nur kurz.

Variante 2 (kalter Winter):

Die Kaltluft fließt aus direktem Wege von Norden zu uns und leitet eine nass-kalte bis kalte Winterlage ein, die mit kurzen milden Phasen unterbrochen wird, in der Regel aber winterlichen Charakter hat.

Bleibt die Luftmassenverteilung, erwarten wir wohl einen kalten Winter!

„Diese beiden Varianten leiten wir, das möchte ich noch mal betonen, aus dem Polarwirbel ab“, so der Wetterexperte. „Sollte dieser sich mit seinen Strukturen nicht nach unten durchsetzen können, ist das nicht aufgehoben, sondern aufgeschoben. Sollte die Luftmassenverteilung in ca. einem Monat immer noch so ähnlich aussehen, dürfen wir uns auf einen Winter freuen, der phasenweise seinen Namen verdient hat. Sollte jedoch der Kaltluftpol gen Nordamerika wandern, werden im wahrsten Sinne des Wortes die Karten neu gemischt…“

Quelle: Kai Zorn