Bei Olympia in Tokio gewann das 30-köpfige chinesische Team sechs Medaillen, darunter dreimal Gold.
Michael Kappeler/dpa
Bei Olympia in Tokio gewann das 30-köpfige chinesische Team sechs Medaillen, darunter dreimal Gold.
Positive Proben

Keine Strafen nach Positiv-Proben bei 23 China-Schwimmern

Die Vorwürfe wiegen schwer. Anfang 2021 sind bei 23 Schwimmerinnen und Schwimmern aus China positive Doping-Proben gefunden worden - eine Bestrafung gab es nicht. Die Wada weiß, warum.

23 chinesische Top-Schwimmerinnen und Schwimmer sind trotz positiver Dopingtests unbestraft geblieben. Medienberichten zufolge habe die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada in der Sache auf eigene Ermittlungen verzichtet und der Darstellung der chinesischen Behörden vertraut, die verunreinigte Mahlzeiten in einem Athletenhotel als Ursache der Positivtests Anfang 2021 angab.

Die Wada nannte die Berichte in einer Stellungnahme «irreführend und möglicherweise diffamierend» und kündigte gegebenenfalls rechtliche Schritte an. Die Welt-Anti-Doping-Agentur bestätigte jedoch den Sachverhalt der 23 Positiv-Proben. Aber den Schwimmerinnen und Schwimmern sei nach einem «mehrwöchigen Überprüfungsprozess» weder Verschulden noch Fahrlässigkeit anzulasten. Bei Olympia in Tokio gewann das 30-köpfige chinesische Team im Juli/August 2021 sechs Medaillen, darunter dreimal Gold.

Man sei im Juni 2021 von der chinesischen Anti-Doping-Agentur Chinada informiert worden, dass die Schwimmerinnen und Schwimmer positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin (TMZ) getestet worden seien, nachdem sie der Substanz durch Kontamination versehentlich ausgesetzt gewesen seien. Aufgrund von damaligen Corona-Einschränkungen sei es der Wada allerdings nicht möglich gewesen, die Untersuchungen vor Ort in China durchzuführen. Nach Prüfung aus der Ferne sah sich die Anti-Doping-Organisation nicht in der Lage, die China-Theorie zu widerlegen. «Wir haben sogar neue Informationen zur Pharmakokinetik und zum Stoffwechsel von TMZ beim Hersteller eingeholt und mehrere Hypothesen getestet», erklärte Wada-Wissenschafts- und Medizin-Direktor Olivier Rabin.

Seit 2014 steht TZM auf der Verbotsliste

Auch seien Dopingstrategien mit niedrigen TMZ-Dosen ausprobiert worden, um die Plausibilität zu beurteilen. «Letztendlich kamen wir zu dem Schluss, dass es keine konkrete Grundlage gab, um die behauptete Kontamination anzufechten», sagte Rabin in der Wada-Mitteilung. TMZ hilft dabei, die Sauerstoffzufuhr zum Herzmuskel zu verbessern und die Herzfunktion zu unterstützen - so kann die Ausdauer gesteigert werden. Seit 2014 steht der sogenannte Stoffwechsel-Modulator auf der Verbotsliste der Wada.

Vor dem Dopingskandal um die russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa bei Winter-Olympia in Peking 2022 war der bekannteste Fall mit Trimetazidin der von Chinas Schwimmstar Sun Yang im Mai 2014 - kurz nach dem Wada-Verbot - mit einer Sperre von drei Monaten. Wegen anderer Dopingvergehen ist der dreimalige Olympiasieger mittlerweile rückwirkend von 2020 an für vier Jahre gesperrt.

Nach Recherchen der ARD-Dopingredaktion und der «New York Times» waren die Schwimmerinnen und Schwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv getestet worden. Auch der «Daily Telegraph» aus Australien hatte berichtet. In den Medienberichten heißt es, dass in einer Hotelküche in Shijiazhuang für sämtliche betroffene Athleten Essen gekocht worden sei. Aus dem von China vorgelegten Report gehe hervor, dass mehr als zwei Monate später Ermittler die Küche inspiziert und dabei Spuren von Trimetazidin im Dunstabzug, an Gewürzcontainern sowie im Abfluss gefunden hätten.

© dpa-infocom, dpa:240420-99-744142/3
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