Sein spektakuläres und auch riskantes DFB-Comeback verkündete Toni Kroos so schnörkellos, wie der Weltmeister von 2014 auf dem Fußballplatz seine Pässe spielt. «Leute, kurz und schmerzlos: Ich werde ab März wieder für Deutschland spielen», verkündete der 34 Jahre alte Mittelfeldspieler von Real Madrid via Instagram. Kroos kehrt also ins DFB-Team zurück - und ist damit Julian Nagelsmanns nächster prominenter Hoffnungsträger für eine erfolgreiche Heim-EM in diesem Sommer.
Die Frage nach dem «Warum?» für das Comeback im Nationaltrikot beantwortete Kroos mit dem klaren Verweis auf Nagelsmann. «Weil ich vom Bundestrainer gefragt wurde, Bock drauf habe und sicher bin, dass mit der Mannschaft bei der EM viel mehr möglich ist, als die meisten gerade glauben!» An den Titelgewinn glauben im Gastgeberland des Turniers, das die DFB-Auswahl am 14. Juni in München gegen Gruppengegner Schottland eröffnet, nach den letzten Niederlagen gegen die Türkei und Österreich tatsächlich nur wenige Deutsche.
Letztes Länderspiel beim EM-Aus 2021
Kroos hatte seine vom WM-Triumph 2014 in Brasilien gekrönte DFB-Karriere eigentlich nach dem frühen und bitteren EM-Aus 2021 beendet. Sein 90-Minuten-Einsatz unter Joachim Löw beim 0:2 im Achtelfinale gegen England im Londoner Wembleystadion schien sein 106. und letztes Spiel für Deutschland gewesen zu sein. Doch in der aktuellen Krisensituation der Nationalelf holt Nagelsmann nach dem Dortmunder Abwehrspieler Mats Hummels (35) den nächsten Weltmeister-Veteran von Brasilien zurück.
Retro-Kurs mit 2014er-Weltmeistern
In den Testspielen am 23. März in Lyon gegen den WM-Zweiten Frankreich sowie drei Tage später in Frankfurt gegen Erzrivale Holland soll neben Kroos übrigens auch Bayern-Torwart Manuel Neuer (37) nach langer Verletzungspause sein Comeback im DFB-Team feiern.
Der junge Bundestrainer Nagelsmann (36) hat sich für sein EM-Projekt als Reaktion auf den Fehlstart mit nur einem Sieg in seinen ersten vier Länderspielen nun für einen klaren Retro-Kurs entschieden, bei dem Erfahrung zum Trumpf werden soll. Als «interessanten Gedanken» hatte Nagelsmann ein Comeback von Kroos, der bei Real Madrid immer noch Leistungsträger ist, erstmals im Dezember im ZDF-«Sportstudio» bezeichnet - und damit die Tür weit aufgemacht.
Kroos ging nun durch. «Ich bin damit sehr, sehr happy», sagte er in seinem Podcast «Einfach mal luppen». «Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mir sicher war», räumte Kroos ein. Nagelsmann wird seinen ersten Länderspiel-Kader am 14. März bekanntgeben. Und Kroos wird er als Führungsspieler zurückholen, der das nach drei Turnier-Flops (WM 2018, EM 2021, WM 2022) aus der Weltspitze gefallene DFB-Team wieder auf Erfolgskurs bringen soll.
Kein «Heilsbringer», sondern nur «ein Rädchen»
«Natürlich will ich helfen. Aber ich bin auch definitiv nicht der Heilsbringer. Davon kann sich jeder direkt verabschieden», äußerte Kroos zu seiner Rolle. Er sehe sich vielmehr «als ein Rädchen, das hoffentlich in ein anderes greift, was dann funktioniert». Der Gedanke, «dass wir durch diesen Kniff zum Favoriten werden, das ist Quatsch». Er glaubt aber, dass bis zum EM-Anpfiff die Turnierreife erarbeitet werden kann: «Weil ich die Jungs kenne, die Spieler kenne, die ausnahmslos große Qualitäten haben. Jetzt gilt es das zu zeigen als Mannschaft.»
Auch mit 34 körperlich bereit für ein Turnier
Nach der ersten Kontaktaufnahme mit Nagelsmann gab es in Abständen immer wieder einen Austausch. «Wir haben vereinbart, dass ich den Gedanken mitnehme und mal schaue, was passiert. Und ich habe immer mit dem Gedanken gespielt», schilderte Kroos. «Was ist, wenn ja? Was ist, wenn nein? Mit dem Ergebnis, für dieses Turnier zur Verfügung zu stehen.»
In den zweieinhalb Jahren ohne Länderspiele habe er Pausen gehabt, die ihm gutgetan hätten, sodass er sich auch mit 34 «immer noch gut fühle». Er sei «auch bereit, körperlich ohne Probleme das machen zu können. Volle Kraft voraus.» Vor Nagelsmanns Kontaktaufnahme habe er ein DFB-Comeback und eine weitere EM nicht im Kopf gehabt. «Dass ich gebraucht werde für das Turnier im eigenen Land, das ist ein Anreiz.»
Von Klaus Bergmann und Arne Richter, dpa
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