Schnappte sich in China die Pole Position: Max Verstappen.
Andy Wong/AP
Schnappte sich in China die Pole Position: Max Verstappen.
Formel 1

Verstappen maximal: Sieg im Sprint und Pole Position

Max Verstappen räumt am Samstag in Shanghai ab. Nebenbei beschert er seinem Team eine besondere Zahl. Stark im Qualifying ist auch Nico Hülkenberg, wenngleich er sich einen Lapsus erlaubt.

Max Verstappen hat die Doppelschicht von Shanghai mit maximalem Ertrag abgeschlossen und sich für seinen Premierensieg im Riesenreich in Stellung gebracht. Der 26 Jahre alte Niederländer gewann zuerst nach einer souveränen Mini-Aufholjagd das erste Sprintrennen der Saison mit über 13 Sekunden Vorsprung. Danach schnappte sich Verstappen auch noch Startrang eins für den ersten Großen Preis von China an diesem Sonntag (09.00 Uhr MESZ/Sky) nach fünfjähriger coronabedingter Rennpause.

Zudem bescherte er seinem Arbeitgeber die 100. Pole in der Formel 1. Bevor er ins Auto gesprungen sei, habe ihm Teamchef Christian Horner gesagt, dass das Jubiläum möglich sei. «'Ok, ich versuch's', habe ich gesagt», erklärte Verstappen und dankte auch Sebastian Vettel für dessen Beitrag. Der deutsche ehemalige Formel-1-Pilot hatte 44 seiner 57 Poles während seiner Jahre bei Red Bull geholt.

Nach dem dritten Platz hinter Verstappen im Sprint schaffte es Teamkollege Sergio Pérez im Qualifying von Shanghai auf den zweiten Platz. Dritter wurde der 42 Jahre alte zweimalige Champion Fernando Alonso im Aston Martin, der schon bei der Königsklassen-Premiere in China 2004 am Start gestanden hatte. Doch auch einige andere schrieben am Samstag ihre China-Geschichten:

Hamilton zwischen Freud und Leid

Es waren seine ersten Führungsrunden in diesem Jahr nach einem Top-Start im Sprintrennen von Startrang zwei aus. Nur Verstappen ist am Ende über die 100 Kilometer schneller. Seinen ersten Sieg in der Formel 1 seit dem Grand-Prix-Erfolg am 5. Dezember 2021 verpasste Rekordchampion Hamilton zwar hinter dem aktuellen Weltmeister. Doch die Begeisterung war spürbar beim 39 Jahre alten Briten: «Das ist das beste Ergebnis, das ich seit Langem hatte.» Und das frühe Duell mit Sprint-Polesetter Lando Norris, das er für sich entschieden hatte, weckte den Siegfahrer in Hamilton erst recht: «Der Kampf in Kurve eins hat mich daran erinnert, warum ich liebe, was ich mache.»

Rund drei Stunden später folgte die Ernüchterung: Hamilton schied im ersten K.o.-Abschnitt der Qualifikation aus. Platz 18 für den Mercedes-Superstar. Falls er Hoffnungen auf einen Podiumsplatz beim ersten Grand Prix in China seit 2019 - Sieger damals Hamilton - hatte, waren sie dahin. «Sorry, Jungs», funkte er schuldbewusst nach einem Patzer auf der entscheidenden Runde an die Box. «Wir haben große Veränderungen seit dem Qualifying durchgeführt», erklärte er: «Ich hatte große Probleme.» Mit Blick aufs Rennen sagte er sarkastisch lachend: «Es kann eigentlich nicht schlechter werden.»

Sainz zwischen Entschuldigung und Einschlag

Er ist die Top-Personalie derzeit, Carlos Sainz. Er muss aus dem Ferrari nach der Saison aussteigen, wenn Hamilton von Mercedes zur Scuderia wechselt. Er gilt auch als Kandidat für den Sitz bei Mercedes, der dann frei wird. Im Sprint lieferte sich Sainz ein packendes Duell mit seinem Teamkollegen. Dieser sei ein bisschen über dem Limit gewesen, meinte Kollege Charles Leclerc danach.

Sainz wiederum entschuldigte sich prompt bei allen, die von seiner übermäßig beherzten Fahrweise betroffen gewesen waren. Platz fünf wurde es im Sprint, in der Qualifikation drohte dann nach einem Einschlag das Aus. Die Mechaniker bekamen den Wagen aber wieder rechtzeitig mit neuem Frontflügel hin, sodass Sainz den Einzug in die finale Runde auch noch schaffte, wo er dann aber hinter Leclerc nicht über Rang sieben hinaus kaum.

Zudem legte Aston Martin gegen die Weiterfahrt von Sainz Protest ein und berief sich auf Artikel 39.6 des Sportlichen Reglements. Dort heißt es, dass jeder Fahrer, dessen Fahrzeug während des Qualifyings oder des Sprint-Qualifyings auf der Strecke stoppt, an dieser Session nicht mehr teilnehmen dürfe. Die Rennkommissare lehnten den Einspruch aber ab. Sie argumentierten vor allem, dass ähnliche zurückliegende Fälle auch nicht geahndet worden waren und Sainz aus eigener Kraft hatte weiterfahren können. 

Strafen stoppen Alonso nicht

Natürlich konnte er diese Strafe nicht nachvollziehen. Für ein Manöver im Sprintrennen gegen Landsmann Sainz bekam Alonso zehn Sekunden aufgebrummt und drei Strafpunkte. Die Zusatzzeit spielte allerdings keine Rolle, er hatte kurz vor Schluss nach den Attacken mit einem platten Reifen vorzeitig in die Box fahren müssen.

Bis dahin hatte der Champion von 2005 und 2006 gezeigt, was noch immer in ihm steckt. Von Startplatz drei lag er beim Kurzrennen eine Weile auf Rang zwei hinter Hamilton. In der Qualifikation war er dann nur vom überlegenen Red-Bull-Duo zu schlagen. Teamchef Mike Krack fasste die Qualitäten des Ausnahmepiloten, der seinen Vertrag bei Aston Martin vor dem China-Rennen bis mindestens Ende 2026 verlängert hatte, danach so zusammen: «Der Fernando fährt oft um die Probleme herum und er kann das. Das kann nicht jeder.»

Hülkenberg kann Qualifikation

Es lief alles andere als gut in der ersten Schicht für Hülkenberg. Oder wie es der 36 alte gebürtige Rheinländer selbst formulierte: «Der Sprint war richtig für die Füße. Das hat überhaupt nicht funktioniert.» Vorletzter Platz im Haas. «Die guten Nachrichten sind: Es gibt kein Parc ferme mehr. Wir können das Auto verändern. Es ist wie ein frisches Wochenende mit zwei neuen Sessions», sagte er beim Bezahlsender Sky.

Und das Setup des Wagens für die K.o.-Ausscheidung passte dann: Hülkenberg schaffte es in die Top Ten und raste auf den starken neunten Platz. Allerdings musste er danach bei den Rennkommissaren vorstellig werden, weil er in der Boxengasse bei einem Stau rechts vorbei durchaus ungestüm überholt hatte. Hülkenbergs Glück: Er kam mit einer Verwarnung davon.

Von Jens Marx, dpa
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