Max Verstappen gibt sich Lando Norris geschlagen.
Peter Dejong/AP/dpa
Max Verstappen gibt sich Lando Norris geschlagen.
Formel 1

Verstappens Schadensbegrenzung: Norris erteilt Dünen-Lektion

Max Verstappen ist auch sogar in seiner Heimat zu schlagen. Lando Norris läutet die Restsaison der Formel 1 mit einem imposanten Sieg in den Niederlanden ein. Das verspricht Spannung im WM-Duell.

Der Ärger von Max Verstappen über die Lektion in den Dünen durch WM-Widersacher Lando Norris hielt sich beim Formel-1-Weltmeister in Grenzen. Der Red-Bull-Star musste bei seinem Heimspiel in den Niederlanden den eindrucksvollen zweiten Karriere-Triumph des englischen McLaren-Piloten neidlos anerkennen. Mit knapp 23 Sekunden Rückstand auf Norris verpasste Verstappen in seinem 200. Grand Prix abgeschlagen als Zweiter seine vierte Oranje-Party.

«Wir hatten einen guten Start und haben alles versucht, was wir konnten, aber es war klar, dass wir nicht schnell genug waren», räumte Verstappen über Funk ein. «Es war ein schwieriges Rennen, aber der zweite Platz ist okay.»

Das ist vorerst Verstappens notgedrungene neue Genügsamkeit. «Wir waren nicht schnell genug, aber du hast alles aus dem Auto herausgeholt, was möglich war», bemerkte Red-Bull-Teamchef Christian Horner und sprach von «Schadensbegrenzung». Motorsportberater Helmut Marko mahnte schonmal: «Unsere Techniker müssen sich etwas einfallen lassen. Neunmal Zweiter werden reicht nicht.»

Norris herzte nach der Ziel-Durchfahrt erstmal seinen Vater Adam. «Es fühlt sich fantastisch an», sagte der Engländer. «Die Pace war stark, das Auto war unglaublich.» Voller Lob war auch McLaren-Geschäftsführer Zak Brown. «Lando ist super gefahren», sagte der US-Amerikaner. Das WM-Duell ist in vollem Gang.

Verstappen bleibt auch nach dem ersten Rennen nach der Sommerpause mit 70 Punkten noch unangefochtener WM-Spitzenreiter. Trotz verpatzten Starts deklassierte Pole-Mann Norris den Gewinner der drei vorherigen Zandvoort-Auflagen aber eindrucksvoll und erhofft sich für seine eigene Titelmission einen Schub. Neun Grand Prix bleiben noch.

Norris verpatzt mal wieder seinen Start

Rang drei vor einem Meer aus Oranje-Fans sicherte sich Charles Leclerc im Ferrari eine Woche vor dem Heimrennen der Scuderia in Monza. Haas-Pilot Nico Hülkenberg arbeitete sich zunächst unverdrossen von Startplatz zwölf nach vorn, verpasste aber am Ende als Elfter um einen Rang die Punkte. 

Für Norris konnte es zunächst besser an diesem Wochenende nicht laufen. Der Engländer sicherte sich für den 15. Grand Prix der Saison seine dritte Pole Position in diesem Jahr und die vierte seiner Karriere. Doch Norris hat ein großes Problem: den Start. Noch nie konnte er eine Pole Position in einen Grand-Prix-Sieg umwandeln - so war es zumindest vor der PS-Jagd durch die Dünen.

Auch in Zandvoort vermasselte der McLaren-Pilot seinen Start und rollte eher nur vom Fleck. Das nutzte Verstappen eiskalt aus und zog schon nach wenigen Metern an Norris vorbei. «Wir werden versuchen zu gewinnen», sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner vor dem Erlöschen der Roten Ampeln. «Die erste Kurve wird entscheidend sein.» Da lag Verstappen schon in Führung, der Vorsprung zu Norris blieb aber bei nur rund einer Sekunde.

Verstappen plauscht mit dem Königspaar 

Der Niederländer war von der Kulisse bei seinem Heimspiel wie in den vergangenen drei Jahren auch begeistert. «Das sorgt bei mir für ein großes Lächeln in meinem Gesicht», verkündete Verstappen bei dem Blick auf die Fan-Massen in Orange und unterhielt sich angeregt mit seinem Königspaar Willem-Alexander und Máxima. Nach 36 Jahren Pause war das Formel-1-Rennen der Niederlande 2021 in den Kalender zurückgekehrt.

Der Auftakt war dann sicher ganz nach dem Geschmack der Royals. Was Verstappen aber nervt, ist das grundsätzliche Leistungsvermögen seines in den beiden vergangenen Jahren noch meilenweit überlegenen Dienstwagens. «Wir sind schon seit ein paar Rennen zu langsam», befand der dreimalige Weltmeister unzufrieden. «Wir werden ein paar Rennen brauchen, um Änderungen durchzuführen.»

Norris bereitete seine Attacke auf Verstappen eine Runde vor. Im 18. Umlauf schob sich der McLaren-Fahrer auf der Start-Ziel-Geraden noch vor der ersten Kurve am Red Bull vorbei. «Meine Reifen fühlen sich taub an», klagte Verstappen über Funk.

Verstappens Attacke gegen Norris verpufft

Norris schaffte es, sich von dem WM-Spitzenreiter deutlich abzusetzen. «Ich kann nicht schneller fahren, das Auto reagiert nicht auf meine Anweisungen», beschwerte sich Verstappen erneut. Hülkenberg, der das Wochenende an der Nordsee wegen vieler Probleme mehr oder minder als «Seuche» bezeichnet hatte, kämpfte indes lange im hinteren Feld.

Verstappen musste Norris attackieren und zog seinen Boxenstopp in der 28. Runde vor. Er kehrte mit den harten Pneus als Fünfter wieder auf die Strecke zurück. Darauf reagierte McLaren und holte Norris einen Umlauf später in die Garage. Der Engländer reihte sich als Vierter noch vor seinem WM-Widersacher ein. Zur Halbzeit der insgesamt 72 Runden hatte Norris satte acht Sekunden Vorsprung auf Verstappen.

Wie leistungsstark der McLaren ist, zeigte sich in den weiteren Umläufen. Fast schon traumwandlerisch sicher baute Norris sein Polster auf Verstappen aus und holte sich den Punkt für die schnellste Rennrunde in der allerletzten Runde. 

Red Bull ist zum Handeln gezwungen. «McLaren ist einfach stärker und wir müssen uns etwas einfallen lassen», sagte Marko. «Es gibt eine Menge Arbeit.»

Martin Moravec und Jens Marx, dpa
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