Beim Spiel des VfL Bochum gegen den 1. FC Union Berlin warfen Fans aus Protest Tennisbälle auf das Spielfeld.
David Inderlied/dpa
Beim Spiel des VfL Bochum gegen den 1. FC Union Berlin warfen Fans aus Protest Tennisbälle auf das Spielfeld.
Bundesliga

Fans wollen DFL-Investor nicht akzeptieren

In ganz Deutschland machen Fans ihre Ablehnung gegen einen DFL-Investor deutlich. Mancherorts müssen Spiele unterbrochen werden. Köln-Trainer Baumgart zeigt großes Verständnis für die Anhänger.

Offizielle Einigung ja, Fan-Akzeptanz nein: Mit Tennisbällen, Schokoladentalern und großen Plakaten haben organisierte Fans in ganz Deutschland ihren Unmut gegen einen Investoren-Deal geäußert.

«Wir werden kein Teil eures Deals sein - Scheiß DFL!», stand auf Bannern in den Stadien. Die 36 Profi-Clubs hatten der Deutschen Fußball Liga am vergangenen Montag mit der nötigen Mehrheit das Mandat erteilt, in konkrete Verhandlungen mit einem strategischen Vermarktungspartner einzutreten. Viele Anhänger machten am Wochenende deutlich, dass sie sich weiter dagegen wehren wollen.

In Freiburg musste die Partie des SC gegen den 1. FC Köln für fünf Minuten unterbrochen werden. Freiburg-Fans hatten Schokoladentaler auf den Platz geworfen. Zuvor hatte FC-Trainer Steffen Baumgart großes Verständnis für Proteste der Anhänger gezeigt.

«Ich glaube, dass man das akzeptieren und respektieren muss, was die Fans zeigen. Ein Mehrheitsbeschluss kann nicht sein, dass er von 50 Leuten gemacht wird. Die Mehrheit ist die Kurve und das in jedem Stadion. Das sollte man bei allen Situationen bedenken. Ob richtig oder falsch, lasse ich außen vor», sagte der 51-Jährige bei DAZN.

Tennisbälle und Schokoladentaler

Tags zuvor war auch in Bochum die Partie des VfL gegen den 1. FC Union Berlin kurzzeitig gestoppt worden. Union-Fans hatten nach zwölf Minuten Tennisbälle und - passend zur Vorweihnachtszeit - ebenfalls Schokoladentaler auf den Rasen geworfen. Erst als das Spielfeld davon befreit worden war, ging es weiter. Bochums Offensivmann Takuma Asano hatte sich unterdessen einen Taler einverleibt.

Das Spiel des SV Darmstadt 98 gegen den VfL Wolfsburg wurde dagegen unterbrochen, weil im Gäste-Block Pyrotechnik gezündet worden war. Wie auch andernorts kritisierten Fans aber nicht nur die DFL. «Unsere Stimme hätte den DFL-Investor verhindern müssen», hieß es auf einem Plakat der Darmstädter Fans. Der Aufsteiger hatte für einen Deal gestimmt.

Hoffenheims Geschäftsführer Alexander Rosen verteidigte den geplanten Investoreneinstieg und warb bei den Fans für mehr Akzeptanz dafür. «Grundsätzlich ist es das gute Recht der aktiven Fanszene, einen Gegenpart ganz demonstrativ in den Stadien zu zeigen. Auf der anderen Seite muss man in einem gewissen Rahmen auch akzeptieren, dass sich die Liga entwickeln muss», sagte Rosen bei «Bild-TV». Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor bis zu einer Milliarde Euro zahlen. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben.

Auch andere Funktionäre äußerten sich in der Debatte. Für sie ist das Thema kommunikativ heikel. Einerseits wollen sie es sich mit ihren Fans nicht verscherzen, andererseits sehen viele von ihnen wirtschaftliche Vorteile durch einen Investoreneinstieg. Entsprechend klingen viele Aussagen.

«Ist ein schmaler Grat»

«Beides hat seine Berechtigung. Die Kunst liegt daran, beides zusammenzubringen», hatte VfB Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß am Freitag gesagt, nachdem der organisierte Protest von den «Fanszenen Deutschlands» angekündigt worden war. Einerseits gehe es darum, den Anschluss im internationalen Fußball nicht zu verlieren, aber auch nicht den Kontakt zu den Fans, die «alles entscheidend» seien. «Das ist ein schmaler Grat.» Man müsse sehr genau hinhören, was die Sorgen der Fans seien.

Viele Anhänger haben Angst um die Zukunft des deutschen Fußballs, wie sie ihn mögen. Sie fürchten den Einfluss von Investoren und werfen der DFL Profitgier vor. «Ein Vertrag, der über zwei Jahrzehnte abgeschlossen wird, öffnet auf lange Sicht die Büchse der Pandora, die weitere Investoreneinstiege nicht ausschließt - ganz im Gegenteil», heißt es in einem von zahlreichen Ultra-Szenen verbreiteten Statement.

In Anlehnung an die Fans als «12. Mann» blieb es in vielen Stadien der Bundesliga und 2. Bundesliga in den ersten zwölf Minuten leise. Anschließend machten die Fans mit Schmähgesängen oder dem Werfen von Gegenständen auf den Platz auf sich aufmerksam. Das Zweitligaspiel zwischen dem SC Paderborn und Hansa Rostock musste am Freitag sogar zweimal unterbrochen werden. Zudem kam es zu folgenreichen Fan-Ausschreitungen von Rostocker Fans.

Von Thomas Eßer, Stefan Tabeling und Jens Marx, dpa
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