Seit ihrem Karrierebeginn werden Fritz und Tiafoe schon von diesen Geistern der Vergangenheit verfolgt. Ihr Schicksal teilen die beiden 26-Jährigen mit Tommy Paul (27), Sebastian Korda (24) und Ben Shelton (21), die derzeit ebenfalls unter den Top 20 der Weltrangliste stehen. «Wir haben uns den Druck immer aufgeteilt», sagte Fritz. «Wir sind vier, fünf Jungs, die alle unglaubliche Spieler sind. Es ist großartig, weil wir uns alle gegenseitig pushen und besser machen.»
«Videospiel-Typ» gegen «laut» und «unausstehlich»
Dieses Jahr könnte es für Fritz oder Tiafoe nun so weit sein - vor dem Finale am Sonntag treffen zwei gegensätzliche Typen aufeinander. «Als Persönlichkeiten kannst du keine größeren Extreme treffen», charakterisierte Tiafoe sich und Fritz. «Er ist ein Videospiel-Typ, verlässt nie den Raum. Ich bin laut und manchmal unausstehlich. Weil wir so verschieden sind, kommen wir so gut miteinander aus.»
Beide kannten sich bereits als Kinder, spielten bei Jugendturnieren gegeneinander. Doch auch ihr Weg zum Tennis hätte kaum unterschiedlicher sein können.
Unterschiedlicher Weg zum Tennis
Tiafoe wuchs als Sohn von Einwanderern aus Sierra Leone in einfachsten Verhältnissen auf. Vater Constant arbeitete in einem Junior-Tenniscenter als Hausmeister, Frances schlief dort öfter auf einer Massagebank. Als er den Ball alleine gegen eine Wand schlug, stellte er sich vor, gegen Roger Federer bei den US Open zu spielen. Für seinen Traum vom Tennisprofi wurde er ausgelacht. Es fehlte an Geld. Die Spielausrüstung und die Gebühr für sein erstes Jugendturnier bezahlte sein erster Trainer.
Bei Fritz war die Karriere hingegen familiär vorgeprägt. Seine Mutter Kathy May stand unter den besten Zehn der Welt, auch Vater Guy war Tennisprofi und später Trainer.
Beiden wurde schon als Jugendliche eine große Karriere vorausgesagt. Und so hatte Fritz auch früh eine Vorahnung, was nun am Freitag bevorsteht. Bei einem Flug vor einigen Jahren habe der Kalifornier sich zu ihm herüber gebeugt, berichtete Tiafoe. «"Bruder, ich glaube du und ich werden die Amerikaner Nummer eins und zwei sein und den Weg weisen"», erinnerte er vor dem Halbfinale die Worte von Fritz. «Ich habe ihm gesagt: "Junge, es ist sechs Uhr morgens, ich bin ziemlich müde - aber lass es uns tun."»
Von Florian Lütticke, dpa
© dpa-infocom, dpa:240905-930-223567/1
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten