In Österreich ist man nach dem zweiten Spieltag guter Dinge.
Andreas Gora/dpa
In Österreich ist man nach dem zweiten Spieltag guter Dinge.
Fußball-EM

Erleichterung pur bei Österreich - aber Rangnick warnt

Nach dem Sieg gegen Polen fällt den Österreichern ein Stein vom Herzen. Teamchef Rangnick ist erst als Motivator und dann als Mahner gefragt.

Während die österreichischen Fans im Biergarten am Berliner Olympiastadion noch ausgiebig den ersten EM-Sieg feierten, schaltete Teamchef Ralf Rangnick bei aller Erleichterung schon wieder in den Mahner-Modus. «Rechnerisch sind wir noch nicht durch. Mindestens einen Punkt werden wir schon noch brauchen», sagte der 65-Jährige nach dem 3:1 gegen Polen.

«Jetzt heißt es erstmal wieder regenerieren, regenerieren, regenerieren. Wir müssen schauen, dass wir viel schlafen, gut essen und die Speicher wieder vollkriegen und am Dienstag gegen Holland hoffentlich die Qualifikation fürs Achtelfinale perfekt machen», sagte der Deutsche an den TV-Mikrofonen.

In die Partie gegen Oranje in Berlin gehen die Kicker der Alpenrepublik nun aber mit dem guten Gefühl, in einem kleinen Endspiel abgeliefert zu haben. «Wir sind alle brutal erleichtert, es war schon gehöriger Druck auf uns. Das Mittagsschlaferl war sehr kurz, viel ist nicht gegangen», offenbarte Offensivspieler Christoph Baumgartner von RB Leipzig, der den wichtigen Treffer zum 2:1 markierte.

Rangnicks Halbzeitansprache zeigt Wirkung

Dafür war Rangnick, der vom wichtigsten Spiel seiner Zeit beim ÖFB sprach, auch doppelt als Motivator gefragt. Vor dem Spiel schickte der Trainer dem 24-Jährigen ein animiertes Bild aufs Handy, dass Baumgartner im RB-Trikot bei einer Jubelgeste zeigt. «Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee war, wenn ich mir die erste Halbzeit von ihm anschaue», sagte Rangnick.

Denn Baumgartner, der in den letzten sieben Länderspielen sechs Tore schoss, konnte zunächst nicht seine gewohnte Schlüsselrolle spielen. Rangnicks zweiter Versuch in der Halbzeitpause war weniger subtil: «Ich habe ihm gesagt: Baumi, du bist für uns so ein wichtiger Spieler, wir brauchen dich mindestens mal in Normalform.»

In einem Vier-Augen-Austausch sprach er seinem Angreifer dann Mut zu. «Ich bin extrem glücklich, dass er bei uns ist», sagte Baumgartner, der nach seinem Schuss von der Strafraumgrenze in der 66. Minute schnurstracks in die Arme seines Teamchefs rannte. «Mich ist's dann überkommen. Ich wollte etwas zurückgeben und zeigen, dass ich dem Trainer extrem dankbar bin», erklärte Baumgartner. Die Umstellung von Rechtsaußen ins Zentrum habe sicher auch geholfen, so Rangnick.

«Das können wir uns nicht erlauben»

Im ersten Gruppenspiel gegen Frankreich (0:1) hatte der 24-Jährige noch die ganz große Chance zur Führung ausgelassen, nur kurz danach gelang dem Vizeweltmeister das Siegtor. Gegen Polen machten es Baumgartner und das ÖFB-Team dann deutlich besser, auch wenn es nach einem furiosen Beginn eine fast fatale Phase der Passivität gab.

«Das können wir uns nicht erlauben. So herausragend sind wir individuell nicht besetzt, dass wir uns vier oder fünf Spieler erlauben können, die unter ihrer Normalform geblieben sind», ärgerte sich der Teamchef.

Doch in Halbzeit zwei fing sich das Team und hat nun gute Chancen auf das Achtelfinale. Mit einem Sieg gegen die Niederlande wäre es sicher. Bei einem Unentschieden oder einer knappen Niederlage ist die Wahrscheinlichkeit hoch, als einer der vier besten Gruppendritten weiterzukommen.

Doch darauf will sich im ÖFB-Team natürlich niemand verlassen. «Das wird ein hartes Stück Arbeit. Sie sind eine sehr gute Mannschaft, die in Ballbesitz sehr gut und kontrolliert von hinten herausspielt», sagte Kapitän Marcel Sabitzer. «Aber wenn wir die Intensität auf den Platz bringen, wird es schwer für die.»

David Langenbein, Jörg Soldwisch, Jordan Raza, Christian Hollmann und Philip Dulian, dpa
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