Mihambo bejubelt WM-Silber - Bolt feiert Jamaika-Triumph
Malaika Mihambo beschert den deutschen Leichtathleten nach der Nullnummer von Budapest wieder eine Medaille. Usain Bolt jubelt frenetisch über einen Sprint-Coup, Gina Lückenkemper hadert.
Malaika Mihambo beschert den deutschen Leichtathleten nach der Nullnummer von Budapest wieder eine Medaille. Usain Bolt jubelt frenetisch über einen Sprint-Coup, Gina Lückenkemper hadert.
Malaika Mihambo hüllte sich in eine Deutschland-Fahne und hielt lächelnd die Silbermedaille in die Höhe. Am Ort ihres größten Triumphs hat die Weitsprung-Olympiasiegerin von Tokio 2021 ihre imposante Erfolgsbilanz weiter vergrößert. Die zweimalige Weltmeisterin musste sich bei der Leichtathletik-WM wie schon vor einem Jahr bei den Sommerspielen in Paris nur der amerikanischen Olympiasiegerin Tara Davis-Woodhall geschlagen geben.
Vor der großen 100-Meter-Show mit den Weltmeistern Oblique Seville (Jamaika) und Melissa Jefferson-Wooden (USA) fehlte bei zwei ungültigen finalen Versuchen aber nicht viel, und Mihambo hätte sich mit ihrem dritten WM-Titel belohnt.
Mihambo springt trotz Fersenproblemen zu Silber
«Ich habe wirklich den besten Wettkampf der Saison gemacht», sagte die 31-Jährige - und das trotz Fersenproblemen. «Ich habe mir eine Fersenprellung geholt - schon in der Quali.»
Nach Gold in Doha 2019 und Eugene 2022 war es für Mihambo erstmals bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften Silber. «Ich bin einfach glücklich, dass mir das gelungen ist, das rumzureißen.» Das glückte Sprinterin Gina Lückenkemper nicht: Sie verpasste über 100 Meter erneut ihr ersehntes Finale.
Mihambo in «Bombenform» zur Medaille
Mihambo steigerte sich in einem nervenaufreibenden Weitsprung-Krimi von Durchgang zu Durchgang. Doch trotz der von Trainer Ulli Knapp bescheinigten «Bombenform» fehlten am Ende 14 Zentimeter. Die beiden letzten sehr weiten Versuche von Mihambo waren knapp ungültig. «Es war schon schade um die letzten beiden Sprünge, weil die noch mal richtig gut waren», haderte Mihambo. Davis-Woodhall hatte gleich im ersten Versuch starke 7,08 Meter vorgelegt und verbesserte sich später auf 7,13 Meter.
Im für Mihambo schwierigen Vorkampf war Knapp am Samstag noch krank im Hotel geblieben, im Finale war er mit Maske als wichtiger Unterstützer für die Ausnahmesportlerin dabei. «Es freut mich, dass ich die Erinnerung an die Silbermedaille mit Ulli teilen kann», sagte Mihambo. «Der Ulli ist einfach so ein Herzensmensch. Da fühlt man sich einfach wohl, nur wenn er schon da ist.»
Die deutsche Erfolgsgarantin, die 2023 bei der Medaillen-Nullnummer bei der WM in Budapest nach Verletzung gefehlt hatte, sorgte am zweiten Tag der Titelkämpfe in der japanischen Metropole für die erste Medaille des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Es war damit das erste deutsche WM-Edelmetall seit 2022. Am Montag (14.55 Uhr) könnte Hindernis-Läufer Frederik Ruppert als Außenseiter nachlegen. Das atemberaubende Finish des Franzosen Jimmy Gressier, der über 10.000 Meter die afrikanischen Favoriten düpierte, könnte als perfektes Vorbild taugen.
Jubel um Bolt und das 100-Meter-Double
Mihambo war rechtzeitig vor dem großen Sprintspektakel mit ihrem Medaillen-Werk fertig. Frenetisch feierten die rund 50.000 Zuschauer im Nationalstadion den als «lebende Legende» gerühmten früheren jamaikanischen Sprint-Superstar Usain Bolt, der im lässigen Look die 100-Meter-Show verfolgte. Erstmals fanden die WM-Finals der Frauen und Männer an einem Abend kurz nacheinander statt.
Bolt jubelte ausgelassen, als seine Landsmänner Seville und Kishane Thompson vor dem US-Star Noah Lyles Gold und Silber holten. Der 24-jährige Seville gewann in 9,77 Sekunden. Bei den Frauen triumphierte Favoritin Jefferson-Wooden vor der Jamaikanerin Tina Clayton und Olympiasiegerin Julien Alfred aus St. Lucia. 10,61 Sekunden lautete die starke Siegerzeit.
«Verbaute» Medaillenchance im Diskuswerfen
Als Mihambo auf dem Weg zu ihrem Weitsprung-Finale war, mühte sich Diskuswerferin Shanice Craft vergeblich um den WM-Coup. Die 32-Jährige reihte sich beim Sieg der zweimaligen Olympiasiegerin Valarie Allman aus den USA auf Rang acht ein. «Ich habe es mir selbst verbaut», sagte Craft, die mit Medaillenchancen angereist war.
Die hatte sich Lückenkemper nicht ausgerechnet, aber sie war «on fire» für das erste Einzel-Finale auf Weltebene. «Shit happens», sagte die Doppel-Europameisterin von 2022. «Ich hasse zwar, dass ich das jetzt schon wieder sagen muss: Aber ich gebe nicht auf.»
Das tat auch 1.500-Meter-Läuferin Nele Weßel nicht. Sie wurde in ihrem Halbfinale von der Italienerin Marta Zenoni geschubst, biss sich aber trotzdem bis ins Ziel durch. Der Lohn: Nachträglich rückte sie nach einer Juryentscheidung in das Finale.
Von Christian Kunz und Christian Johner, dpa
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