Von zu großem Druck, endlich aufsteigen zu müssen, will Steffen Baumgart nichts wissen.
Roland Weihrauch/dpa
Von zu großem Druck, endlich aufsteigen zu müssen, will Steffen Baumgart nichts wissen.
2. Liga

HSV-Problem mit dem Baumgart-Ansatz: «Deutlicher werden»

In Düsseldorf offenbart sich, wie riskant der Wechsel beim Hamburger SV war. Der Trainer Baumgart statt Walter funktioniert bislang nicht. Es droht noch eine Zweitliga-Saison.

Steffen Baumgart und der Hamburger SV haben ein Problem. Mal wieder ist der ersehnte Bundesliga-Aufstieg im Frühjahr in akuter Gefahr. Nach dem völlig verdienten 0:2 (0:1) im Zweitliga-Topspiel bei Fortuna Düsseldorf, das der chancenlose HSV locker 0:4 oder 0:5 hätte verlieren können, droht das einstige Bundesliga-Dauermitglied zum Zweitliga-Inventar zu werden.

Der HSV ist auch unter dem neuen Coach Baumgart drauf und dran, zum sechsten Mal seit dem Abstieg 2018 trotz jährlich steigender Investitionen die Erstliga-Rückkehr zu verpassen. Satte fünf Niederlagen aus den vergangenen sieben Spielen setzte es für die Hamburger. Obwohl auch die Fortuna zuletzt arg schwächelte und nun erst ihr zweites Spiel in diesem Jahr gewann, ist sie bis auf einen Zähler an die Hanseaten herangerückt.

Der Negativlauf kostete bereits Baumgart-Vorgänger Tim Walter den Job. Doch auch unter dem vermeintlichen Hoffnungsträger Baumgart läuft es nicht. In drei Spielen unter den früheren Kölner Trainer setzte es schon zwei Schlappen, darunter das 1:2 in der Vorwoche gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück. «Wir sind weit weg von dem, wie ich mir das vorstelle», motzte Baumgart.

Pressing statt Ballbesitzfußball

Kein Wunder, mag man als Außenstehender einwenden. Denn nach zweieinhalb Jahren unter Walter, der strikten Ballbesitzfußball predigte, sollen die HSV-Profis nun das komplette Gegenteil zeigen. Konsequentes Pressing lautet der bekannte und beim 1. FC Köln konsequent zelebrierte Baumgart-Ansatz. Ob der beim HSV funktioniert, ist allein angesichts der langen Walter-Prägung zweifelhaft. 

In Düsseldorf spielten die Hamburger das, was sie unter Walter eingeimpft bekamen - auch weil der frühere HSV- und jetzige Fortuna-Coach Daniel Thioune dem Gegner bewusst den Ball überließ. «Allerdings in Räumen, die für uns irrelevant waren», merkte Thioune an. Und dessen Kollege Baumgart zeigt sich bei seinem Ansatz wenig kompromissbereit. 

«Einfach mal umsetzen, was vorher klar besprochen war», forderte Baumgart von seinem Team und kündigte in der Kommunikation einen klareren Ansatz an: «Ich muss deutlicher werden.»

Baumgart bleibt auch bei Benes stur

Ob das genügt, ist fraglich. Neun Spiele bleiben dem HSV und Baumgart noch. «Wir müssen jetzt schnell wieder Stabilität 'reinkriegen», befand Rückkehrer Laszlo Benes, der nach abgesessener Rot-Sperre auf ungewohnter Außenposition kein Faktor war. «Es weiß jeder, dass dies nicht meine Lieblingsposition ist», merkte der Slowake an, doch Baumgart blieb auch in dieser Frage stur: «Ich wüsste nicht, warum das nicht funktionieren sollte.»

Trotzig reagierte auch Torhüter Matheo Raab. «Sorgen mache ich mir überhaupt nicht», sagte der Keeper im Hinblick auf das Aufstiegsrennen. «Wenn wir in den letzten Spielen unser Herz auf dem Platz lassen, habe ich überhaupt keine Sorgen.» In Düsseldorf gelang dies nicht. Nicht einen Schuss brachten die Hamburger im gesamten Spiel auf das Fortuna-Gehäuse. «Es gibt eine ganze Menge, was wir verändern müssen», sagte Baumgart. Das klang deutlich realistischer. 

Von Carsten Lappe, dpa
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