Die nächste Party. Mit dem Gewinn des Supercups schöpft Meister Leverkusen Mut für die neue Saison.
Bernd Thissen/dpa
Die nächste Party. Mit dem Gewinn des Supercups schöpft Meister Leverkusen Mut für die neue Saison.
Sieg gegen VfB Stuttgart

Erstes «Signal» der Comeback-Monster: Bayer gewinnt Supercup

Der Meister wankt, aber fällt nicht. Mit altbekannter Last-Minute-Stärke bezwingt Leverkusen im Supercup die starken Stuttgarter. Was heißt das für die neue Saison?

Sehenswerte Tore, viel Zoff und ein finales Elfmeter-Drama. Der von vielen Fan als «Kirmescup» verspottete Supercup wurde zur sehenswerten Saison-Ouvertüre und machte vor allem den Gewinnern Lust auf mehr. Ähnlich leidenschaftlich wie wenige Monate zuvor die Meisterschaft feierten die Seriensieger aus Leverkusen den ersten Titel der neuen Spielzeit. Torhüter und Matchwinner Lukas Hradecky wertete das 4:3 (2:2, 1:1) im Elfmeterschießen gegen den VfB Stuttgart als Kampfansage an die Konkurrenz: «Das ist ein klares Signal an die anderen Mannschaften, dass wir wieder dabei sein wollen.»

Die Dramaturgie der Partie weckte bei allen Beteiligten Erinnerungen an die Double-Saison. Wie so oft unter der Regie von Erfolgstrainer Xabi Alonso beeindruckten die seit 15 Monaten auf nationaler Bühne ungeschlagenen Leverkusener mit einer erstaunlichen Last-Minute-Stärke - diesmal sogar unter erschwerten Bedingungen. Obwohl sie nach der Roten Karte für Neuzugang Martin Terrier ab der 37. Minute mit einem Profi weniger auskommen mussten, ließen sie sich auch von einem 1:2-Rückstand nicht beirren. 

Hradecky: «Comeback-Qualitäten noch da»

Zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit raubte der eingewechselte Patrik Schick den tapferen Stuttgartern mit seinem Ausgleichstreffer die Hoffnung, dass die Leverkusener Fähigkeit zu späten Toren in der Sommerpause verloren gegangen sein könnte. «Es war schön zu sehen, dass wir unsere Comeback-Qualität anscheinend nicht am Strand liegenlassen haben. Sie ist noch da», scherzte Hradeky.

Dass der finnische Schlussmann im Showdown vom Punkt gegen Frans Krätzig parierte und der Stuttgarter Silas den letzten Elfmeter über das Tor schoss, machte das Bayer-Glück perfekt. «Das Adrenalin ist zurück. Es war wichtig, wieder diese Energie zu spüren», kommentierte Sportchef Simon Rolfes mit Blick auf den kniffligen Bundesliga-Auftakt der Werkself am Freitag bei Borussia Mönchengladbach. «Das gibt uns Schwung für die nächsten Spiele. Dass wir bereit sind, unter Druck zu performen.»

Leidenschaft und Rudelbildung 

Wie schon in der Vorsaison, in der es sowohl in beiden Ligaduellen (1:1/2:2) als auch im Pokal-Viertelfinale (3:2 für Leverkusen) eng zuging, lieferten sich beide Teams einen leidenschaftlichen und hochklassigen Schlagabtausch. Mehrfache Rudelbildungen waren Ausdruck des großen Willens, sich die Trophäe zu sichern.

Ähnlich emotional ging es auch im Anschluss an das Elfmeterschießen zu. Auf die Frage, wie er eine angeblich unsportliche Geste seines Angreifers Victor Boniface in Richtung der Stuttgarter Spieler bewerte, antwortete Bayer-Coach Xabi Alonso gewohnt gelassen: «Ich habe es nicht gesehen und kann es nicht kommentieren. Aber es gab diese Polemik in den letzten Minuten. Das ist normal und kein großes Thema.»

Nicht nur der Spielverlauf trug zur aufgebrachten Stimmung der Gäste bei. Weil eine Torkamera auf der Seite der VfB-Fans defekt war, wurde das Elfmeterschießen kurzerhand ohne obligatorische Wahl vor der Tribüne mit dem Bayer-Anhang ausgetragen. «Das ist aus unserer Sicht natürlich bitter. Es ändert schon etwas, ist aber nicht mehr zu ändern», klagte Trainer Sebastian Hoeneß.

Undav schimpft über verpassten VfB-Sieg

Mehr noch als über diese Entscheidung ärgerte sich Deniz Undav (67.), neben Enzo Millot (15.) einer der beiden VfB-Torschützen, über die mangelnde Kaltschnäuzigkeit seines Teams. «Wenn du gegen zehn Mann spielst, darfst du das Ding nicht mehr verlieren. Kleine Fehler werden gegen Leverkusen bestraft. Es fuckt mich richtig ab, dass wir wieder verloren haben, obwohl wir 2:1 geführt haben», schimpfte der aufgebrachte Angreifer vor dem Sat.1-Mikrofon. 

Doch bei allem Frust gab es auch Grund zur Zuversicht. Schließlich wurden die Bedenken zerstreut, dass die Abgänge von Schlüsselspielern wie Serhou Guirassy, Waldemar Anton (beide Dortmund) und Hiroki Ito (München) in der Sommerpause zu viel Substanz gekostet haben könnten.

«Wir wussten vor dem Spiel nicht, wo wir stehen. Deshalb war es für uns eine wichtige Rückmeldung, dass wir in die richtige Richtung gehen», befand Trainer Hoeneß. Ähnlich sah es Sportdirektor Fabian Wohlgemuth: Nach der starken Vorstellung gegen den Liga-Primus «können wir besser einschätzen, wo wir stehen».

Von Heinz Büse, dpa
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