Zwei Elfer und ein Eigentor: Leverkusen nach 2:2 im Finale
Dass Bayer Leverkusen noch um den Einzug ins Europa-League-Finale zittern muss, hätte kaum jemand gedacht. Es reicht für die Reise nach Dublin - nach einem kuriosen Spielverlauf.
Dass Bayer Leverkusen noch um den Einzug ins Europa-League-Finale zittern muss, hätte kaum jemand gedacht. Es reicht für die Reise nach Dublin - nach einem kuriosen Spielverlauf.
Als die unerwartete Zitterpartie ein Happy End gefunden hatte und Bayer Leverkusen im Finale der Europa League stand, gab es für Xabi Alonso kein Halten mehr. Der Trainer des deutschen Fußball-Meisters stürmte mit weit ausgebreiteten Armen auf das Spielfeld, um seine Spieler zu feiern.
Die sprangen und hüpften mit roten Final-Shirts jubelnd vor der Nordkurve umher und ließen sich von den begeisterten Fans nach einem erneut irren Ende feiern.
Denn auch im 49. Pflichtspiel der Saison blieb Bayer ungeschlagen - weil Josip Stanisic weit in der Nachspielzeit (90.+7) zum 2:2 gegen die AS Rom traf und sich die Sorgen nach dem zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand endgültig in Luft auflösten. Bayer war zwar drückend überlegen, doch Leandro Paredes glich das 2:0 aus dem Hinspiel in Rom durch einen Foulelfmeter (43.) und einen Handelfmeter (66.) aus. Ein Eigentor von Gianluca Mancini (83.) brachte Bayer dann doch noch in die Spur und sorgte für eine erfolgreiche Revanche nach dem Halbfinal-Aus im Vorjahr gegen die Roma.
Wirtz und Boniface auf der Bank
«Wir wissen selber nicht, wie wir 0:2 hinten lagen. Wir hatten klare Chancen. Aber danach zurückzukommen und nicht zu verlieren, ist unglaublich. Wir sind jetzt im Finale, ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Es ist unfassbar, jetzt die richtigen Worte zu finden», sagte Leverkusens Anführer Granit Xhaka bei RTL. «Das ist Gänsehaut pur, man träumt von solcher Stimmung und solchen Spielen. Wir werden heute den Abend genießen. Wir gehen ins Finale, um dort zu gewinnen. Wir werden alles dafür geben, den Pott mit nach Leverkusen zu nehmen.»
Zum krönenden Abschluss einer bemerkenswerten Saison bestreitet Bayer gleich zwei Finals innerhalb von vier Tagen. Drei Tage nach dem europäischen Endspiel gegen Atalanta Bergamo in Dublin steht in Berlin das DFB-Pokalfinale gegen Zweitligist 1. FC Kaiserslautern an. Für Leverkusen ist es die dritte Europapokal-Teilnahme der Vereinsgeschichte. 1988 hatte Leverkusen den UEFA-Cup gewonnen. 2002 standen die Rheinländer im Champions-League-Finale, das sie mit 1:2 gegen Real Madrid verloren.
Etwas überraschend saß Wirtz zunächst auf der Bank. Nachdem er am Sonntag in Frankfurt (5:1) angeschlagen geschont wurde, hatte Alonso am Mittwoch verkündet, der Offensivspieler sei komplett fit. Auch der zweite Hinspiel-Torschütze Robert Andrich saß zunächst draußen. Roms Trainer Daniele De Rossi brachte drei frische Spieler mit Bundesliga-Erfahrung: Die Leverkusener Leihgabe Sardar Azmoun, den Ex-Frankfurter Evan N’Dicka und den früher in Leipzig und Hoffenheim spielenden Angelino.
Die Römer agierten zunächst nicht mit vollem Risiko, dennoch wurde es die erwartet hitzige Partie. Eine erste Rudelbildung in der 19. Minute zog direkt drei Gelbe Karten nach sich, zwei davon gegen Römer. Nach 28 Minuten waren zwei weitere dazugekommen.
Leverkusen verpasst Tor trotz Chancenwucher
Schon in der vierten Minute hätte Romelu Lukaku zu einer frühen Gäste-Chance kommen können, doch Leverkusens Pokal-Torhüter Matej Kovar schnappte ihm den Ball vom Fuß. Und danach spielte eigentlich nur Bayer. Andrich-Vertreter Exequiel Palacios prüfte Roma-Keeper Mile Svilar (15.) und traf auch noch den Pfosten (29.). Wirtz-Ersatz Adam Hlozek wurde in letzter Sekunde von Gianluca Mancini geblockt (23.). Den Rest hielt Svilar stark gegen Granit Xhaka (25.), Jeremie Frimpong (32.) und Amine Adli sowie Hlozek (39.).
15:3 Torschüsse und 6:0 Ecken bis zur 40. Minute sprachen nicht gerade für eine römische Aufholjagd. Und dann stand es wie aus dem Nichts und völlig unverdient 0:1. Weil Tah seinen Ex-Kollegen Azmoun ohne Not im Strafraum am Arm gezogen hatte, gab es Strafstoß, den Paredes sicher verwandelte.
Wieder in der Nachspielzeit: Werkself verlängert Rekord
Nachdem man den Leverkusenern den Schock bis zur Pause deutlich angemerkt hatte, berappelten sie sich in der Halbzeit. Nach dem Wechsel sah die Partie aus wie davor. Doch es blieb zunächst auch dabei, dass Bayer das Tor nicht traf. Adli verzog knapp (54.), Jonas Hofmann (59.) und Hlozek (61.) scheiterten wieder an Svilar. Doch dafür, dass sie insgesamt noch führte, rückte die Werkself nun fast etwas weit auf. Die Roma kam nun auch zu Chancen durch Konter, Kovar musste gegen Azmoun (55.) und Stephan El Shaarawy (57.) halten. Der Elfer nach einem Handspiel von Hlozek kam trotzdem wieder unerwartet - ebenso wie das Eigentor von Mancini. Stanisic sorgte in der Nachspielzeit für den Party-Start auf den Tribünen.
Von Holger Schmidt und Florian Gut, dpa
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