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Noch heute kämpfen Überlebende mit den Folgen

30 Jahre Flugtag-Unglück von Ramstein

Am 28. August 1988 kam es auf der Air Base in Ramstein während einer militärischen Flugschau, bei der circa 350.000 Besucher vor Ort waren, zur Katastrophe. Drei Flugzeuge der italienischen Kunstflugstaffel kollidierten in der Luft und stürzten ab. Dabei rutschten brennende Teile eines Flugzeugs ins Publikum und forderte 70 Todesopfer sowie mehr als 1000 Verletzte.

Wie kam es zu dem Unglück?

Als Höhepunkt und Abschluss der Flugschau sollte die italienische Kunstflugstaffel, die „Frecce Trocolri“, die für Fans als beste der Welt gilt, eine abschließende Figur zeigen: ein durchstoßenes Herz. Neun Flugzeuge sollten dabei mit ihren Kondensstreifen das Herz formen, während es das zehnte Flugzeug wie ein Pfeil durchstößt. Dabei erreichte der Solopilot, der das Herz nach einem Innenlooping von hinten, knapp über den anderen neun Flugzeugen und auf die Zuschauer zu, durchfliegen sollte, den Kreuzungspunkt zu früh und zu tief. Es wird angenommen, dass der Innenlooping zu eng geraten war. Der Solopilot stieß mit zwei seiner Kollegen zusammen, die infolgedessen abstürzten. Beide Piloten waren sofort tot.

Besucher werden mit Kerosin und Trümmerteilen übergossen

Das Soloflugzeug fing Feuer und explodierte beim Absturz auf die Landebahn. Brennende Teile schossen in die Menschenmenge und übergossen die Besucher mit 800 Liter brennendem Kerosin. 70 Menschen starben bei dem Unglück, 34 sofort, die anderen Tage und Wochen später. Verletzt wurden 1000 Menschen, davon 450 schwer. Nicht zu vergessen die vielen Menschen, die von den Bildern und den Schreien traumatisiert sind. 

Bis heute ist unklar, wie es zu dem Unglück kommen konnte. War es ein Pilotenfehler? Ein technischer Defekt der Instrumente des Kunstflugzeugs oder waren die Maschinen manipuliert, wie Verschwörungstheoretiker vermuten?

Flugzeugabsturz von Ramstein 1988
Flugzeugabsturz von Ramstein 1988

Flugshow-Unglücke reißen nicht ab

Ein Tag nach der Katastrophe wurden Kunstflugvorführungen in Deutschland verboten. Erst drei Jahre später wurden sie unter strengen Sicherheitsauflagen wieder erlaubt. Auch in den Jahren danach kam es zu schrecklichen Unglücken bei Flugshows, so 1952 in Großbritannien, wo ein Überschallknall demonstriert werden sollte und ein Düsenjäger ins Publikum stürzte (31 Menschen starben). 2002 explodiert beim Flugtag von Lemberg in der Ukraine ein Jagdflugzeug in der Zuschauermenge, 85 Menschen sterben. Es ist noch bis heute das schlimmste Unglück bei einer Flugshow. 2015 sterben elf Menschen, als ein Jagdbomber im Süden Englands während einer Vorführung auf eine Schnellstraße stürzt. 

Offizielle Gedenkfeier 

Nach der Katastrophe wurde für die Hinterbliebenen eine Nachsorgegruppe eingerichtet, die erste in Deutschland. Die Selbsthilfegruppe traf sich zwanzig Jahre lang immer einmal im Monat, wie eine Mutter, deren Tochter bei dem Unglück umkam, der Rheinische Post berichtete. Auch in diesem Jahr wird sich die Gruppe, bestehend aus Opfern und Hinterbliebenen zum jährlichen Gedenktag an einem roten Sandstein treffen, der auf einem Waldstück in Sichtweite zur Militärbasis steht. In den Stein sind die Namen der 70 Todesopfer eingraviert. Rund 100 Menschen haben sich angekündigt. Sie treffen sich zum Gottestdienst und besuchen die Air Base, wo es jedoch nur einen unzugänglichen Gedenkstein gibt, der an das Unglück vor 30 Jahren erinnert. Die Gedenkfeier der Selbsthilfegruppe soll dieses Jahr zum letzten Mal stattfinden, da viele körperlich nicht mehr in der Verfassung seien teilzunehmen.