Weihnachtsparty und viel Show: Darts-WM verspricht Spektakel
Asterix tanzt und der Muskelmann protzt: Bei der Darts-WM ist das Ungewöhnliche gewöhnlich. Über die Sport-Party, die rund um Weihnachten immer mehr Menschen in ihren Bann zieht.
Asterix tanzt und der Muskelmann protzt: Bei der Darts-WM ist das Ungewöhnliche gewöhnlich. Über die Sport-Party, die rund um Weihnachten immer mehr Menschen in ihren Bann zieht.
Diese Show wird immer skurriler. Wenn auf der größten Darts-Bühne der Welt ein Rugby-Muskelprotz auf einen Feuerwehrmann trifft und auf den Rängen Asterix mit Super Mario mit Bier gefüllte Pints trinkt, dann ist es wieder so weit: die Weltmeisterschaft im berühmten Alexandra Palace beginnt.
Auf einem Hügel im Norden Londons wird dann der Ausnahmezustand für 16 Wettkampftage bis zum 3. Januar zur Normalität.
Bunte Kostüme und viel Alkohol, eine fröhliche Stimmung zwischen Karneval, Volksfest und weihnachtlicher Geselligkeit: Der Weltverband PDC schafft es seit Jahren erfolgreich, das wichtigste Darts-Turnier der Welt als Event zu vermarkten.
Mal steht dabei der Sport im Vordergrund wie beim vergangenen WM-Finale, als sich Weltmeister Michael Smith aus England und der Niederländer Michael van Gerwen ein denkwürdiges Duell lieferten. Mal sind es aber auch die äußeren Umstände: Das bleibende Bild der WM 2023 lieferte der Waliser Gerwyn Price, der plötzlich mit gewaltigen Kopfhörern auf die Bühne kam. Price versuchte mit dem mentalen Kniff erfolglos, eine Wende in seinem WM-Viertelfinale herbeizuführen.
Ein Viertel der Fans aus Deutschland
Bei den Profis löst die WM in London Begeisterung und Gänsehaut aus. «Ich verbinde alles mit dieser Wettkampfstätte. Die WM ist das Highlight im Darts-Kalender. Alleine das Wort WM, der Ally Pally – das Gesamtpaket ist etwas Einzigartiges. Die Zuschauerzahlen explodieren jedes Jahr», sagte der deutsche Starter Florian Hempel der Deutschen Presse-Agentur.
Auch hierzulande wird die am Freitag (20.00 Uhr) beginnende WM immer beliebter. Rund ein Viertel der über 90 000 verkauften Eintrittskarten gehen nach Deutschland. Besonders in den Tagen nach Weihnachten sind die deutschen Fans in London stark vertreten. Erstmals haben sich diesmal fünf deutsche Starter für die WM qualifiziert. Als aussichtsreichste Anwärter gelten der letztjährige WM-Halbfinalist Gabriel Clemens sowie Senkrechtstarter Ricardo Pietreczko.
«Da können sich Leben ändern»
Der TV-Sender Sport1 und der Streaming-Dienst DAZN übertragen umfangreich von den insgesamt 28 Sessions, bei der vergangenen WM schaffte es Überraschungsmann Clemens sogar in die 20-Uhr-Tagesschau. «Da können sich Leben ändern. Es ist einfach das größte und wichtigste Turnier», sagte Clemens. Pausen gibt es nur an den drei Weihnachtstagen sowie an Silvester. Sonst wird täglich gespielt, an den meisten Tagen von 13.30 Uhr bis Mitternacht (deutscher Zeit).
Unter den 96 Startern sind neben Stars und Champions wie Smith, van Gerwen oder Irokesen-Fan Peter Wright auch zwei Frauen, Fallon Sherrock und Mikuru Suzuki. Auf die Engländerin Sherrock richtet sich nach ihren historischen Siegen bei der WM 2020 immer ein besonderer Fokus. Diesmal könnte es bei einem erfolgreichen Auftakt gegen den Niederländer Jermaine Wattimena zu einem Zweitrundenduell mit dem Deutschen Martin Schindler kommen.
Das in anderen Sportarten unübliche Duell zwischen Mann und Frau ist im Darts längst Normalität - auch und vor allem bei der WM. «Auf der Bühne kann man mir hinstellen, wen man will: am Ende ist es ein Gegner für mich», sagte Pietreczko. Der Nürnberger bekommt es direkt zum Auftakt mit der Japanerin Suzuki tun. Beim Grand Slam of Darts kassierte er jüngst ein deutliches 1:5 gegen die Engländerin Beau Greaves. Sie gilt als beste Frau der Welt, verzichtete aber auf einen WM-Start.
Kein Umzug in größere Halle geplant
Das Preisgeld (2,5 Millionen Pfund, rund 2,92 Millionen Euro) und das Teilnehmerfeld sind im sechsten aufeinanderfolgenden WM-Jahr gleich. Auch ein Hallenwechsel innerhalb des Alexandra Palace von der kleineren West Hall (knapp 3500 Plätze) in die Great Hall (rund 10.000 Plätze) kam bisher nicht zustande.
«Das war immer in der Diskussion, es ist nie umgesetzt worden. Ich glaube auch, es wird nicht so schnell umgesetzt. Die West Hall ist ja richtig groß. Das ist schon massiv und dann hast du ein anderes Bild», sagte Werner von Moltke als Geschäftsführer der PDC Europe.
Zwar waren auch diesmal alle Tickets in kürzester Zeit weg. Jedoch fürchtet der Verband bei einem Wechsel in die größere Halle, das spezielle Ally-Pally-Flair zu verlieren. Die große Weihnachtsparty, sie soll an einem Dienstagmittag genauso laut und begeisternd wirken wie an einem Samstagabend.
Patrick Reichardt und Marc Niedzolka, dpa
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