Steht zum vierten Mal in Serie im Halbfinale der French Open: Alexander Zverev.
Jean-Francois Badias/AP/dpa
Steht zum vierten Mal in Serie im Halbfinale der French Open: Alexander Zverev.
French Open

«Mal eins gewinnen»: Zverevs Kampf gegen den Halbfinalfluch

Zum vierten Mal in Serie steht der deutsche Tennisstar in der Runde der besten Vier. Riesenfreude? Fehlanzeige! Zverev will endlich ins Finale und dann den Titel. In einem TV-Interview ist er genervt.

Fast schon routiniert hakte Alexander Zverev seine beeindruckende Halbfinal-Serie bei den French Open ab, allein der Einzug in die Runde der besten Vier reicht ihm längst nicht mehr. «Ich bin froh, dass ich wieder in einem Halbfinale stehe», sagte der deutsche Tennisstar und fügte lächelnd an: «Hoffentlich kann ich mal eins gewinnen.» Für die Neuauflage des Vorjahres-Duells in der Vorschlussrunde am Freitag gegen den Norweger Casper Ruud (nicht vor 17.30 Uhr/Eurosport) fühlt sich der Hamburger bereit. Im vierten Anlauf soll es erstmals mit dem Finale in Paris klappen. 

Das ist Zverev in den vergangenen drei Jahren nicht gelungen - aus höchst unterschiedlichen Gründen. 2021 fehlte ihm im Fünf-Satz-Krimi gegen Stefanos Tsitsipas noch etwas Erfahrung. 2022 duellierte er sich mit Sandplatzkönig Rafael Nadal auf Augenhöhe, ehe ihn eine schwere Fußverletzung stoppte. 2023 war er nach monatelanger Zwangspause körperlich noch nicht wieder in Topform. Und jetzt? 

Tiebreak-König von Roland Garros

«Früher in meiner Karriere war ich mental nicht bereit für Grand Slams. Ich wurde oftmals sehr nervös, konnte nicht mein bestes Tennis zeigen», sagte der 27-Jährige. Doch die vielen positiven und auch negativen Erfahrungen auf und neben dem Platz hätten ihn seitdem reifen lassen. «Die Nervosität vergeht dann mit der Zeit.» Ein Beleg dafür: Bei den French Open ist er mit einer Bilanz von nun 23:2-Siegen der unbestrittene Tiebreak-König. 

Zverev weiß aber auch, dass er sich auf seiner Titelmission im Vergleich zum 6:4, 7:6 (7:5), 6:4 im Viertelfinale am Mittwochabend gegen den australischen Außenseiter Alex De Minaur noch steigern muss. Ruud gilt als ausgebuffter Taktiker, der Zverevs Schwächen vor allem auf der Vorhand auszunutzen weiß. «Ich denke, ich muss mein bestes Tennis spielen, um eine Chance zu haben», meinte Zverev: «Er ist ein großartiger Spieler. Zwei Finals hintereinander, drittes Halbfinale in Folge - das spricht für sich.»

Ruud ausgeruht, Zverev im Rhythmus

Dass sein Kontrahent, der von der Viertelfinal-Absage des verletzten Titelverteidigers Novak Djokovic profitierte, zwei freie Tage mehr zur Regeneration hat, sieht Zverev nicht zwingend als Nachteil. Die 11,5 Stunden, die der Weltranglisten-Vierte in seinen vergangenen drei Matches im Stade Roland Garros auf dem Platz stand, hat er gut weggesteckt. «Physisch fühle ich mich gut. Ich habe keine Sorgen im Körper. Ich hoffe, dass es auch dabei bleibt und ich ein gutes Match zeigen kann», sagte der Olympiasieger. 

Auch das weiter eher kühle Wetter in Paris will Zverev nicht als Ausrede für ein mögliches erneutes Scheitern im Halbfinale nutzen. «Klar, ich wünsche mir 27 Grad und Sonnenschein und dass der Ball über meine Schulter springt. Aber das ist kein Wunschkonzert, man kann das Wetter nicht kontrollieren», sagte er: «Es sind vier Spieler noch im Turnier, und ich bin einer davon. Das ist die Hauptsache.»

Genervt im TV-Interview

Ganz so entspannt scheint Zverev aber dann doch nicht zu sein. Im Eurosport-Interview unmittelbar nach dem Viertelfinalsieg ließ er den Reporter förmlich auflaufen. Warum das Halbfinale gegen Ruud anders als im Vorjahr diesmal nicht in drei Sätzen verloren gehen werde, wurde er gefragt. «Ich weiß nicht, ob es ein anderes Ergebnis wird. Wir sehen das am Freitag», antwortete Zverev sichtlich genervt. Auf die Nachfrage, wie er das Match denn einschätze, sagte er: «Das waren drei Fragen.» Dann brach er das Interview ab und ging.

Jörg Soldwisch, dpa
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