Schlussläufer Philipp Nawrath sicherte der deutschen Staffel Rang zwei.
Sven Hoppe/dpa
Schlussläufer Philipp Nawrath sicherte der deutschen Staffel Rang zwei.
Biathlon

Trotz Dolls Strafrunden: DSV-Männer setzen Erfolgsserie fort

In einem wilden Rennen werden die deutschen Biathleten in Ruhpolding Zweite mit der Staffel. Benedikt Doll muss zweimal in die Strafrunde, trotzdem wird am Ende gejubelt.

Nach der Siegerehrung und Staffelplatz zwei war der zuvor frustrierte Benedikt Doll schon wieder zum Scherzen aufgelegt. «Wenn ich was nach 20 Jahren Biathlon gelernt habe, ist es Verdrängung. War da was?», sagte der Routinier in Anspielung auf seinen schwachen Auftritt in Ruhpolding.

Mit zwei Strafrunden hatte ausgerechnet der zweimalige Saisonsieger den möglichen ersten Teamerfolg seit fast drei Jahren vergeben. «Verrückt, dass mir nach so vielen Jahren noch solche dummen Fehler passieren», sagte Doll und konnte seinen Aussetzer vor 12.000 Zuschauern selbst kaum fassen. 

Am Ende konnte aber auch Doll wieder lachen, denn seine starken Teamkollegen Justus Strelow, Johannes Kühn und Schlussläufer Philipp Nawrath machten seinen Aussetzer wett. «Ein großes Lob an die anderen. Umso beeindruckender ist, was die drei anderen so veranstaltet haben», sagte Doll erleichtert: «Sonst hätte ich mich um einiges mehr geärgert.»

Viertes Podium im vierten Rennen

Damit setzte das Team von Bundestrainer Uros Velepec seine Staffel-Erfolgsserie fort, es war das vierte Podium im vierten Rennen. 

Dolls Fauxpas beim Stehendschießen warf das deutsche Quartett nach langer Führung zwischenzeitlich bis auf Platz sieben zurück. «Ich habe etwas gemacht, was ich nicht kann. Sehr, sehr schnelles Schießen», analysierte Doll. 

Aber der ganz starken Vorstellung von Schlussläufer Nawrath war es schließlich zu verdanken, dass nur Olympiasieger Norwegen 45 Sekunden vor den Deutschen im Ziel war. Rang drei sicherte sich Italien. «Ich wusste, dass noch was möglich ist», sagte Nawrath, der in der Vergangenheit in Staffelrennen schon mal Topplatzierungen am Schießstand noch aus der Hand gab. «Es zeugt von unserer Mega-Verfassung, dass es trotzdem zum Podest reicht.»

Auch Nawrath lobte gut einen Monat vor dem wichtigen WM-Rennen in Tschechien seine Teamkollegen. 

Erneut perfekte Bedingungen in Ruhpolding

Startläufer Strelow übernahm schon kurz nach dem Start die Führung und hielt sich auch mit einem Nachlader im ersten Schießen weit vorn. Bei erneut perfekten Bedingungen mit wenig Wind und guter Sicht bejubelten 12.000 Fans kurz danach, wie Strelow nach einem perfekten Stehendschießen erneut an die Spitze stürmte. «Es war das Ziel, mit der Führungsgruppe zu übergeben. Das ist uns gelungen», sagte Strelow.

Kühn ging mit 0,3 Sekunden Vorsprung vor Frankreich auf die Strecke, es folgte eine ganze Reihe an Verfolgern. Dazu gehörten auch die Norweger, die zuvor alle drei Staffelrennen des Winters gewonnen hatten. Allerdings verzichteten die Olympiasieger auf einen Einsatz des etwas schwächelnden Johannes Thingnes Bö, der freiwillig pausierte. 

Weil auch Kühn alle fünf Scheiben abräumte, ging Favorit Norwegen weiter nicht in Führung, das übernahm Johannes Dale-Skjevdal aber vor dem nächsten Gang an den Schießstand.

Schlussläufer Nawrath rettet Platz zwei

Nach drei Extrapatronen verlor er Platz eins aber schnell wieder, Kühn festigte mit einem Nachlader den Platz in der Spitzengruppe und konnte trotz eines kurzen Strauchlers als Erster vor den Franzosen an Ex-Weltmeister Doll übergeben. Der 33-Jährige war zunächst mit allen fünf Schüssen erfolgreich, bevor der Schwarzwälder alle Siegchancen vergab. Gleich zwei Strafrunden im Stehendschießen warfen das Team bis auf Platz sieben zurück, während Routinier Tarjei Bö souverän die Führung übernahm.

Nawrath startete mit einer Minute Rückstand auf Norwegen als Siebter, kämpfte sich vor dem finalen Schießen aber wieder bis auf Rang drei - und schaffte es schließlich mit einem Kraftakt sogar noch weiter nach vorn.

Von Sandra Degenhardt und Thomas Wolfer, dpa
© dpa-infocom, dpa:240111-99-572977/4
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten