Verstappen steht nach seiner Rammattacke im Fokus der Kritik.
Bradley Collyer/PA Wire/dpa
Verstappen steht nach seiner Rammattacke im Fokus der Kritik.
Formel 1 in Spanien

Verstappens später Rettungsversuch nach dem Kontrollverlust

Max Verstappen bleibt erst auf Konfrontationskurs. Von einem Fehler will er direkt nach seinem Rammstoß nicht reden. Am nächsten Morgen klingt er anders.

Nach seiner folgenreichen Frustexplosion bemühte sich Max Verstappen erst gar nicht um öffentliche Schadensbegrenzung. Der nun sogar vor einem Rennbann stehende Vierfach-Champion blieb im Angriffsmodus. «Das nächste Mal bringe ich Taschentücher mit», höhnte der 27 Jahre alte Niederländer in Richtung seines Rammopfers George Russell. 

Der Mercedes-Pilot, dem Verstappen für praktisch alle Beobachter und auch die Formel-1-Rennkommissare unverständlicherweise ins Auto gefahren war, hatte zuvor auch etwas dramatisch zugespitzt betont: «Wir setzen unser Leben aufs Spiel. Zum Glück sind die Autos heutzutage so sicher, wie sie sind. Aber das sollte man nicht als selbstverständlich hinnehmen.» Dass die beiden eine Vorgeschichte aus dem vergangenen Jahr haben, ist diesmal irrelevant. 

Das Unverständnis über seine Aktion bekam Verstappen nach dem Großen Preis von Spanien am Sonntag von allen Seiten zu hören, zu spüren - und zu lesen. «Max Verstappen sorgt für Eklat», titelten die «Salzburger Nachrichten» aus der österreichischen Red-Bull-Heimat. «Rüpel Verstappen», schrieb «La Gazzetta dello Sport» aus Italien. In Verstappen sei die schmutzige Version wieder hervorgekommen, «die er hinter sich gelassen zu haben schien», befand «El País». Kurioserweise wurde der viermalige Spanien-Sieger von den Fans aber zum Fahrer des Rennens gekürt. 

Falsche Annahme des Teams brachte Verstappen in Not

Verstappens Attacke in der dramatischen Schlussphase eines außerordentlich unterhaltsamen Rennens vor den Toren Barcelonas, das er 2016 bereits in seinem ersten Einsatz für Red Bull gewonnen hatte, war vor allem eines: komplett unnötig. Sein Team hatte ihn angewiesen, Russell wieder überholen zu lassen. Die Verantwortlichen hatten fälschlicherweise angenommen, Verstappen habe sich zuvor aussichtslos mit seinem letzten Reifensatz einen Vorteil in einem Zweikampf verschafft.

Verstappen, schon übel fluchend über die Reifenwahl in der alles entscheidenden Safety-Car-Phase des Rennens, ließ Russell rankommen und rammte dann den Wagen. «Das hab' ich auch schon gemacht - bei Mario Kart...», spottete Lando Norris, der Zweitplatzierte im Hitze-Rennen.

Verstappens heikles Spiel mit der Sünderkartei 

Der 25 Jahre alte Brite hat auch schon zur Genüge die wilde Seite des seines Kumpels zu spüren bekommen. Und auch das ist ein Muster, wenn es mal mit Verstappen durchgeht und der Knallhart-Kurs zur Konfrontation auf allen Ebenen führt. Er gibt öffentlich nicht nach. «Spielt das eine Rolle?», entgegnet er auf die Frage, ob die Aktion gegen Russell Absicht gewesen sein. Als die Reporterin dies bejaht, kontert Verstappen: «Yeah. Das ist großartig.»

Statt durch eine wagemutige Reifenstrategie in einem langsameren Wagen das dominante McLaren-Duo zu schlagen und näher an WM-Spitzenreiter Oscar Piastri heranzurücken, gab es eine Zehn-Sekunden-Strafe, Platz zehn und damit nur einen mickrigen WM-Zähler - dafür aber satte drei Strafpunkte. Elf Punkte hat er nun in der Sünderkartei, kommt bei den beiden weiteren Rennen in Kanada und Österreich auch nur noch einer hinzu, wird er sogar für einen Grand Prix gesperrt.

Erst nach dem Rennen auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg verfallen zwei Zähler - sie sind jeweils zwölf Monate gültig. Das all das die ohnehin wilden Spekulationen um Verstappens Zukunft noch mal richtig befeuert, ist unzweifelhaft. Eine Art Ausstiegsklausel bei einer bestimmten Platzierung im Klassement nach dem Österreich-Rennen gibt es nach Angaben von Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko aber nicht: «Alles Blödsinn.» 

Experten rätseln über Verstappen-Aktion 

Was in Verstappen in dem Moment gefahren ist, weiß nur er selbst. «Das hat er als viermaliger Weltmeister nicht nötig», sagte Sky-Experte und Ex-Rennfahrer Ralf Schumacher: «Dass der Frust mitfährt, ist klar, aber das sollte nicht sein.» Ex-Champion Nico Rosberg bezeichnete die Aktion als «extrem inakzeptabel». Verstappen hätte sofort aus dem Rennen genommen werden müssen. 

Aber auch so ist der Schaden immens. Der WM-Kampf droht zum reinen McLaren-Duell zu werden - und das mit Vorteil Piastri. In Spanien zeigte der Australier beim fünften Saisonsieg im neunten Rennen erneut, dass er sich und die Konkurrenz stets im Griff hat. Das Aufbegehren von Rivale Norris nach dessen Monaco-Triumph erstickte der 24-Jährige schnell wieder. 10 Punkte Vorsprung sind im Klassement zwar nicht viel. 49 auf Verstappen schon eher.

«Viele fürchten sich, wenn das Auto von Max hinter ihnen auftaucht. So wie in den goldenen Zeiten von (Michael) Schumacher. Doch Piastri, der den blauen Fleck des RB21 in seinem Rückspiegel sah, zuckte nicht einmal zusammen», schrieb Spaniens «Mundo deportivo».

Von Jens Marx, dpa
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