Nach seinem WM-Halbfinaleinzug im Vorjahr ist er der aussichtsreichste deutsche Teilnehmer: Gabriel Clemens.
Zac Goodwin/Press Association/dpa
Nach seinem WM-Halbfinaleinzug im Vorjahr ist er der aussichtsreichste deutsche Teilnehmer: Gabriel Clemens.
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Zurück auf den Berg: Clemens und die Fallhöhe im Ally Pally

Die Darts-WM im vergangenen Jahr hat das Leben von Gabriel Clemens kurzfristig verändert. Dementsprechend hoch sind bei der Rückkehr nun die Erwartungen.

An den Ort seines denkwürdigen Erfolgs kehrte Gabriel Clemens schon vor seinem eigenen WM-Auftakt zurück. Der beste deutsche Darts-Profi fuhr nach der Ankunft in England am Dienstag auf den Berg im Norden Londons und schnappte erstmals wieder die teilweise stickige Luft im legendären Alexandra Palace auf.

In die Meute mischte sich der German Giant nicht, er hielt sich am Tag des deutschen Doppelpacks mit Spielen von Dragutin Horvat und Shootingstar Ricardo Pietreczko im Players-Bereich auf.

Das wird sich am Donnerstag (22.00 Uhr/Sport1 und DAZN) ändern. Clemens tritt ins Rampenlicht. Und alles andere als ein Sieg über Außenseiter Man Lok Leung aus Hongkong wäre eine herbe Enttäuschung. Der 40 Jahre alte Saarländer ist sich der gewaltigen Bedeutung der WM bewusst. «Da können sich Leben ändern. Es ist einfach das größte und wichtigste Turnier», sagte Clemens.

Tagesschau und Sportstudio

Sein Leben als Sportler hat das Turnier bereits geändert. Völlig überraschend schaffte es der ehemalige Maschinenschlosser bei der letzten Ausgabe ins Halbfinale, besiegte den damaligen Primus Gerwyn Price aus Wales klar mit 5:1. Die Folge: Clemens flimmerte vor Millionenpublikum in der 20.00-Uhr-Tagesschau über die Fernsehschirme, nach der WM wurde er direkt ins «Aktuelle Sportstudio» des ZDF eingeladen.

«Die Aufmerksamkeit liegt extrem auf der WM. Dieses Jahr wird es noch extremer durch das Halbfinale von Gaga. Wo er überall war, das war auch brutal. Ich denke, dieses Jahr wird wieder ähnliche Aufmerksamkeit darauf liegen», sagte Martin Schindler der Deutschen Presse-Agentur. Schindler ist nicht nur zweitbester deutscher Darts-Profi, sondern auch Kumpel und Reisepartner von Clemens. Dieser gab zuletzt zu, dass all die Termine nach dem WM-Coup vielleicht doch etwas viel gewesen seien.

Auf den Ausgang der WM blickt er einigermaßen gelassen, große Fallhöhe hin oder her. «Ich persönlich habe nicht mehr Druck. Mir wird der Druck immer irgendwie auferlegt. Ihr müsst ja auch was schreiben», sagte Clemens in Richtung der Journalisten in seiner typischen Wurstigkeit, die ihm bei den Fans im Vorjahr große Sympathien einbrachte. Mit Interviews und Medien hat er es nicht so und sagt das auch offen. Dass er dem ganzen Drumherum nicht mehr entkommen kann, hat er sich mit einer hervorragenden WM selbst eingebrockt.

Halbfinale? «Warum denn nicht?»

Profikollegen und Experten trauen Clemens viel zu. Gelingt der Auftaktsieg gegen Leung, würde in Runde drei Dave Chisnall aus England warten. Ein Top-Fünf-Gegner ist frühestens im Viertelfinale dran. «Der Ally Pally ist ein guter Ort für ihn, er hat dort Peter Wright geschlagen, große Erfolge geholt. Das wird er mitnehmen, das weiß er auch», sagte Darts-Experte Elmar Paulke.

Der Darts-Sport in Deutschland hat von Clemens' Erfolgen profitiert. 2023 wurden mehr Karten denn je bei den PDC-Europe-Events verkauft. Die Einschaltquoten der laufenden WM deuten auf einen weiteren Aufwärtstrend hin. Und die heißeste Phase, die Zeit nach Weihnachten, kommt erst. Geht es für Clemens wieder ins Halbfinale? «Warum denn nicht? Er hat bei den Players Championship Finals wieder das Halbfinale erreicht. Er hat solide bis sehr, sehr gute Darts gespielt. Ich denke, wir sollten ihm genauso viel zutrauen wie immer», sagte Florian Hempel, der am Sonntag mit einem 3:1-Sieg gegen Dylan Slevin aus Irland für einen deutschen Topstart in die WM gesorgt hatte.

Patrick Reichardt und Marc Niedzolka, dpa
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