«Es ist frustrierend, so viele Punkte zu verlieren», sagte Norris in einer Mitteilung des Rennstalls: «Ich kann daran jetzt nichts mehr ändern.» An beiden Formel-1-Autos von McLaren waren die Bodenplatten nach dem Rennen zu dünn, sie unterschritten die vorgeschriebenen neun Millimeter. Teamchef Andrea Stella entschuldigte sich bei seinen Fahrern zu einer «entscheidenden Zeit» im WM-Kampf.
Der zu hohe Verschleiß kam durch ein unerwartet starkes Hüpfen des Wagens im Rennen und den dadurch entstehenden Bodenkontakt - die Gründe dafür muss McLaren erst noch suchen. Fest stand aber: Platz zwei für Norris und die Vorfreude auf die mögliche Krönung schon beim kommenden Rennen wurden verspielt sowie Platz vier für Piastri gestrichen. Stattdessen sind Verstappens WM-Chancen nun präsenter denn je in dieser Saison.
Nach Scherzen war Norris nicht mehr zumute
Norris gute Laune bei der gemeinsamen Fahrt mit dem viermaligen Weltmeister zur Siegerehrung im pinken Lego-Cadillac hatte sich schon auf der Pressekonferenz verflüchtigt. Mit der Disqualifikation, an der er wie auch Piastri überhaupt keine Schuld trug, wird der ohnehin nachdenkliche Brite erst einmal zu knabbern haben. Ob das Team gegen die Entscheidung in Berufung geht, blieb zunächst offen.
Statt in ein paar Tagen mit Zuversicht und 42 Punkten Vorsprung auf den Niederländer zum Grand Prix nach Katar zu reisen, liegt Verstappen nun nur noch 24 Zähler hinter Norris zurück. Mit Piastri ist er bereits gleichauf. 58 Punkte sind in Katar und danach beim Finale in Abu Dhabi maximal für einen Fahrer noch zu holen. Die Formel 1 bekommt ihren einmal mehr filmreifen Showdown und Verstappen die Chance auf den fünften Titel in Serie.
«Nächstes Wochenende werden wir wieder versuchen, das Rennen zu gewinnen, und am Ende in Abu Dhabi werden wir sehen, wo wir stehen», hatte der nun 69-malige Grand-Prix-Sieger Verstappen vor dem legendären Bellagio angekündigt, ehe dem Feuerwerk am Himmel eine spektakuläre Licht- und Wassershow dirigiert von Micky Maus folgte. Da wusste er noch nicht, was ein paar Stunden später passieren würde.
Hamilton wurde für das gleiche Vergehen in China disqualifiziert
Den Rennkommissaren blieb keine Wahl. Für das gleiche Vergehen war Rekordweltmeister Lewis Hamilton in diesem Jahr aus den Ergebnislisten des Großen Preises von China gestrichen worden. Auch bei den beiden McLaren waren die Bodenplatten zu dünn, wenn auch minimal.
Vielleicht wirkte Norris nach seinem 150. Grand Prix auch deswegen schon bei der Pressekonferenz nach dem Rennen auffallend negativ, nachdem er zuvor noch gescherzt hatte: «Na ja, ich wollte Max einfach den Sieg überlassen. Ich wollte den Leuten eine Show bieten.»
Tatsächlich hatte sich Norris gleich zu Beginn verbremst, als er von der Pole aus den Weg innen für Verstappen auf Startplatz zwei zumachen wollte. Weil er aber mit zu viel Schwung in die erste Kurve raste, konnte der Niederländer locker überholen. Im weiteren Rennverlauf musste Norris ordentlich Gas geben, schnappte sich aber zumindest noch George Russell im Mercedes, der den Fehler des WM-Führenden zunächst auch ausgenutzt hatte.