«Kleiner Arroganz-Anfall»: Littler pampt die Fans an
Die Buhrufe gegen seine Person missfallen Luke Littler. Auf der Bühne ergreift der Darts-Weltmeister das Wort und spricht die Fans direkt an. Ein deutscher Profi kritisiert ihn dafür.
Die Buhrufe gegen seine Person missfallen Luke Littler. Auf der Bühne ergreift der Darts-Weltmeister das Wort und spricht die Fans direkt an. Ein deutscher Profi kritisiert ihn dafür.
Mit rotem Kopf wandte sich Luke Littler von der größten Darts-Bühne der Welt an die 3.000 Fans im Alexandra Palace. «Come on», brüllte der 18 Jahre alte Weltmeister voller Genugtuung, nachdem er ein turbulentes 4:2 gegen Ex-Weltmeister Rob Cross überstanden und das Publikum direkt im Anschluss massiv angegangen hatte.
Weltmeister: «Danke, dass ihr mich ausbuht»
Littler hatte von den Rängen Buhrufe und Pfiffe gegen seine Person vernommen und wollte sich daraufhin am Mikrofon von Sky Sports noch einmal explizit an die von ihm ausgemachten Gegner im Ally Pally wenden. «Es stört mich nicht», behauptete Littler im Bühneninterview bei Sky Sports und lachte laut auf: «Ihr bezahlt für Tickets und ihr bezahlt mein Preisgeld. Danke, dass ihr mich ausbuht.»
Schon während der Begegnung hatte der junge Engländer immer wieder mit dem Publikum interagiert. Nach dem verwandelten Matchdart jubelte Littler ausgelassen, wie man ihn selten vorher gesehen hatte. Anschließend rechnete er in aller Kürze mit den Fans ab.
Hempel übt Kritik
Das kam nicht nur bei den Anhängern nicht besonders gut an. Der deutsche Profi Florian Hempel sagte in einer ersten Reaktion am DAZN-Mikrofon: «Wenn wir uns darauf beschränken, was wir mitbekommen haben: Ich finde diese Reaktion völlig überzogen. Kleiner Arroganz-Anfall - kann man machen, muss man halt auch nicht machen.»
Hempel fügte erklärend an: «Sorry, nee, geht nicht, das ist too much. Du kannst doch nicht die Leute anmaulen, die dein Geld bezahlen. Er darf nicht vergessen, wo er herkommt.»
Als Littler sich bei DAZN noch einmal zu den Vorfällen erklärt hatte, fügte Hempel an: «Die Worte sind trotzdem ein Ticken zu viel. Buhrufe und Pfiffe mussten schon andere aushalten.»
Pietreczko: «Jeder Spieler hasst das»
Der britische Guardian kommentierte scharf, Littlers Wandel zum Bösewicht sei vollzogen. Für die restlichen drei Spiele ab dem Viertelfinale müsse es der junge Titelverteidiger «alleine schaffen». Das Finale steigt am 3. Januar, Littler ist klarer Titelfavorit.
Pfiffe und Buhrufe sind in den WM-Tagen von London immer wieder Thema. Der deutsche Teilnehmer Ricardo Pietreczko hatte dies schon vor Weihnachten nach seinem Duell mit Dave Chisnall bemängelt. «Es ist immer dasselbe: das Pfeifen, die Buhrufe, wobei die Buhrufe eigentlich gar nicht das Problem sind. Aber durch das Pfeifen verliert man für einen Moment den Fokus, und ich denke, jeder Spieler hasst das», beschrieb Pietreczko.
Littler will sich für das Viertelfinale wappnen
Für Littler war es zudem eine ungewohnte Situation. Seit er mit 16 bei der WM debütierte, waren die Fans stets auf seiner Seite. Diesmal kam es anders. «Es war feindselig, niemand wollte, dass ich gewinne. Sie haben sich geirrt», sagte Littler, der vor dem 4:2 gegen Cross alle seine Spiele ohne Satzverlust gewonnen hatte.
Nach dem kurzen Ausbruch beruhigte sich Littler und gab sich in den folgenden TV-Interviews sowie auf der Pressekonferenz gemäßigter. «Es war das erste Mal bei der WM, dass die Fans mich nicht siegen sehen wollten. Aber alles klar. Ich werde mich für das Viertelfinale auf das Schlimmste vorbereiten», sagte Littler mit Blick auf die anstehende Partie an Neujahr.
Patrick Reichardt und Maximilian Wendl, dpa
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