Von Unruhe oder gar Panik war beim deutschen Freiwasserteam trotz der ersten Weltmeisterschaft ohne eine einzige Medaille seit 2017 nichts zu spüren.
«Das kann auch mal passieren, dass wir keine Medaille holen», sagte Leonie Beck. «Wir sind auch keine Superhelden, wir sind auch keine Roboter, wir sind auch nur Menschen», ergänzte die Doppel-Weltmeisterin des vergangenen Jahres nach Rang vier zum WM-Abschluss mit der Staffel. «Wir machen weiter, wir trainieren weiter und gehen unseren Weg nach Paris im August.»
Dass weder die 26-Jährige noch Olympiasieger Florian Wellbrock in den Einzelrennen über fünf und zehn Kilometer als Titelverteidiger in den Kampf um Edelmetall eingreifen konnten, ärgerte Sportler und Verantwortliche. Deutschlands Status als starke Freiwassernation sahen sie mit Blick auf den großen Saisonhöhepunkt bei den Olympischen Spielen in der französischen Hauptstadt aber nicht gefährdet. Dort sind Medaillen - am besten goldene - weiterhin das Ziel.
WM als Zwischenstopp
«Natürlich war es eine Weltmeisterschaft, aber es war ein Zwischenstopp», sagte Beck im Hafen von Doha. Ähnlich klangen zuvor schon Wellbrock, Teamkollege Oliver Klemet und Freiwasser-Bundestrainer Constantin Depmeyer. «Wir haben diese WM als Zwischenstopp genutzt, andere haben sie richtig vorbereitet», sagte der Coach. «Wir können die WM beurteilen, wenn wir die Spiele gesehen haben.» Man sei natürlich nicht zufrieden, aber auch nicht beunruhigt: «Wir sehen das sehr relaxed in der Vorbereitung auf die Spiele.»
Tatsächlich wird Depmeyers Team an den Ergebnissen bei Olympia gemessen. Die WM-Schlappe ist verkraftbar. Die Titelkämpfe im Meer zeigten aber, dass bis zu den Rennen in der Seine noch viel Arbeit und möglicherweise auch Anpassungen im Vorbereitungsplan auf die Sportlerinnen und Sportler warten. Klar ist: Ein erhoffter weiterer Schub für das eigene Selbstvertrauen waren die Wettbewerbe im kühlen Wasser des Emirats nicht. Bei aller Einordnung zeigten sich die Athletinnen und Athleten auch selbstkritisch.
Wellbrock will im WM-Becken glänzen
«Natürlich muss man jetzt mal schauen, woran es gelegen hat. Man kann nicht immer alles aufs kalte Wasser schieben», sagte Beck, die nun erst einmal ein paar Tage abschalten will. Mit ihrer Mutter geht es für einen Kurzurlaub nach Abu Dhabi. «Es macht jetzt keinen Sinn, sich im Boden zu verkriechen und zu heulen», sagte die Bayerin. «Deswegen: Kapitel zuschlagen, weitermachen, schauen, was man besser machen kann und dann perfekt vorbereiten auf Olympia.»
Wellbrock hatte sein persönliches Freiwasser Kapitel von Katar da bereits zugeschlagen. Der 26-Jährige verzichtete auf einen Staffel-Start, um sich auf die WM-Rennen in der kommenden Woche im Becken vorzubereiten. Ohne seinen erfolgreichsten Schwimmer musste sich das deutsche Quartett mit Beck, Celine Rieder, Klemet und dem erst 17 Jahre alten Arne Schubert den siegreichen Australiern, Italien und Bronzegewinner Ungarn geschlagen geben.
Von Thomas Eßer und Gerald Fritsche, dpa
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