Schwächelnde Dinos: Schalke, HSV und Hertha in Zugzwang
Sie haben zwar die meisten Fans, aber nicht die meisten Punkte. Beim FC Schalke, dem HSV und Hertha BSC geraten die Saisonziele in Gefahr. Für positive Schlagzeilen sorgen andere Zweitligisten.
Sie haben zwar die meisten Fans, aber nicht die meisten Punkte. Beim FC Schalke, dem HSV und Hertha BSC geraten die Saisonziele in Gefahr. Für positive Schlagzeilen sorgen andere Zweitligisten.
Auf Schalke geht die Angst vor einem weiteren Abstieg um, dem Hamburger SV droht ein schmerzhaftes Déjà-vu, und bei Hertha BSC sitzt der Frust über das bittere Pokal-Aus tief.
Die drei zu Saisonbeginn noch hoch gehandelten Traditionsclubs liegen in der 2. Fußball-Bundesliga zwar beim Zuschauerschnitt vorn, werden aber ihren sportlichen Ansprüchen kaum gerecht. Dass der FC St. Pauli und die SpVgg Greuther Fürth am Samstag (13.00 Uhr/Sky) als Tabellenerster und - zweiter das Spitzenspiel bestreiten, passt ins Bild der schwächelnden Bundesliga-Dinos.
Besonders groß ist der Frust beim siebenmaligen deutschen Meister aus Gelsenkirchen. Nur das knapp bessere Torverhältnis trennt den Tabellen-15. von einem direkten Abstiegsplatz. Geht auch das Kellerduell mit Eintracht Braunschweig am Samstag (13.00 Uhr/Sky) verloren, droht Alarmstimmung. Laut Mittelfeldspieler Ron Schallenberg sind die Sinne aller Profis geschärft: «Keiner muss sich darum Sorgen machen, dass wir nicht wissen, worum es geht. Die Mannschaft hat den Ernst der Lage verstanden. Wir sind ja nicht blöd.»
Doch beim 1:4 am vergangenen Spieltag in Kaiserslautern machten die Schalker nicht den Eindruck, für einen leidenschaftlichen Kampf um den Klassenerhalt gerüstet zu sein. Das mag daran gelegen haben, dass nach den positiven Eindrücken im Wintertrainingslager in Portugal der Blick aller Beteiligten eher nach oben als nach unten gerichtet war. Gedankenspiele über eine Aufholjagd in Richtung Tabellenspitze sind nach dem Rückrunden-Fehlstart mit zwei Niederlagen gegen den HSV (0:2) und in Kaiserslautern passé.
Neuer Sportdirektor, neue Hoffnung
Die Verpflichtung von Vereinslegende Marc Wilmots als Sportdirektor in der Winterpause sorgte zwar für neue Hoffnung, aber nicht für die erhoffte Trendwende. «Es wird sehr wahrscheinlich bis zum Ende Abstiegskampf sein», bekannte Schallenberg, «dem müssen wir uns stellen.»
Ein weiterer Absturz würde die ohnehin schwierige Situation des hoch verschuldeten Vereins dramatisch verschärfen. Medienberichte über eine Oppositionsgruppe und eine mögliche Rückkehr des langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies sorgten zuletzt für Unruhe. Nur ein Sieg kann helfen, die Wogen zu glätten. Trainer Karel Geraerts hofft, dass seine Profis dieser kniffligen Ausgangslage gewachsen sind und den jüngsten Höhenflug des zuletzt viermal siegreichen Vorletzten aus Braunschweig bremsen: «Der mentale Aspekt ist das Wichtigste am Samstag. Wir dürfen keine Angst vor dem Druck haben, dürfen nicht in Panik verfallen und müssen nicht alles infrage stellen.»
Wachsende Skepsis
Auch beim HSV wächst die Skepsis. Schließlich verdichten sich die Anzeichen, dass sich die immer gleiche Geschichte wiederholt. Seit dem Abstieg 2018 stand der einstige Bundesliga-Dino bereits fünfmal vor der Rückkehr in das Fußball-Oberhaus, blieb am Ende aber immer zweitklassig. Nach nur drei Siegen aus den vergangenen sieben Ligaspielen rutschte das Team aus den Aufstiegsplätzen. Eine Niederlage am Samstag (20.30 Uhr/Sky) bei Hertha BSC könnte die Position von Tim Walter weiter schwächen. Doch der Fußball-Lehrer gibt sich entspannt: «Dadurch, dass wir auf Schlagdistanz sind, nicht uneinholbar hinten dran liegen, sondern nur einen Punkt auf die vorderen Plätze haben, bin ich noch relativ gelassen.»
Dass die Partie zwischen dem HSV und Hertha als «Topspiel» der Woche firmiert, hat mehr mit der großen Tradition beider Vereine als mit der Tabelle zu tun. Schließlich muss sich die Hertha mit einem Platz im grauen Mittelmaß begnügen. Nach dem plötzlichen Tod von Präsident Kay Bernstein steht der Verein noch immer unter dem Eindruck dieser Tragödie. Das wurde auch beim 1:3 im Pokal-Viertelfinale gegen Kaiserslautern deutlich. «Es schmerzt, dass wir nicht in den Himmel gucken können und sagen können: Für dich sind wir heute eine Runde weitergekommen», klagte Torhüter Marius Gersbeck nach der Partie bei Sky. Ein Sieg über den HSV würde helfen, den Frust über das Pokal-Trauma zu lindern.
Von Heinz Büse, dpa
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