Das Aus von Wilmots kam durchaus überraschender als das seines belgischen Landsmanns, dessen Assistent Tim Smolders ebenfalls freigestellt wurde. «In den vergangenen Wochen mussten wir feststellen, dass es unterschiedliche Ansichten darüber gab, wie und in welche Richtung wir den Fußball auf Schalke entwickeln wollen», sagte Tillmann.
Eine gemeinsame Linie sei aus Sicht des Vorstands allerdings «elementar wichtig». Bis auf Weiteres übernehme Kaderplaner Ben Manga die sportliche Gesamtverantwortung. Bei der Suche nach einem Wilmots-Nachfolger wolle man sich in den kommenden Wochen «verschiedene Profile» anschauen.
«Die ausgewählte Person muss sich mit unserem eingeschlagenen Weg – junge Spieler zu fördern und zu entwickeln – voll identifizieren, um gemeinsam alles für den Erfolg von Schalke 04 zu tun», erklärte Tillmann.
Wackelige Defensive
Nach der Niederlage gegen Darmstadt am Freitagabend hatte sich Geraerts noch kämpferisch gegeben. «Ich gebe nicht auf», sagte er. «Ich gehe immer weiter.» Spätestens das verrückte 3:5 nach einer 3:0-Führung war der Vereinsführung dann aber zu viel. Am Samstagmorgen verließ Geraerts mit mehreren gepackten Taschen die Schalker Geschäftsstelle.
Der 42-Jährige hat es nicht geschafft, nach dem großen Umbruch des Sommers ein ausreichend schlagkräftiges Team zu formen. Vor allem in der Defensive präsentierte sich Schalke immer wieder anfällig und leistete sich teils gravierende Fehler. 16 Gegentore sprechen für sich.
Nach der 0:2-Niederlage beim Karlsruher SC am 5. Spieltag hatte Wilmots Geraerts noch das Vertrauen ausgesprochen. Nun wurde der Druck zu groß - und auch für die Schalker Club-Ikone kam das Aus.
Meinungsverschiedenheiten mit dem Kaderplaner
Neben den sportlichen Defiziten hatten zuletzt Meinungsverschiedenheiten zwischen Geraerts und Manga für Unruhe beim Revierclub gesorgt. Manga hatte festgestellt, dass Geraerts nicht auf die von ihm verpflichteten Spieler baue. Geraerts reagierte mit Trotz und Unverständnis.
Der Coach war erst im vergangenen Oktober zum FC Schalke 04 gekommen. Als Bundesliga-Absteiger steckte der Revierclub lange im Abstiegskampf der 2. Liga, rettete sich letztendlich jedoch. Mit viel neuem Personal und jungen, talentierten Spielern wollten sich die Gelsenkirchener in dieser Saison stabilisieren. Zumindest mit Geraerts gelang das nicht.
Schalkes Kapitän Kenan Karaman suchte derweil die Schuld nach der Darmstadt-Pleite beim Team und nicht beim geschassten Coach. «Ich denke, dass der Trainer uns gut auf das Spiel vorbereitet hat», sagte der 30-Jährige. Ein konditionelles Problem durch schlechtes Training sieht der Offensivmann nicht.
Thomas Eßer, Sandra Degenhardt und Tom Bachmann, dpa
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