Die BVB-Spieler feiern den Sieg bei Union Berlin.
Andreas Gora/dpa
Die BVB-Spieler feiern den Sieg bei Union Berlin.
Bundesliga

Hoffnung auf den «Kickstart»: BVB und Terzic atmen durch

Bei Union trotzt der BVB großem Druck nach unruhigen Wochen. Die Hoffnung auf die Wende ist da. Doch es kann nur ein Anfang sein.

Für BVB-Trainer Edin Terzic war Angreifer Karim Adeyemi das Spiegelbild des Auftritts seines Teams beim Auswärtssieg in Berlin-Köpenick. Und die Leistungssteigerung nach einer äußerst wackeligen ersten halben Stunde soll dem 22-Jährigen wie auch der ganzen zuletzt strauchelnden Mannschaft einen Anschub für die schweren Aufgaben der kommenden Wochen geben.

«Auch er hatte wirklich Schwierigkeiten, in den ersten 30 Minuten in das Spiel zu finden», sagte Terzic über den Flügelspieler nach dem 2:0 beim 1. FC Union Berlin. Dann ließ der Trainer Adeyemi und Jadon Sancho die Seiten tauschen. Am Ende eines präzisen Angriffs stand der Führungstreffer vom 22-Jährigen durch einen schönen Schlenzer.

«Elf Mal» würde er diesen Ball in zehn Versuchen versenken, scherzte Adeyemi im Anschluss im ARD-Interview. Der Nationalspieler hat schwere Monate mit einer Formkrise und einer langen Verletzungspause hinter sich. Es war sein erster Bundesligatreffer in dieser Saison. «Das ist auch schwer vorzustellen, wenn man seine Qualitäten und sein Potenzial kennt. Trotzdem wünschen wir uns, dass wir das jetzt als Kickstart nutzen und er noch häufiger in solche Szenen kommt», sagte sein Trainer.

War das die Wende für den BVB?

Ein Kickstart, den der ganze Club mal wieder bitter nötig hat. Ob das Spiel in Köpenick die große Wende bringt, wird sich zeigen. Die Heimniederlage gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende, die unruhige Woche und die mal wieder großen Diskussionen um Terzics Position: Das alles ging an der Mannschaft nicht spurlos vorbei. «Am Anfang hat man noch die Verunsicherung gemerkt, gerade vom letzten Wochenende», sagte Torwart Alexander Meyer.

Trotz des fehlenden Glanzes stärkte der Auftritt des Teams den Glauben von Sebastian Kehl an einen erfolgreichen Saisonendspurt: «Ich vertraue dieser Mannschaft. Ich glaube daran, dass diese Mannschaft unter die ersten Vier kommt», sagte der Sportdirektor in der Sport1-Sendung «Doppelpass».

Das knifflige Restprogramm mit Spielen gegen die Spitzenteams aus Leverkusen, München, Stuttgart und Leipzig kann Kehl nicht schrecken: «Wir haben die Möglichkeit, in diesen Spielen zu zeigen, dass in der Mannschaft mehr steckt. Da erwarte ich, dass wir liefern. Mit Stuttgart, Leipzig und auch Frankfurt haben wir Mannschaften um uns herum, die einen sehr stabilen Eindruck machen.»

Die Probleme im Spielaufbau, die die Dortmunder schon in der ganzen Saison plagen, zeigten sich auch am Samstag. «In den ersten dreißig Minuten hatten wir große Probleme, haben viele Bälle verloren und haben es den Unionern zu leicht gemacht, an den Ball zu kommen und selbst zu kontern», sagte Terzic.

Zu früh habe seine Mannschaft den Weg durch das Zentrum gesucht, sagte der 41-Jährige. Leichtfertige Ballverluste im Aufbauspiel waren die Folge. Der Matchplan sei ein anderer gewesen, stellte der Trainer fest. Gegen Mannschaften mit größerer Qualität in der Offensive als Union hätten diese Fehler schon zu einem deutlichen Rückstand führen können. «Es ist dann meine Aufgabe als Cheftrainer, unsere Aufgabe als Trainerteam, voranzugehen, Ruhe auszustrahlen», so Terzic.

Eine Druckphase vor der Pause nutzten die Dortmunder zur Führung, auch weil sie sich clever aus dem Berliner Pressing befreiten. «Das war genau das, was wir haben wollten. Wir wollten von Linie zu Linie spielen, von Außenverteidiger zu Außenverteidiger, um uns dadurch erst das Zentrum zu öffnen», sagte Terzic.

Auf der Habenseite kann der BVB die Reaktion auf den schwierigen Start verbuchen. «Wir wussten, dass das hier ein richtiger Kampf wird. Dann haben wir es auch angenommen», sagte Meyer. Defensiv zeigten sich die Dortmunder mit der Innenverteidigung aus Niklas Süle und Nico Schlotterbeck stabil.

BVB-Minimalziel: Champions League

Aus dem Stadion An der Alten Försterei Punkte mitzunehmen, gelang in den letzten Monaten nicht vielen Teams. Doch dem Team und Terzic ist klar, dass der Auftritt in Berlin nur der Ausgangspunkt sein kann. «Wir wissen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben», sagte der Trainer.

Für Dortmund geht es zunächst zu Werder Bremen und dann gegen Eindhoven um den Einzug ins Viertelfinale der Champions League. In der Liga warten noch die Spitzenmannschaften aus München, Leverkusen, Stuttgart und Leipzig. «Klar spielen wir noch gegen die Top-Teams. Aber es muss auch unser Anspruch sein, das erfolgreich zu gestalten», sagte Meyer.

Die Sachsen aus Leipzig hielt Dortmund durch den Sieg noch hinter sich. Zu Rang vier, der für das Minimalziel Champions League qualifiziert, gibt es keine Alternative für den BVB. «Wir haben einige Dinge liegen lassen, besonders jetzt in den letzten beiden Spielen in der Bundesliga. Die müssen wir uns woanders zurückholen», sagte Terzic.

David Langenbein, dpa
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