Richard Vogel und die deutschen Reiter sind enttäuscht
Rolf Vennenbernd/dpa
Richard Vogel und die deutschen Reiter sind enttäuscht
Sommerspiele in Paris

Enttäuschung bei den Springreitern: Platz fünf statt Gold

Nach einer fehlerfreien Qualifikation sind die Hoffnungen groß. Doch das deutsche Springreiter-Trio geht im Finale des olympischen Team-Wettbewerbs leer aus.

Die letzten Ritte der Konkurrenz um die Medaillen schaute Bundestrainer Otto Becker auf einem großen TV-Schirm am Abreiteplatz. Der Traum vom deutschen Springreiter-Gold seit 24 Jahren oder zumindest einer Medaille war längst beendet, als die Briten den Olympiasieg bejubelten. Entsprechend geknickt zog der Coach nach Platz fünf sein Fazit: «Das ist natürlich eine Enttäuschung.»

Nicht nur Becker hatte sich nach einer fehlerfreien Qualifikation mehr erhofft. Nach dem Auftritt der deutschen Equipe im Schlossgarten von Versailles stellte er fest: «Auch heute waren sie gut, das hat die Truppe nicht verdient.» Zugleich räumte Becker ein: «Die anderen waren heute besser.»

Frühes Ende der Hoffnungen

Schon in der zweiten von drei Runden endete für Deutschlands Springreiter der Traum vom Gold. Als nach Startreiter Christian Kukuk auch Richard Vogel mit seinem Pferd United Touch patzte, musste das deutsche Trio die Hoffnungen auf den ersten Olympiasieg seit 2000 in Sydney frühzeitig abschreiben. 

«Die Qualifikation war herausragend, das Finale gut - aber gut reicht auf diesem starken Niveau nicht für eine Medaille», resümierte Sportchef Dennis Peiler. Der Sport-Geschäftsführer des Reitverbandes FN gab zu: «Am Ende bleibt Enttäuschung.» Hinter Großbritannien holte die USA Silber, Bronze ging an Frankreich.

Null-Runde kommt zu spät

Mit betretenen Mienen trottete die deutsche Delegation von der 15.000 Zuschauer fassenden Anlage in die Stallungen zurück. Insgesamt acht Strafpunkte waren einfach zu viel, um in den Medaillenkampf eingreifen zu können. Daran änderte auch der fehlerfreie Auftritt des EM-Zweiten Philipp Weishaupt zum Schluss nichts mehr.

Der39-Jährige aus Riesenbeck ritt mit Zineday souverän durch den Parcours - doch für Edelmetall reichte das nicht mehr. «Mit meiner Leistung bin ich zufrieden. Aber es hat heute ein wenig gefehlt. Wir haben es nicht so hinbekommen wie in der Qualifikation», sagte Weishaupt.

Dabei war das deutsche Trio nach der Leistung am Vortag als Topfavorit in das Finale gestartet. Nur Deutschland hatte in der Qualifikation null Strafpunkte - doch als darauf ankam, ging das Team von Bundestrainer Becker vor der königlichen Kulisse leer aus.

Es ging bei null los

«Ja klar, das ist schade gewesen», sagte Kukuk mit Blick auf die makellosen Runden in der Qualifikation. «Aber das ist Vergangenheit. Wir wussten, wie der Modus ist.» Am Freitag ging es aufgrund des neuen Olympia-Reglements für alle wieder bei null los. «Darüber muss man jetzt nicht diskutieren», sagte der Bundestrainer.

Kukuk hatte als Startreiter der deutschen Equipe die Chance, sein Team in Führung zu bringen. Denn kein Paar hatte es vor dem 34-Jährigen aus Riesenbeck geschafft, den schweren Parcours ohne Strafpunkt zu absolvieren - und bis kurz vor dem Ende der 525 Meter langen Strecke mit 14 Hindernissen lief es im Sattel von Checker perfekt. Doch am vorletzten Sprung patzte das Paar. «Beim Aussprung aus der Kombination war das Glück aufgebraucht», sagte Kukuk: «Das war eigentlich eine super Runde, aber dann kam ein blöder Fehler.»

Auch Vogel kassiert Strafpunkte

Anders als am ersten Tag ritt Vogel im Finale als Zweiter, und der Druck stieg durch die ersten fehlerfreien Runden der Konkurrenz. Auch der 27-Jährige aus Marburg zeigte «eigentlich eine geile Runde», wie Kukuk befand. Aber Vogel ritt ebenfalls mit vier Strafpunkten aus dem Stadion.

«Ich will es nicht schönreden, aber mein Pferd sprang fantastisch», kommentierte Vogel. «Es war die einzige Stange, die gefallen ist», sagte der 27-Jährige. «So ist unser Sport», fügte der Mann aus Marburg an und zeigte sich selbstkritisch: «Ich hätte einfach besser reiten müssen.» Nun gibt es noch Chancen im EInzel am Montag und Dienstag. Weishaupts Ziel ist klar: «Da will ich meine Medaille!»

Von Michael Rossmann und Eric Dobias, dpa
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