Schätzen und respektieren sich: Jannik Sinner (l) und Alexander Zverev
Heinz-Peter Bader/AP/dpa
Schätzen und respektieren sich: Jannik Sinner (l) und Alexander Zverev
ATP Finals im Tennis

«Momentan der Beste»: Zverev fordert Sinner nach Klatsche

Alexander Zverev trifft im zweiten Gruppenspiel der ATP Finals auf den Titelverteidiger und Topfavoriten. Formal spielt der Dritte gegen den Zweiten der Tennis-Welt - doch es klafft eine große Lücke.

Alexander Zverev schritt mit einem kurzen Kopfnicken durch das Spalier der vielen Fans von Jannik Sinner. Auf Autogramme und Selfies verzichtete der deutsche Tennisstar vor dem Training für den Showdown bei den ATP Finals gegen Italiens Liebling. Zverevs volle Konzentration gilt der ultimativen Herausforderung, die nach dem erlösenden Auftaktsieg und zwei Tagen Regenerationspause beim Turnier der Besten nun auf ihn wartet.

Gegner Sinner ist in absoluter Topform, durch den Wettstreit um die Nummer 1 der Welt mit Carlos Alcaraz zusätzlich motiviert und genießt in Turin auch noch Heimvorteil. Eine größere Aufgabe auf Hartplatz gibt es aktuell im Welttennis nicht. «Sinner ist momentan der beste Spieler auf diesem Belag, gar keine Frage. Deswegen erwarte ich ein sehr schweres Match», sagte Zverev (28) vor dem zweiten Gruppenspiel der ATP Finals an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/Sky): «Wenn ich nicht zu hundert Prozent fit bin, dann habe ich gar keine Chance. Das hat man in Paris gesehen.»

Beeinträchtigt von einem geschwollenen Knöchel kassierte Zverev beim Masters-Turiner in Frankreichs Metropole vor anderthalb Wochen eine im wahrsten Sinne des Wortes schmerzhafte Halbfinal-Klatsche: 0:6, 1:6 - so deutlich hatte der Hamburger seit 2014 nicht mehr verloren. Sinner zeigte nach dem viel zu leichten Sieg Mitgefühl und bekritzelte eine Kamera am Spielfeldrand mit der Nachricht «Get well soon» (gute Besserung). 

Der Aufschlag spielt die Schlüsselrolle

Körperlich scheint es Zverev nach dem Besuch bei jenem Arzt, der ihn auch schon bei seinem folgenschweren Bänderriss im rechten Knöchel 2022 operiert hatte, tatsächlich besser zu gehen. Er fühle sich gut, versicherte der Olympiasieger von 2021 nach seinem Zweisatzsieg zum Auftakt des Prestigeturniers gegen den US-Amerikaner Ben Shelton. Aber reichen die Fitness und Form auch gegen Ausnahmekönner Sinner?

Alles hängt vom Aufschlag ab - glaubt der 24 Jahre alte Italiener. «Der Platz wird durch die Abnutzung von Tag zu Tag schneller. Der Aufschlag wird der Schlüssel zum Erfolg sein», sagte der viermalige Grand-Slam-Turniersieger. Serviert Zverev wie gegen Shelton mit einer Gewinn-Quote von 84 Prozent beim ersten Aufschlag, hat er definitiv eine Chance. Doch auch Sinner präsentierte sich beim souveränen Auftaktsieg gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime aufschlagstark.

Zverev scherzt: Sinner geht allen «auf'n Sack»

Auf lange Ballwechsel sollte sich Zverev eher nicht einlassen. Dann kann Sinner seine Dominanz und Power bei den Grundschlägen ausspielen. So ließ er Zverev im Australian-Open-Finale Anfang des Jahres nicht den Hauch einer Chance. Wie er den Südtiroler ärgern kann, weiß Zverev aber auch. Beim hart umkämpften Drei-Satz-Finale in Wien Ende Oktober hatte er Sinner an den Rand einer Niederlage gebracht. 

«Jannik, du gehst uns Spielern allen so was von auf'n Sack», hatte Zverev danach bei der Siegerehrung scherzhaft gesagt: «Entspann dich mal, wir wissen, dass du der beste Spieler auf der Welt bist. Lass mich auch mal was gewinnen.» Doch diesen Gefallen wird ihm Sinner zumindest nicht freiwillig tun. Schließlich treibt ihn vor allem die sportliche Dauerrivalität mit Alcaraz immer weiter an.

Becker will Zverev weiter «ein bisschen provozieren»

Die beiden Ausnahmespieler seien «Lichtjahre» vom Rest entfernt, hatte Zverev vor ein paar Wochen gesagt. Als Sinner wegen seiner Dopingsperre im ersten Saisondrittel drei Monate gesperrt war, erlitt Zverev ausgerechnet in dieser Zeit eine Formkrise und vergab die gute Chance auf die Nummer 1 der Weltrangliste. Dieses Ziel ist jetzt völlig außer Reichweite - obwohl Zverev als Dritter immer noch so etwas wie «the best of the rest» ist. Doch dass das nicht sein Anspruch ist, will er nun gegen Sinner beweisen. 

Boris Becker glaubt an Zverevs Chance. Er habe ihn zuletzt zwar kritisiert («Weltklasse sieht anders aus»), aber Zverev habe sportlich «wunderbar darauf reagiert», sagte die Tennis-Ikone im gemeinsamen Podcast mit Ex-Spielerin Andrea Petkovic: «Ich glaube, wir sollten ihn öfters sportlich kritisieren und so ein bisschen provozieren und reizen.» Er tue dies nur bei Spielern, die er «respektiere und vielleicht sogar mag», betonte Becker: «Ich will, dass Sascha Zverev das Turnier in Turin gewinnt.»

Eine Niederlage gegen Sinner würde noch nicht das Ende der Titel-Träume bedeuten. Zum Vorrundenabschluss gegen Auger-Aliassime, der gegen Sinner Wadenprobleme hatte, könnte sich Zverev dann immer noch einen der beiden Topplätze der Björn Borg Gruppe und damit ein Halbfinalticket erspielen.

Jörg Soldwisch, dpa
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