Zugang zu echtem Leberkäs' habe er ja auch, meinte er mit Blick auf das von einer Deutschen geführte Catering-Unternehmen, das zur Begrüßung und Freude der Kanadier für ein Buffet mit Brezeln und anderen bayerischen Köstlichkeiten sorgte. «Man muss dazu sagen, die bayerische Küche ist jetzt nicht unbedingt für den Leistungssport kreiert worden, zumindest nicht für den modernen», scherzte Müller. «Und trotzdem kann man es immer mal wieder genießen, und deswegen bin ich froh, dass ich auch hier eine Anlaufstelle habe und nicht extra von Deutschland was schicken lassen muss.»
Müllers Abenteuer hat begonnen
Am Flughafen wurde Müller von einer Abordnung des Musqueam-Stammes mit einem traditionellen Trommel-Marsch begrüßt - bei der Pressekonferenz bekam er eine Adler-Feder und ein handgefertigtes Stirnband des Squamish-Stammes, und das alles vor etwa 200 Leuten. «Hier ist mehr los als an jedem Wahlabend. Kein kanadischer Politiker ist auch nur annähernd so groß wie er», sagte ein kanadischer Kameramann.
Müller startet in Kanada also in das Abenteuer, das er gesucht hat - ohne dabei aus den Augen zu verlieren, was ihm die meiste Freude bringt. Ein Abenteuer sei «nur spannend, wenn man um Titel spielen kann», sagte der Rekordspieler des FC Bayern, der sich von seiner Nummer 25 trennt und in Vancouver zukünftig wie bei der Nationalmannschaft mit der Nummer 13 auf dem Rücken auflaufen wird: «Es gibt eine Chance darauf, nicht nur dieses, sondern auch nächstes Jahr.»
Whitecaps-Manager: «Es geht ihm wirklich um Fußball»
Die Whitecaps sind Tabellenzweiter in der Western Conference der Major League Soccer und voll auf Kurs Playoffs, in der getrennt davon ausgespielten Canadian Championship steht das Team im Halbfinale und «ist auf dem Weg, zum vierten Mal in Serie kanadischer Meister zu werden, das gab es noch nie», wie Axel Schuster stolz betonte. Der deutsche Manager mit einer Vergangenheit beim FC Schalke 04 und dem FSV Mainz 05 ist seit bald sechs Jahren als Sportdirektor in der Verantwortung und findet Stadt, Team und Fans hätten sich den größten Transfer ihrer Geschichte und die damit verbundene Aufmerksamkeit «verdient».
Wichtig ist Schuster aber auch: «Wir haben Thomas nicht wegen der Aufmerksamkeit verpflichtet. Sondern weil er dem Team weiterhelfen wird.» Schon im ersten Videocall zwischen Schuster, Müller und Trainer Jesper Sörensen sei es lange und intensiv um Müllers Rolle im Team gegangen. «Ich habe schnell gemerkt, es geht ihm nicht ums Geld, es geht ihm um Fußball», sagte Schuster der Deutschen Presse-Agentur. «Es stört ihn nicht, dass wir ein kleiner Club sind. Es stört ihn nicht, dass wir auf Kunstrasen spielen. Ihm geht es wirklich um Fußball und unsere Idee davon.»
Müller mag Sörensen - schon am ersten Tag des Kennenlernens ist der Umgang so vertraut, dass der Deutsche dem Dänen eine kraftvolle Schultermassage auf der Bühne verpasst. Müller fühlt sich wohl in seiner neuen Umgebung. «Meine ganze Karriere lang habe ich es immer gut geschafft, mich auf meine Umfelder relativ schnell einzustellen. Meine Mannschaften, auch wenn ich immer bei Bayern geblieben bin, meine Mitspieler haben sich verändert», erklärte er. «Der Spielstil des Fußballs hat sich verändert, und ich habe immer wieder meine Nischen gefunden, wichtig für Teams zu sein, und darum geht es eigentlich.»
Maximilian Haupt, dpa
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