Novak Djokovic ist nach seinem Olympiasieg überwältigt.
Andy Wong/AP
Novak Djokovic ist nach seinem Olympiasieg überwältigt.
Tennis-Wettbewerb bei Olympia

Schluchzender Tennis-Star: Djokovic endlich Olympiasieger

Für Novak Djokovic erfüllt sich bei Olympia ein Traum. Der Rekord-Grand-Slam-Turniersieger jubelt über den einen Triumph, der ihm gefehlt hat. Es ist ein ganz anderes Finale als in Wimbledon.

Superstar Novak Djokovic weinte hemmungslos, als er auf der roten Asche auf die Knie sank und dann auf der Tribüne seiner Tochter Tara in die Arme fiel. Mit immensem Willen hat sich der 37-Jährige in seiner Tennis-Karriere voller Rekorde seine erste olympische Goldmedaille gesichert. Djokovic gewann das mitreißende und hochklassige Finale bei den Sommerspielen in Frankreich gegen French-Open-Champion Carlos Alcaraz knapp mit 7:6 (7:3), 7:6 (7:2) und wurde danach von seinen Gefühlen übermannt.

«Das ist definitiv der größte sportliche Erfolg, den ich hatte», sagte Djokovic, wenn er all die Umstände bedenke, auch dass er gegen den «momentan wahrscheinlich besten Spieler der Welt» angetreten sei. «Alles, was ich in dem Moment, in dem ich gewonnen habe, gefühlt habe, hat wirklich alles übertroffen, was ich gedacht und gehofft habe, wie es sein wird», erklärte der Weltranglisten-Zweite, als er mit der Goldmedaille um den Hals und der serbischen Flagge um den Schultern zur Pressekonferenz erschien. 

«Mein Karriere-Puzzle ist nun komplett»

Das Gefühl des Olympiasiegs sei noch spezieller als das Erlebnis, 2012 bei der Eröffnungsfeier die serbische Fahne getragen zu haben. «Ich bin super dankbar für den Segen, dieses historische Gold für mein Land gewonnen und den Golden Slam komplettiert zu haben», sagte der Serbe und jubelte: «Mein Karriere-Puzzle ist nun komplett.» 

Djokovic kürte sich zum Nachfolger von Tokio-Olympiasieger Alexander Zverev und revanchierte sich für das verlorene Wimbledon-Endspiel gegen den 21-jährigen Spanier. Nach 2:50 Stunden verwandelte Djokovic seinen ersten Matchball. Im Publikum trug seine Tochter Tara eine Goldmedaille, ebenso wie Sohn Stefan wedelte sie mit serbischen Fahnen. 

Gerührt klopfte sich Djokovic bei der Siegerehrung auf sein Herz, bevor er von IOC-Präsident Thomas Bach die Goldmedaille in Empfang nahm. Strahlend und stolz sang er die serbische Nationalhymne mit. Vor den Olympischen Spielen war Djokovic in einer für ihn schwachen Saison noch ohne Titel geblieben - nun triumphierte er ohne Satzverlust.

Die vielleicht letzte Chance für Djokovic

Den Makel des fehlenden Olympiasiegs wollte Djokovic unbedingt beheben. Seine fünften Sommerspiele boten womöglich die letzte Chance, wäre er doch 2028 in Los Angeles bereits 41 Jahre alt. Vor rund 15.000 Zuschauern gewann der serbische Rekord-Grand-Slam-Sieger das Duell mit Alcaraz auf der roten Asche in Paris, weil er sein Topniveau abrief und über den Platz rutschte und sprintete, als hätte es die Knieverletzung von Anfang Juni nicht gegeben. Nur Nuancen machten den Unterschied. 

«In den engen Momenten hat er beeindruckend gespielt», lobte Alcaraz. So gewann Djokovic seine zweite Olympia-Medaille nach Bronze 2008 in Peking.

Wie Steffi Graf, Andre Agassi, Rafael Nadal und Serena Williams hat Djokovic nun den Golden Slam in seiner Karriere aus den Triumphen bei den vier Grand-Slam-Turnieren und dem Olympiasieg geschafft. «Schatzi, well done», schrieb der einstige Coach Boris Becker an seinen früheren Schützling Djokovic auf X.

Djokovic stoppte damit den Erfolgslauf von Silbermedaillengewinner Alcaraz, der zuletzt bei den French Open und in Wimbledon triumphiert hatte. Bronze ging an den italienischen Zverev-Bezwinger Lorenzo Musetti. «Diese Silbermedaille ist für alle spanischen Menschen, für alle, die mich unterstützt haben - und natürlich auch für mich. Es ist etwas, was ich erreichen wollte, seit ich ein Kind bin», sagte Alcaraz, der im Moment der Niederlage ebenfalls zu Tränen gerührt war. 

Der erste Satz dauert länger als das Olympia-Finale von Zverev

Die beiden Protagonisten kämpften in Satz eins verbissen um jedes Spiel. Der Durchgang dauerte 93 Minuten und war damit schon länger als das gesamte Finale vor drei Jahren in Japan, als Zverev dem Russen Karen Chatschanow in nur 79 Minuten kaum eine Chance gelassen hatte. Im zweiten Abschnitt setzten sich die packenden Ballwechsel fort. Am Ende jubelte Djokovic.

Von Kristina Puck, dpa
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